Behandelter Abschnitt Heb 6,4-6
Dies veranlasst den Schreiber, besonders auf die Gefahr des Abfalls vom Glauben hinzuweisen. Er nennt fünf äußerliche Vorrechte, die das Christentum in die Welt gebracht hat. Er sagt:
Heb 6,4-6: 4 Denn es ist unmöglich, diejenigen, die einmal erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben und des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind 5 und das gute Wort Gottes und die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters geschmeckt haben 6 und abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern, da sie den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigen und ihn zur Schau stellen.
Auf den ersten Blick sieht es vielleicht so aus, als beziehe er sich auf Vorrechte, die denen gehören, die Christus als ihren Erlöser angenommen haben; doch tatsächlich konnte jemand an allen fünf Dingen teilhaben, ohne errettet zu sein! Indem man sich äußerlich mit der christlichen Gesellschaft identifiziert, kann jemand (ein lediglich bekennender Gläubiger) an diesen Dingen teilhaben und sie erfahren, ohne göttliches Leben zu besitzen. Worauf der Schreiber hinauswill, ist Folgendes: Es ist von großem Vorteil, mit dem christlichen Zeugnis identifiziert zu werden, aber es überträgt einem auch große Verantwortung. Er spricht von bestimmten äußerlichen Vorrechten, die so jemand hat:
Er ist „erleuchtet“ worden.
Ein Mensch wird erleuchtet, indem er die im Evangelium vorgestellte Wahrheit hört; das gibt ihm Verständnis. Es bedeutet nicht, dass er an das Evangelium glaubt und Christus als seinen Erlöser angenommen hat. Erleuchtung ist nicht Wiedergeburt und Errettung. Erleuchtet zu sein, macht jemand jedoch sehr verantwortlich, denn Gott macht einen Menschen für das Ausmaß an Licht verantwortlich, das ihm gegeben worden ist, und dementsprechend wird er gerichtet werden (Lk 12,47.48).
Er hat „die himmlische Gabe geschmeckt“.
Das bezieht sich auf die christliche Offenbarung der Wahrheit – auf „den einmal den Heiligen überlieferten Glauben“ (Jud 3). Es ist dieses „schöne Gut“ der Wahrheit, das wir festhalten sollen (2Tim 1,14; Off 3,11). Jemand kommt vielleicht in christliche Zusammenkünfte, in denen diese himmlischen Wahrheiten dargelegt werden, und schmeckt diese Dinge äußerlich, indem er davon hört. (Beachte: „Geschmeckt“ bedeutet, dass man etwas probiert, ohne es notwendigerweise zu sich zu nehmen.)
Er ist „des Heiligen Geistes teilhaftig geworden“.
Er sagt nicht, dass jemand den Geist innewohnend in sich hat, sondern vielmehr, dass er des Geistes „teilhaftig geworden“ ist. Der Geist wohnt nicht nur in den Gläubigen, die an den Herrn Jesus Christus glauben, sondern Er wohnt auch unter den Gläubigen im Haus Gottes (Joh 14,17; Apg 2,1-4). Ein Ungläubiger oder ein bloßer Bekenner kann in einer christlichen Gemeinschaft sein, wo der Geist Gottes wirkt, und äußerlich an den Dingen teilhaben, die dort geschehen. Auf diese Weise ist er „des Heiligen Geistes teilhaftig“, ohne errettet und mit dem Geist versiegelt zu sein. Beachte: Das Wort im griechischen Text, das hier mit „teilhaftig“ übersetzt wird, ist metecho. Dieses Wort weist auf eine Teilhabe an etwas hin, ohne näher anzugeben, bis zu welchem Maß diese Teilhabe erfolgt. Der Schreiber verwendet nicht koinonea – das übliche Wort für „Teilhabe“ bezeichnet eine volle gemeinsame Teilhabe an einer Sache. Daher bezieht sich die Teilhabe in diesem Vers auf ein äußerliches oder teilweises Teilhaben. (Vergleiche, wie diese beiden griechischen Wörter in Hebräer 2,14 verwendet werden.)
Er hat „das gute Wort Gottes geschmeckt“.
Das bezieht sich darauf, dass man die Schrift hört, die in der christlichen Zusammenkunft auslegt wird, ohne dass im Einzelnen angegeben wird, ob die Wahrheit, die gelehrt wurde, tatsächlich im Glauben empfangen wurde. Auch hier weist das „Schmecken“ auf eine äußerliche Sache hin. Jemand kann die Wahrheit aus dem Wort Gottes hören und verstehen, ohne sie persönlich im Glauben anzunehmen.
Er hat „die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters geschmeckt“.
Das bezieht sich auf die Wunder, die im christlichen Umkreis geschehen waren und die jemand sehen und sogar selbst erfahren konnte. Es ist durchaus möglich, dass ein bloßer Bekenner durch diese Wunder geheilt wurde, während er sich unter Christen befand.