Behandelter Abschnitt 1Thes 4,9-10
Liebe zueinander (V. 9.10)
1Thes 4,9.10: 9 Was aber die Bruderliebe betrifft, so habt ihr nicht nötig, dass wir euch schreiben, denn ihr selbst seid von Gott gelehrt, einander zu lieben; 10 denn das tut ihr auch allen Brüdern gegenüber, die in ganz Mazedonien sind. Wir ermahnen euch aber, Brüder, reichlicher zuzunehmen …
Bruderliebe unter den Gläubigen ist das Normale im Christentum und ein Kennzeichen einer gesunden Gemeinde (Joh 13,34.35; Heb 13,1). Sie waren „von Gott gelehrt, einander zu lieben“. Dies bezieht sich auf das neue Leben im Gläubigen, das entsprechend der Natur dieses neuen Lebens handelt. Der Apostel Johannes sagt, dass Bruderliebe eins der Merkmale des neuen Lebens und der neuen Natur ist: „Jeder, der den liebt, der geboren hat, liebt auch den, der aus ihm geboren ist“ (1Joh 5,1). Paulus lobt die Thessalonicher dafür, dass sie Liebe zu den anderen Gläubigen in Mazedonien hatten (Philippi usw.), und ermahnt sie, in dieser Tugend „reichlicher zuzunehmen“. Dies wird ganz von selbst geschehen, aber das Problem ist, dass wir das Ausströmen der göttlichen Liebe, die unserer neuen Natur innewohnt, behindern. Deshalb werden wir ermahnt: „Die Bruderliebe bleibe“ (Heb 13,1).
Ehrbar vor denen, die draußen sind (V. 11.12)
1Thes 4,11.12: … 11 und euch zu beeifern, still zu sein und eure eigenen Geschäfte zu tun und mit euren eigenen Händen zu arbeiten, so wie wir euch geboten haben, 12 damit ihr ehrbar wandelt vor denen, die draußen sind, und niemand nötig habt.
Paulus spricht weiter davon, dass es notwendig ist, einer Arbeit nachzugehen und sich mit redlichen Dingen zu beschäftigen, damit die Welt sieht, dass wir ehrbar sind.
Paulus hatte die Thessalonicher die große Wahrheit vom Kommen des Herrn (Entrückung) gelehrt, und sie lebten zu Recht in der Gewissheit, dass die Entrückung unmittelbar bevorstand. Aber einige von ihnen dachten fälschlicherweise, warum man sich überhaupt mit Arbeit abgeben sollte, wenn doch der Herr kommt – und sein Kommen könnte ja jederzeit stattfinden.
Die brüderliche Liebe, die unter den Heiligen in Thessalonich herrschte, hatte sich um die Bedürftigen gekümmert, und diese nahmen vielleicht an, dass dieselbe Liebe sich auch um sie kümmern würde. Die Bekehrten in Thessalonich waren überwiegend Griechen, und die griechischen Philosophen jener Zeit verachteten körperliche Arbeit. Als also unter den Thessalonichern der Gedanke aufkam, „nichts zu arbeiten“ (2Thes 3,11), fühlten sich einige naturgemäß hingezogen zu dieser philosophischen Richtung, aus der heraus sie jedoch errettet worden waren. Vielleicht entschuldigten sie ihren Müßiggang mit dem Gedanken, dass es ihr Glaube sei, nicht zu arbeiten, weil das (ihrer Meinung nach) zeige, dass sie wirklich daran glaubten, dass das Kommen des Herrn nahe bevorstand. Aber dass sie dem Müßiggang frönten und keiner Arbeit nachgingen, war kein gutes Zeugnis für die Welt.
Paulus wusste, dass sie so dachten, und ermahnte sie, „sich zu beeifern, still zu sein und ihre eigenen Geschäfte zu tun und mit ihren eigenen Händen zu arbeiten“, damit sie „ehrbar wandeln vor denen, die draußen sind“. Selbst die Welt verachtet jemand, der nicht arbeiten will, wo er doch arbeiten soll, um seine Familie zu ernähren. So etwas soll es unter Christen nicht geben (1Tim 5,8). Deshalb sollten sie mit ihren eigenen Händen arbeiten und in Stille und Ruhe vor dem Herrn leben. Paulus fordert uns auf, darum zu beten, dass wir „ein ruhiges und stilles Leben“ führen können (1Tim 2,1.2). Indem er hinzufügt: „so wie wir euch geboten haben“, erinnert er die Gläubigen in Thessalonich daran, dass er sie bereits in diesem Sinne ermahnt hatte, als er bei ihnen war. Wenn Christen dies vernachlässigen, wird die Welt schnell einen Fehler an ihnen finden. Um das zu vermeiden, sollen wir „auf das bedacht sein, was ehrbar ist vor allen Menschen“ (Röm 12,17).
Im zweiten Brief sagt Paulus ihnen, dass sie sich von jemand, der hartnäckig darauf besteht, nicht zu arbeiten, „zurückziehen“ und „keinen Umgang mit ihm haben sollten, damit er beschämt werde“ (vgl. 2Thes 3,6-16). Paulus sah diesen Müßiggang als eine schlimme Unordnung an und als etwas, was dem christlichen Zeugnis sehr schadet.