Deshalb ermahnt die Heilige Schrift uns nicht dazu, den alten Menschen abzulegen. Sie ermahnt uns jedoch, die Dinge abzulegen, die den alten Menschen charakterisieren. Folglich sagt Paulus:
Kol 3,5: Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Hurerei, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und Habsucht, die Götzendienst ist, …
Diese schlimmen Erscheinungsformen des Fleisches waren in der heidnischen Welt üblich, aber im christlichen Leben haben sie keinen Platz. Die Tatsache, dass die Gläubigen dazu ermahnt werden, ihre „Glieder zu töten“, zeigt, dass bei der Bekehrung eines Menschen seine alte, sündige Natur nicht ausgerottet wird.
Die Christen sind nicht dazu aufgerufen, ihren Leib zu „töten“, sondern vielmehr „die Handlungen“ des Fleisches zu töten, die sich in ihrem Leib zeigen (Röm 8,13). Dass Paulus das Wort „tötet“ verwendet, zeigt uns, dass wir mit diesen Sünden schonungslos umgehen müssen. F.B. Hole sagt:
Töten ist ein starker und bedeutungsvoller Ausdruck. Wir neigen dazu, mit diesen Dingen zu verhandeln und manchmal sogar damit zu spielen und Vorkehrungen für sie zu treffen. Wir sind aber nur sicher davor, wenn wir kompromisslos handeln. Sozusagen mit dem Schwert in der Hand sollen wir schonungslos dagegen angehen. Wir sollen so handeln wie Samuel, der Agag vor dem HERRN in Stücke hieb.6
Schauen wir uns noch einmal die typologische Belehrung der Wüstenwanderung Israels nach Kanaan an: Was hier in Kolosser 3 beschrieben wird, entspricht Gilgal – dem Ort, wo Israel sein Fleisch durch Beschneidung abschnitt (Jos 5). Dies ist ein Sinnbild für die Übung des Gläubigen, die Erscheinungsformen des Fleisches durch Selbstgericht zu entfernen.
Beachten wir auch, dass Paulus nicht davon spricht, dass wir die „Glieder“ unseres Körpers im wörtlichen Sinn abtöten sollen – dass wir unsere Hände, Füße usw. abtrennen. Er benutzt das Wort im übertragenen Sinn, um die Übung zu beschreiben, das Fleisch zu richten und es im Tod zu halten, damit sich diese verdorbenen Dinge nicht in unseren Gliedern offenbaren. Wir töten unsere Glieder nicht ab, indem wir gute Vorsätze fassen, fasten, dem Körper natürliche Annehmlichkeiten vorenthalten usw. Nie werden wir aufgefordert, uns selbst zu kreuzigen oder das Fleisch zu bekämpfen, um es im Zaum zu halten – so etwas führt nur in die Niederlage. Wir sollen diese Dinge schon ganz am Anfang töten (Jak 1,15).
Eine dieser schrecklichen moralischen Missstände, die Paulus erwähnt, ist die „Habsucht {o. Gier}, die Götzendienst ist“. Wenn wir habsüchtig sind, lassen wir zu, dass das Verlangen, die Begierde nach irgendetwas einen unangemessenen Platz in unserem Herzen einnimmt. Damit aber verdrängt sie Gott; und alles, was Gott in unserer Zuneigung verdrängt, ist ein Götze.