Paulus schließt mit den Worten:
Kol 3,4: Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit.
Er führt diesen Gedanken an, um zu zeigen, dass ein Tag kommen wird, wenn Christus und die Kirche vor der ganzen Welt offenbar werden (2Thes 1,10): Dann wird vor allen offenbart, was die Gläubigen heute aus Glauben getan haben. Die Offenbarung an jenem Tag wird deutlich machen, wofür wir heute gelebt haben (Joh 17,23). Dementsprechend hatte Paulus in seinem Leben und Dienst nur zwei Tage vor Augen: „den heutigen Tag“ (Apg 20,26) und „jenen Tag“ (2Tim 1,12.18; 4,8). Er lebte sein Leben an diesem gegenwärtigen Tag der Gnade mit Blick auf den kommenden Tag der Offenbarung – und das sollten auch wir tun.
EINE WESENSÄNDERUNG (V. 5-17)
Weil wir in das Leben mit Christus droben eingeführt worden sind, müssen wir unser altes Leben, das wir in der Zeit vor der Bekehrung gelebt haben, ablegen. Der Grund dafür ist einfach: Beide, das neue Leben und das alte Leben, können im Leben eines Christen nicht nebeneinander bestehen bleiben. Daher geht es jetzt in Kapitel 3 darum, die Wesensmerkmale des alten Lebens abzulegen und die Wesensmerkmale des neuen Lebens anzuziehen, damit das göttliche Ziel erreicht wird: In den Gläubigen soll das Abbild Christi gesehen werden (Kol 1,27).
Der alte Mensch (V. 5-9)
In diesem Abschnitt wendet Paulus diese Wesensveränderung vom „alten Menschen“ (Kol 3,9) zum „neuen Menschen“ (Kol 3,10) praktisch an. Dieses Thema wird oft nicht richtig verstanden. Die beiden Begriffe beziehen sich nicht auf das Fleisch und die neue Natur, wie manchmal angenommen wird. Sie sind vielmehr abstrakte Ausdrücke, die den verdorbenen Zustand des gefallenen Adamsgeschlechts und die neue moralische Ordnung in dem neu geschaffenen Geschlecht unter Christus beschreiben. Der alte Mensch bezieht sich nicht auf Adam persönlich, sondern auf das, was das gefallene Adamsgeschlecht charakterisiert, dessen Haupt Adam ist. Der alte Mensch verkörpert all die hässlichen und sündigen Eigenschaften, die dieses Geschlecht kennzeichnen. Damit wir richtig verstehen, was mit dem alten Menschen gemeint ist, müssen wir das Menschengeschlecht unter Adam als Ganzes betrachten, denn es ist unwahrscheinlich, dass ein einziger Mensch alle Merkmale aufweist, die diesen verdorbenen Zustand kennzeichnen. Jemand kann zum Beispiel durch Zorn und Hinterlist gekennzeichnet sein, und doch ist er nicht unbedingt unmoralisch. Jemand anders ist vielleicht nicht dafür bekannt, dass er die Beherrschung verliert oder betrügerisch handelt, doch er ist äußerst unmoralisch. Betrachtet man jedoch das gesamte Menschengeschlecht, so sieht man darin alle hässlichen Eigenschaften verkörpert, die den alten Menschen charakterisieren.
Diesen verderbten Zustand hat Gott am Kreuz verurteilt (
Wie bereits erwähnt, wird der „alte Mensch“ oft mit der alten Natur (dem Fleisch) verwechselt. Dies ist ein weitverbreitetes Missverständnis unter Christen. Sie sagen zum Beispiel: „Der alte Mensch in uns begehrt Dinge, die sündig sind.“ Oder: „Unser alter Mensch will dieses oder jenes Böse tun.“ Diese Aussagen verwechseln den alten Menschen mit dem Fleisch. In der Schrift wird der Begriff nicht auf diese Weise verwendet. J.N. Darby bemerkt:
Der alte Mensch wird gewöhnlich fälschlicherweise für das Fleisch verwendet.
Ein Unterschied zwischen dem alten Menschen und dem Fleisch besteht darin, dass nie gesagt wird, dass der alte Mensch in uns ist, während das Fleisch ganz sicher in uns ist. F.G. Patterson sagt:
Auch finde ich nicht, dass die Schrift uns erlaubt zu sagen, dass wir den alten Menschen in uns haben. Dagegen lehrt sie ganz klar, dass wir das Fleisch in uns haben.
Daher ist es nicht korrekt, zu sagen, dass der alte Mensch in uns lebt mit Begierden, Wünschen und Gefühlen so wie das Fleisch. H.C.G. B. sagt:
Ich weiß, was ein Christ meint, der die Beherrschung verliert und sagt, es sei „der alte Mensch“, aber der Ausdruck ist falsch: Wenn er gesagt hätte, es sei „das Fleisch“, wäre er korrekter gewesen.
Wenn der alte Mensch das Fleisch wäre, dann würde Epheser 4,22.23 (nach der Übersetzung der KJV-Bibel) uns außerdem auffordern, das Fleisch abzulegen! Das kann kein Christ tun, solange er in der Welt lebt. Das geschieht erst dann, wenn wir sterben oder wenn der Herr [zur Entrückung] kommt.