Behandelter Abschnitt Kol 2,13-15
Paulus geht nun zu dem über, was durch den Tod und die Auferstehung Christi in uns und für uns vollbracht worden ist. Er sagt:
Kol 2,13-15: 13 Und euch, als ihr tot wart in den Vergehungen und der Vorhaut eures Fleisches, hat er mitlebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat; 14 als er ausgetilgt hat die uns entgegen stehende Handschrift in Satzungen, die gegen uns war, hat er sie auch aus der Mitte weggenommen, indem er sie an das Kreuz nagelte; 15 als er die Fürstentümer und die Gewalten ausgezogen hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau, indem er durch dasselbe über sie einen Triumph hielt.
Wie bereits erwähnt, ist der Gläubige mit Christus „lebendig gemacht“ worden in einer neuen Lebenssphäre, in der er für Gott lebt (vgl. Eph 2,5). Vers 13a bezieht sich auf gläubige Heiden. Dies zeigen die Wörter „ihr“ und „euer“, denn die Kolosser waren eine Gemeinschaft bekehrter Heiden. Vers 14 bezieht sich hingegen auf gläubige Juden; dies wird durch das Wort „uns“ ausgedrückt. Paulus spricht zu seinen Landsleuten und schließt sich selbst mit ein. Paulus legt den Schwerpunkt auf drei besondere Dinge, die sich aus dem Tod und der Auferstehung Christi ergeben:
In Bezug auf die Gläubigen: Das Werk Christi am Kreuz hat die Grundlage für ihre ewige Vergebung gelegt. Deshalb sagt Paulus: „indem er uns9 alle Vergehungen vergeben hat“. Das zu wissen, reinigt das Gewissen von Schuld und schenkt dem Gläubigen Freude. Paulus erwähnt dies, um zu zeigen, dass sich in dieser neuen Lebenssphäre mit dem auferstandenen Christus die Frage nach den Sünden des Gläubigen nie mehr stellt – sie ist auf ewig geklärt.
In Bezug auf die gesetzlichen Satzungen im Judentum, denen Israel verpflichtet war, sagt Paulus: „Als er ausgetilgt hat die uns entgegenstehende Handschrift in Satzungen, die gegen uns war, hat er sie auch aus der Mitte weggenommen.“ Mit „uns“ sind hier wiederum die jüdischen Gläubigen gemeint, denn die Handschrift der Satzungen war nie gegen die Heiden gerichtet. Sie hatten sich nie unter die rechtlichen Verpflichtungen des alten Bundes gestellt. In den Tagen Moses legten die Israeliten ihre „Handschrift“ (sozusagen ihre Unterschrift) unter die Verpflichtungen des Gesetzes, indem sie bekräftigten: „Alle Worte, die der HERR geredet hat, wollen wir tun“ (2Mo 24,3). Mit dem Blut eines Opfers bestätigte Mose, dass Israel sich diesem gesetzlichen Bund verpflichtet hatte, und damit waren sie daran gebunden (Heb 9,18-21). Die Geschichte zeigt, dass sie das Gesetz leider in jeder Hinsicht übertraten (Apg 7,53). Daher standen diese Satzungen ihnen in einem anklagenden Sinn „entgegen“.
Durch sein vollendetes Werk am Kreuz hat Christus jedoch nicht nur den Fluch des gebrochenen Gesetzes auf sich genommen (Jes 53,8b; Gal 3,13; Ps 88), sondern sein Tod hat auch die gesetzlichen Verpflichtungen des Gesetzes aufgehoben, denen Israel sich unterworfen hatte. Das bedeutet nicht, dass das Gesetz abgeschafft worden wäre; es gilt noch immer für das Volk Israel und für die ungläubigen Sünder (1Tim 1,8-10). Das Gesetz ist nicht tot und aufgehoben; es ist der Gläubige, der tot und verschwunden ist – indem er mit dem Tod Christi einsgemacht ist (Röm 6,2-8). Der Gläubige, der an den Herrn Jesus Christus glaubt, ist „dem Gesetz getötet worden“ (Röm 7,4-6), und auf einen toten Menschen kann das Gesetz nicht angewendet werden (Röm 7,1). Daher ist das gesamte gesetzliche System für jeden Juden, der an Christus glaubt, außer Kraft gesetzt. Der Tod Christi hat die Verpflichtung (nicht das Gesetz, sondern die „uns entgegenstehende Handschrift in Satzungen“) „aus der Mitte weggenommen“. Paulus, der ein gläubiger Jude ist, verwendet hier das Wort „wir“, um aufzuzeigen, wovon er und seine gläubigen Landsleute befreit wurden. Er fügt hinzu: „indem er sie [die Handschrift] an das Kreuz nagelte“. Das bezieht sich auf die Anklage, die gegen die Juden stand, weil sie das Gesetz nicht gehalten hatten. Das Gesetz wurde aufgehoben, und diese Tatsache wurde öffentlich verkündet. Damit wird auf den römischen Brauch angespielt, dass man eine Aufschrift mit den Vergehen eines Verbrechers an sein Kreuz nagelte, damit jeder wissen sollte, welches Delikt er begangen hatte (vgl. Joh 19,19-22).
In Bezug auf unsere geistlichen Feinde sagt Paulus: „als er die Fürstentümer und die Gewalten ausgezogen {d.h. völlig entwaffnet hatte} hatte“. Dies bezieht sich darauf, dass die gefallenen Engelwesen (die sich gegen Christus erhoben hatten) endgültig und vollkommen besiegt sind. Sie hatten versucht, den Herrn davon abzuhalten, den Willen seines Vaters zu tun, indem Er ans Kreuz ging und den Kelch des Gerichtes trank. Er überwand diese Mächte des Bösen durch schlichten Gehorsam (Joh 18,11; 19,17). Nachdem Christus am Kreuz (Kol 2,15) und im Grab (Heb 2,14) einen klaren Sieg über sie errungen hat, ist Er nun erhoben über diese geistlichen Feinde. Obwohl sie bereits besiegt sind, befinden sich diese bösen Handlanger Satans noch nicht in der Hölle. Gegenwärtig stellen sie sich den Heiligen entgegen, die in der Gemeinschaft mit Gott in der neuen Lebenssphäre leben, in die sie durch die Auferweckung und die Lebendigmachung mit Christus eingeführt worden sind. Diese Feinde bekämpfen die Freiheit der Gläubigen und ihre Freude, dass sie Anteil in Christus in den himmlischen Örtern haben. Aber weil der Herr die Macht der Feinde gebrochen hat, sind wir nun mit der „Waffenrüstung Gottes“ versorgt, damit wir in ununterbrochener Gemeinschaft mit Gott leben können (Eph 6,10-18).