Behandelter Abschnitt Röm 4,13-16
Die Gerechtigkeit des Glaubens – nicht durch Gesetzestreue (V. 13-16)
Röm 4,13-16: 13 Denn nicht durch Gesetz wurde dem Abraham oder seiner Nachkommenschaft die Verheißung zuteil, dass er der Welt Erbe sein sollte, sondern durch Glaubensgerechtigkeit. 14 Denn wenn die vom Gesetz Erben sind, so ist der Glaube zunichtegemacht und die Verheißung aufgehoben. 15 Denn das Gesetz bewirkt Zorn; wo aber kein Gesetz ist, da ist auch keine Übertretung. 16 Darum ist es aus Glauben, damit es nach Gnade sei, damit die Verheißung der ganzen Nachkommenschaft fest sei, nicht allein der vom Gesetz, sondern auch der vom Glauben Abrahams, der unser aller Vater ist …
Paulus fährt fort, über das Gesetz zu sprechen. Hat das Halten des Gesetzes irgendeinen Verdienst, damit Gott einen Menschen für gerecht hält? Paulus beantwortet diese Frage, indem er sagt, dass „die Verheißung“, dass er (Abraham) „der Welt Erbe sein sollte“, nicht „durch das Gesetz“, „sondern durch Glaubensgerechtigkeit“ erfolgte. Der Beweis dafür ist, dass das Gesetz erst vierhundertdreißig Jahre nachdem Abraham für gerecht erklärt worden war, gegeben wurde! Das Gesetz hatte also nichts damit zu tun (Der genaue Ausdruck „der Welt Erbe“ findet sich nicht im Alten Testament, aber die Wahrheit davon steht in 1. Mose 17,5.). Beachte auch, dass Gott nicht zu Abraham sagte: „Ich will dich zum Vater vieler Völker machen.“ Er sagte: „Zum Vater einer Menge Nationen habe ich dich gemacht.“ Er erklärte es also als eine vollendete Tatsache, und Abraham glaubte Gott diesbezüglich.
Paulus liefert einen weiteren Beweis dafür, dass die Gesetzestreue nichts mit dem Segen Abrahams (und seiner Kinder) als „der Welt Erbe“ zu tun haben kann. Er stellt fest: Wenn der Segen auf der Grundlage der Gesetzestreue ererbt werden könnte, dann wäre der „Glaube zunichtegemacht“ und „die Verheißung aufgehoben“. Das heißt, es gäbe keine Notwendigkeit für den Glauben, und auch niemand würde jemals die Verheißung erben, weil niemand (außer Christus) das Gesetz halten kann! Auf dieser Grundlage würde der Segen, der Abraham in Bezug auf seine Nachkommenschaft verheißen wurde, niemals von ihnen verwirklicht werden; Abrahams Kinder würden den Segen niemals erhalten. Wenn der Segen auf dem Prinzip der Gesetzestreue beruht, könnte Gott, der schon vor der Erlassung des Gesetzes wusste, dass niemand es halten kann, beschuldigt werden, ein Versprechen gegeben zu haben, das Er niemals würde halten müssen! Daher habe Er Abraham ein leeres Versprechen gegeben. Das kann nicht sein, denn es stellt unseren wahren und treuen Gott in ein schlechtes Licht und stellt seinen Charakter in Frage.
Paulus spricht dann davon, was das Gesetz bewirkt, wenn es nicht eingehalten wird. Er sagt: „Das Gesetz bewirkt Zorn.“ Das heißt, es verflucht denjenigen, der unter seinen Verpflichtungen steht und seine Anforderungen nicht vollkommen erfüllt. Es konnte nicht segnen, aber es konnte verfluchen – wie Paulus in Römer 3,20 sagt: „Denn durch Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.“ Der Zweck des Gesetzes ist es, den Menschen unmissverständlich klarzumachen, dass sie Sünder sind. Es vergrößerte die Sünde, indem es ihr den besonderen Charakter einer „Übertretung“ verlieh und die Sünden, die Menschen begehen, zu vorsätzlichen Verstößen gegen das Gesetz machte. Das Gesetz vergrößerte also nur die Schuld des Menschen, indem es ihm seine wahre Sündhaftigkeit vor Augen führte.
Paulus schließt: „Darum ist es aus Glauben, damit es nach Gnade sei.“ Der verheißene Segen wurde nach dem Prinzip der souveränen Gnade gegeben, und er wird von Abrahams Kindern durch souveräne Gnade verwirklicht werden. Der verheißene Segen entspringt der Güte des Herzens Gottes, und er wird durch seine Gnade verwirklicht werden – die Leistung des Menschen hat damit nichts zu tun. Das Gesetzessystem und der Grundsatz der Gnade sind eigentlich völlig gegensätzlich: Gnade geschieht durch den Glauben und ist eine Sache des Glaubens; Gesetzestreue ist eine Sache des Tuns.
Paulus kommt daher zu dem Schluss, dass Abraham tatsächlich „unser aller Vater“ ist. Dies ist nicht wegen des Gesetzes so, sondern wegen des Glaubens – unabhängig davon, ob jemand Jude oder Heide ist.
Paulus zeigt in Kapitel 4 Folgendes:
Werke sind nicht das Mittel, um vor Gott als gerecht zu gelten (Röm 4,1-8).
Riten sind nicht das Mittel, mit dem ein Mensch vor Gott als gerecht gilt (Röm 4,9-12).
Das Halten des Gesetzes ist nicht das Mittel, um vor Gott als gerecht zu gelten (Röm 4,13-16).
Der Gott der Auferstehung (V. 17-24)
Das unmittelbare Ziel von Paulus in diesem Kapitel war es, zu zeigen, dass das Prinzip des Glaubens im Evangelium mit Gottes Art und Weise, die Menschen im Alten Testament zu segnen, übereinstimmt, und er hat dies bewiesen, indem er uns auf Abraham und David hingewiesen hat. Er hat auch schlüssig dargelegt, dass man durch den Glauben, und nur durch den Glauben, von Gott für gerecht erklärt wird. Doch Paulus’ Ziel in diesem Kapitel ist es, im Gläubigen ein solides Fundament des Verständnisses zu schaffen, auf dem sein Glaube mit voller Gewissheit ruhen kann, was seine Rechtfertigung betrifft. Um dies zu erreichen, stellt Paulus im letzten Teil des Kapitels Gott als den Gott der Auferstehung vor.
J.N. Darby bemerkt dies und sagt:
In Kapitel 4 geht es um den Glauben an den Gott der Auferstehung.
Die Auferstehung – das Siegel der göttlichen Anerkennung von Christi vollendetem Werk
In Kapitel 3 konzentrierte sich Paulus auf den Glauben an das, was am Kreuz geschah, aber jetzt, im letzten Teil von Kapitel 4, betont er den Glauben an das, was Gott am Grab tat, als Er den Herrn Jesus von den Toten auferweckte (Röm 4,24.25). Die Auferstehung ist der Schlussstein des Evangeliums. Sie ist Gottes Anerkennung und Zustimmung zu Christi vollbrachtem Werk – sein Siegel der Zustimmung oder sein „Amen“ zu dem, was Christus am Kreuz vollbracht hat (1Pet 1,21). Gott war mit dem Werk Christi nicht nur zufriedengestellt, sondern Er wurde durch das, was Christus am Kreuz tat, verherrlicht. Das Verständnis und der Glaube an diese Tatsache legen die Grundlage für eine solide Gewissheit in der Seele des Gläubigen. Zur Gewissheit unserer Rechtfertigung gehört also nicht nur der Glaube an den Herrn Jesus (Röm 3,26), sondern auch der Glaube an Gottes Zeugnis über das vollbrachte Werk Christi (Röm 4,24.25).
Das ganze gesegnete Werk ist getan, Gott ist hocherfreut über den Sohn.
Er hat Ihn aus den Toten auferweckt und Ihn als Haupt über alles gesetzt.