Behandelter Abschnitt Röm 1,8-13
Persönliche Kommunikation (V. 8-15)
Röm 1,8-13: 8 Zuerst einmal danke ich meinem Gott durch Jesus Christus für euch alle, weil euer Glaube verkündigt wird in der ganzen Welt. 9 Denn Gott ist mein Zeuge, dem ich diene in meinem Geist in dem Evangelium seines Sohnes, wie unablässig ich euch erwähne, 10 allezeit flehend in meinen Gebeten, ob ich vielleicht endlich einmal durch den Willen Gottes so glücklich sein möchte, zu euch zu kommen. 11 Denn mich verlangt danach, euch zu sehen, damit ich euch etwas geistliche Gnadengabe mitteile, um euch zu befestigen, 12 das ist aber, um mit euch getröstet zu werden in eurer Mitte, ein jeder durch den Glauben, der in dem anderen ist, sowohl euren als meinen. 13 Ich will aber nicht, dass euch unbekannt sei, Brüder, dass ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen (und bis jetzt verhindert worden bin), um auch unter euch etwas Frucht zu haben, wie auch unter den übrigen Nationen.
Nachdem Paulus sich förmlich vorgestellt hat, macht er nun seine Gründe für das Schreiben deutlich. Er macht auch seine persönlichen Wünsche für die römischen Gläubigen deutlich. Er versucht, ihr Vertrauen zu gewinnen, indem er ihnen gegenüber so transparent wie möglich ist – bis hin zu dem Punkt, dass er Gott als „Zeugen“ für seine Aufrichtigkeit anruft – und so seine aufrichtige Sorge um ihr geistliches Wohlergehen zum Ausdruck bringt. Sein Wunsch war es, dass sie sehen, dass er nur ihr Wohl im Sinn hatte.
Paulus dankte Gott, dass ihr Glaube echt war und sich in der christlichen Gemeinschaft in „der ganzen Welt“ verbreitet hatte. Dieser Ausdruck bezieht sich auf das Römische Reich, nicht auf den ganzen Erdkreis (Lk 2,1). Er betete auch intensiv für die Gläubigen in Rom und bat Gott, zu ihnen kommen zu dürfen. Dafür hatte er zwei Hauptgründe:
Er wollte ihnen „etwas geistliche Gnadengabe“ mitteilen, damit sie „befestigt“ würden (Röm 1,10.11) und
damit sowohl er als auch sie durch die Gemeinschaft auf dem christlichen Weg „getröstet würden in eurer Mitte“ (Röm 1,12.13).
Erstens war es Paulus’ Wunsch, den römischen Christen „etwas geistliche Gnadengabe“ mitzuteilen, nicht das, was wir heute bei der Pfingst- bzw. bei der charismatischen Bewegung sehen (Diese christlichen Gruppen versprechen eine „zweite Segnung“ für Christen irgendwann nach ihrer Errettung, woraufhin sie behaupten, die Gabe der Zungenrede, der Heilung usw. zu haben.). Paulus spricht von einer geistlichen Gnadengabe in dem Sinn, dass er den Gläubigen in Rom eine geistliche Wahrheit vermitteln wollte. Da er nicht in Rom gewesen war, hatten sie einige der Dinge, die er lehrte, wahrscheinlich nicht richtig verstanden, und er wollte einfach das ausfüllen, was in ihrem Verständnis mangelte (vgl. 1Thes 3,10). Paulus beabsichtigte, ihnen eine geistliche Gnadengabe mitzuteilen, damit sie im christlichen Glauben „befestigt“ würden. Das beweist, dass die Gabe, die er meinte, keine wundersamen Zeichengaben waren, denn solche Dinge bauen das Verständnis einer Person für die Wahrheit nicht auf.
Paulus’ Hinweis, dass er so „glücklich sein möchte, zu euch zu kommen [engl. KJV: prosperous journey]“ bedeutet nicht, dass er hoffte, auf dieser Reise Geld zu verdienen; er wünschte sich einfach, dass Gott ihm Gelingen geben würde, damit er die finanziellen Mittel hätte, um zu kommen. (Wie sich herausstellte, wurde Paulus’ Gebet auf eine ganz andere Weise erhört; im letzten Kapitel der Apostelgeschichte wird berichtet, dass er als Gefangener ankam!)
Der andere Grund, warum Paulus zu den römischen Christen kommen wollte, war, wie oben erwähnt, um „getröstet“ zu werden. Sie würden ihn ermutigen und er würde sie ermutigen „durch den Glauben, der in dem anderen ist, sowohl euren als meinen“. Er erklärt ihnen, dass der Grund dafür, dass er bisher nicht zu ihnen gekommen sei, darin liege, dass er „bis jetzt verhindert worden“ sei. Da die Tür zu dieser Zeit verschlossen war, schrieb Paulus diesen Brief, um ihnen zu helfen, sein Evangelium besser zu verstehen, und um sie so auf den Weg zu bringen, im Glauben befestigt zu werden. Er versprach, dass er ihnen die „Fülle des Segens Christi“ (Röm 15,29) geben würde, wenn er zu ihnen kommen würde. Dies ist eine Anspielung auf die Wahrheit des Geheimnisses, das eine höhere Stufe der Wahrheit darstellt als die Wahrheit des Evangeliums und das die christliche Offenbarung tatsächlich vollendet (Kol 1,25.26). Wenn der Gläubige das Geheimnis versteht, bringt ihn das in Übereinstimmung mit Gottes „ewigem Vorsatz“ für „die Zeitalter“ (Eph 3,9.11) und auch in Übereinstimmung mit seinem Programm für diese gegenwärtige Haushaltung (dispensation) (1Tim 1,4). Beide Stufen der Wahrheit – das Evangelium und das Geheimnis – sind notwendig, um den Gläubigen im christlichen Glauben zu „befestigen“ (Röm 16,25).