Behandelter Abschnitt Mt 24,45-51
Das Kommen des Herrn für die Christenheit (Mt 24,45 - 25,30)
Wenn wir mit diesem Abschnitt beginnen, sehen wir eine deutliche Veränderung in den Ausdrücken des Herrn über sein Kommen. Diese Veränderung deutet darauf hin, dass Er nicht von denselben Menschen spricht wie im vorherigen Abschnitt. J.N. Darby sagte, dass dieser Teil der Rede eigentlich eine Klammer ist. Ich nehme an, dass man in gewissem Sinn von Matthäus 24,44 zu Matthäus 25,31 übergehen könnte, wo das Thema der Ankunft des Sohnes des Menschen fortgesetzt wird.
Einige der Unterschiede in diesem Abschnitt sind:
Die Ankunft des Herrn wird nicht als die Ankunft des Sohnes des Menschen bezeichnet. Das Kommen des Herrn (die Entrückung) wird dreimal erwähnt.
Es wird keine alttestamentliche Prophezeiung zitiert. Es werden keine irdischen Zeichen gegeben.
Jerusalem und der Tempel werden nicht erwähnt. Der Sabbat wird nicht erwähnt.
Christus als der Messias wird nicht erwähnt („Christus“ bedeutet „Messias“; Joh 1,41).
Diese Dinge zeigen, dass das Thema, das wir jetzt vor uns haben, nicht mit den Juden zu tun hat, sondern mit einer anderen Gruppe von Menschen. Bei näherer Betrachtung wird deutlich: Der Herr spricht von seinem Kommen in Verbindung mit jenen auf der Erde, die das Licht des Evangeliums der Gnade Gottes, das heute gepredigt wird, empfangen haben; es ist der christianisierte Teil der Erde, manchmal auch Christentum genannt. Es geht also um die christliche Verantwortung in dieser gegenwärtigen Zeit, in der Israel in den Wegen Gottes verworfen und der Herr abwesend ist.
Drei Gleichnisse
Dieser Abschnitt besteht aus drei Gleichnissen:
Das erste Gleichnis findet sich in Matthäus 24,45-51. Der Schwerpunkt liegt auf der Treue in der Zeit der Abwesenheit des Herrn.
Das zweite Gleichnis steht in Matthäus 25,1-13. Der Schwerpunkt liegt auf der Wachsamkeit in der Zeit der Abwesenheit des Herrn.
Das letzte Gleichnis findet sich in Matthäus 25,14-30. Es betont die Nützlichkeit im Dienst in der Zeit der Abwesenheit des Herrn.
Wir könnten die drei Gleichnisse als Treue, Wachsamkeit und Nützlichkeit zusammenfassen.
Es ist bezeichnend, dass die Ankunft des Herrn für die Gläubigen (die
Entrückung) in allen drei Gleichnissen erwähnt wird (
Gleichnis I: Treue in der Zeit der Abwesenheit Christi (Mt 24,45-51)
Mt 24,45-51: Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den sein Herr über sein Gesinde gesetzt hat, ihnen die Nahrung zu geben zur rechten Zeit? Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, damit beschäftigt finden wird! Wahrlich, ich sage euch, er wird ihn über seine ganze Habe setzen. Wenn aber jener böse Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr bleibt noch aus, und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, und isst und trinkt mit den Betrunkenen, so wird der Herr jenes Knechtes kommen an einem Tag, an dem er es nicht erwartet, und in einer Stunde, die er nicht weiß, und wird ihn entzweischneiden und ihm sein Teil geben mit den Heuchlern: Dort wird das Weinen und das Zähneknirschen sein.
Konzentrieren wir uns nun auf einige Details im ersten Gleichnis. Es handelt sich um eine Szene, in der der Herr des Hauses abwesend ist und die Diener auf ihre Treue hin geprüft werden. Das Gleichnis deutet darauf hin, dass es im Haus zwei Arten von Dienern gibt, die gleichzeitig existieren: einen „treuen und klugen Knecht“ und einen „bösen Knecht“. In der Zeit der Abwesenheit des Herrn wird das Haus Gottes von einer solchen Vermischung geprägt sein: von denen, die echt sind, und denen, die nicht echt sind.
Was wir bei dem treuen „Knecht“ finden, sollte jeden wahren Gläubigen im Haus Gottes heute kennzeichnen (Mt 24,45-47). Der treue Knecht erwartet, dass sein Herr jeden Augenblick wiederkommt, und das motiviert ihn, den Dienst für seinen Herrn treu zu tun. Dies bedeutet, dass wir das unmittelbare Kommen des Herrn (die Entrückung) vor Augen haben. Wenn es hell vor unseren Seelen ist, sind wir motiviert, in der Zeit seiner Abwesenheit treu für Ihn zu leben.
Der treue Knecht steht auf und gibt den Hausbewohnern „die Nahrung … zur rechten Zeit“. Das bedeutet, dass er mit dem Dienst am Wort Gottes beschäftigt ist. Liebe Mitchristen, genau das will Gott, dass wir es in der Zeit der Abwesenheit des Herrn tun. Aber wir sind nicht in der Lage, den Menschen geistliche Nahrung (die Wahrheit) zu geben, wenn wir sie nicht zuerst selbst gesammelt haben! Wir müssen also Zeit mit dem Wort Gottes verbringen, um Nahrung für unsere eigene Seele zu sammeln, damit wir sie anderen geben können.
Beachte auch: Es heißt, dass der treue Knecht jenen im Haus seines Herrn „zur rechten Zeit“ zu essen gab. Dies spricht davon, dass wir in Gemeinschaft mit dem Herrn stehen müssen, um zu wissen, wann wir das, was wir gesammelt haben, austeilen sollen. Es ist eine Sache, Fleisch im Haus zu haben, und eine andere, die Weisheit zu haben, zu wissen, wann und wie man es austeilt. Der Herr fügt hinzu, dass es für solche Treue eine Belohnung geben wird. Diejenigen, die auf diese Weise gedient haben, werden im Reich Gottes Herrschaftspositionen zugewiesen bekommen (Lk 19,16-19). Dies wird bei der Erscheinung des Herrn geschehen.
Dann spricht der Herr Jesus von dem „bösen Knecht“ in der Zeit seiner Abwesenheit. Aus dem letzten Vers des Kapitels (Mt 24,51) können wir erkennen, dass so jemand nur ein Bekenner und gar nicht errettet ist. Er ist im Haus und nimmt den Platz eines Dieners ein, aber er ist kein wahrer Gläubiger. Heute legen viele in der Christenheit in irgendeiner Weise ein
Bekenntnis zum Christsein ab, sind aber nie errettet worden. Drei Dinge kennzeichnen den bösen Knecht:
Erstens sagt er: „Mein Herr bleibt noch aus“ (Mt 24,48). Beachte: Er leugnet nicht die Tatsache der Ankunft seines Herrn, sondern vielmehr die Nähe der Ankunft. Er sagt nicht: „Mein Herr wird nicht kommen.“ Er sagt: „Es ist noch eine lange Zeit hin!“ Dies beschreibt die, die die Wahrheit über das Kommen des Herrn als Lehre zwar kennen, deren Leben jedoch zeigt, dass sie die Unmittelbarkeit des Kommens aufgegeben haben. Heute gehen viele böse Knechte noch weiter und geben die Lehre vom Kommen des Herrn (der Entrückung) auf. Sie sagen klar und deutlich, dass der Herr nicht käme – dass es ein Fehler wäre, zu glauben, dass Er kommt!
Zweitens beginnt der böse Knecht, „seine Mitknechte zu schlagen“ (Mt 24,49a). Dies beschreibt einen verurteilenden Geist, der die Knechte des Herrn angreift und sie vielleicht in ihrer Arbeit kritisiert. Er wird zum sprichwörtlichen „Sesselkritiker“. So ein Mensch ist voller Kritik an seinen Brüdern, tut aber selbst wenig oder nichts.
Drittens: Er „isst und trinkt mit den Betrunkenen“ (Mt 24,49b). Dies spricht von der Ablehnung der Absonderung vom Bösen. Er hat Gemeinschaft „mit“ den Menschen dieser Welt, die von den Vergnügungen der Welt „betrunken“ sind.
Diese drei Dinge kennzeichnen das falsche Bekenntnis in der heutigen Christenheit. Es ist traurig, doch viele liebe Christen sind von denselben Dingen gekennzeichnet, obwohl sie wahre Gläubige sind. Das zeigt, dass wir von dem großen Abfall betroffen sein können. Wahre Christen können niemals vom Glauben abfallen – das heißt das Bekenntnis zum Christentum völlig aufgeben –, aber sie können von der Strömung des Glaubensabfalls mitgerissen werden und bestimmte Lehren und Praktiken aufgeben. Zum Beispiel haben viele wahre Christen die Lehre angenommen, dass die Entrückung [vor der Drangsal] eine falsche Vorstellung wäre. Die Bundestheologen zum Beispiel lehren dies – und die meisten von ihnen sind wahre Gläubige.