Die zwei Naturen (V. 4-10)
Der vierte Vers scheint eine Definition der Sünde zu sein. Was ist Sünde? Als ein Sonntagsschullehrer einem kleinen Jungen diese Frage stellte, antwortete er: „Ich glaube, es ist alles, was man gern tut.“ Das ist gar nicht so falsch, denn in unserem natürlichen Zustand sind wir so weit von Gott entfernt, dass wir gern Dinge tun, die seinem heiligen Willen zuwiderlaufen. Die Definition von Sünde findet sich in Vers 4:
1Joh 3,4: Jeder, der die Sünde tut, tut auch die Gesetzlosigkeit, und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit.
Die King-James-Übersetzung ist nicht sehr genau.4 Der Vers sollte lauten: „Wer Sünde tut, der tut Gesetzlosigkeit, denn Sünde ist Gesetzlosigkeit.“ Mit anderen Worten: Sünde besteht nicht nur darin, ein offenbartes Gesetz zu übertreten. Die King-James-Übersetzung scheint dies anzudeuten, aber wenn wir uns dem Römerbrief zuwenden, wird uns gesagt: „Wo kein Gesetz ist, da ist auch keine Übertretung“ (Röm 4,15), aber es heißt auch: „Bis zu dem Gesetz war Sünde in der Welt“ (Röm 5,13).
Wenn die Sünde die Übertretung des Gesetzes ist, wie konnte dann die Sünde in der Welt sein, bevor das Gesetz gegeben wurde? Wenn wir die genauere Wiedergabe akzeptieren, ist alles klar. „Sünde ist die Gesetzlosigkeit“, und das ist das eigentliche Wesen der Sünde. Sie ist Rebellion gegen Gott – ich gehe meinen eigenen Weg. Das ist etwas, was wir alle von Natur aus tun. Jesaja sagte: „Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen Weg; und der HERR hat ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit“ (Jes 53,6).
Ich war ein umherirrendes Schaf, Ich liebte die Herde nicht,
Ich liebte die Stimme meines Hirten nicht, Ich wollte mich nicht unterordnen.
Ich war ein eigensinniges Kind, Ich liebte mein Zuhause nicht,
Ich liebte die Stimme meines Vaters nicht, Ich liebte es, in die Ferne zu schweifen.5
Rebellion kennzeichnet jeden Mann und jede Frau, die nie von der göttlichen Gnade unterworfen wurden. Sünde ist also Eigenwille – sie bedeutet, seinen eigenen Weg zu gehen und sich nicht dem Willen Gottes zu unterwerfen.