Ich erinnere mich, wie mein Herz nach dem [Ersten Welt-]Krieg aufgewühlt wurde, als ich von einem unserer großen amerikanischen Prediger las, der von seinen Fähigkeiten, seinem Verständnis der Kultur und der rhetorischen Begabung her großartig war, aber nichts von der rettenden Gnade Gottes wusste. Nachdem er in Europa gewesen war und seine Erfahrungen in den Schützengräben gemacht hatte, warf er die Lehre von der Blutsühnung durch das kostbare Opfer unseres Herrn Jesus Christus über Bord, gab die Lehre von der Gottheit Christi auf und spottete über seine jungfräuliche Geburt und Auferstehung. Wie konnte ein so großer Prediger diese Wahrheiten verwerfen? Darüber brauchen wir nicht zu raten, denn die Antwort gibt uns der Heilige Geist selbst in Vers 19:
1Joh 2,19: Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so würden sie wohl bei uns geblieben sein; aber damit sie offenbar würden, dass sie alle nicht von uns sind.
Ihr Hinausgehen zeigte, dass sie keine echten Gläubigen waren. Sie trugen einen christlichen Namen, traten in eine christliche Kirche ein, ließen sich auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes taufen und nahmen das Brot und den Wein am Tisch des Herrn. Aber Er, der nicht sieht, wie die Menschen sehen, sagte: „Die Hand dessen, der mich überliefert, ist mit mir auf dem Tisch“ (Lk 22,21). Er wusste, wer Judas wirklich war, und sagte deshalb: „Habe ich nicht euch, die Zwölf, auserwählt? Und von euch ist einer ein Teufel“ (Joh 6,70). Judas war nie etwas anderes.
Gott weiß, wer heute die Unechten unter seinem Volk sind. Er kennt alle, die sich unter das Volk Gottes mischen, die den Namen Christi bekennen, aber nie den Segen der erneuernden Gnade kennengelernt haben; sich nie in Buße vor dem Kreuz Christi gebeugt haben; nie durch das kostbare Blut des Erlösers von ihren Sünden reingewaschen wurden. Das Schwierigste auf der Welt ist der Versuch, wie ein Christ zu leben, wenn man kein christliches Leben hat. Es wäre leichter für ein Tiere auf dem Feld, sich in einer Villa einzurichten und zu versuchen, das Leben eines Millionärs zu führen, als für einen nicht wiedergeborenen Sünder, zu versuchen, das Leben eines Christen zu führen. „Ihr müsst von neuem geboren werden“ (Joh 3,7). „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen“ (Joh 3,3). Und so schrieb Johannes von Menschen, die sich unter die Christen mischten und äußerlich wie sie aussahen, aber er sagte über sie: „Sie waren nicht von uns.“ Sie waren nicht echt.
Oh, möge jeder von uns sein Herz im Angesicht Gottes prüfen und sich fragen: Habe ich mich meinen Sünden im Licht des Kreuzes Christi wirklich gestellt? Habe ich mich wirklich in Buße an Gott gewandt, meine Schuld bekannt, meine Ungerechtigkeit anerkannt und mich in die Hoffnung geflüchtet, die mir im Evangelium gegeben wurde? Zeige ich Anzeichen einer wiedergeborenen Seele? Liebe ich die Geschwister? Liebe ich die Gebote Gottes? Ist mir das Wort Gottes kostbar, und habe ich Freude daran, mich davon zu nähren? Ist es meine Freude, dem Herrn zu dienen, oder sind mir diese Dinge lästig? Ich bin überzeugt, und das sage ich mit Liebe, dass es heute Zehntausende von Menschen gibt, deren Namen in den Kirchenbüchern stehen, die aber nie in das Buch des Lebens des Lammes eingetragen worden sind. Es gibt Zehntausende von Menschen, die sich bemühen, ein christliches Leben zu führen, und dabei völlig versagen, weil sie noch nicht wiedergeboren sind.
Wenn es in diesem Land zu einer großen Erweckung kommen sollte, wird einer der ersten Beweise dafür sein, dass Menschen, die den Namen Christ benutzt haben und sich als christliche Arbeiter ausgegeben haben, herausfinden werden, dass sie selbst nie gerettet worden sind. Sie werden vor Gott zusammenbrechen und ihre Sünden bekennen und ihre Ungerechtigkeit und Selbstsucht verurteilen. Wie furchtbar ist es, die Wahrheit erst am Tag des Gerichts zu erfahren, wenn es zu spät ist, den Irrtum zu korrigieren!
Johannes schrieb über diese Heuchler: „Sie sind von uns ausgegangen …, aber damit sie offenbar würden, dass sie alle nicht von uns sind“ (1Joh 2,19). Sobald sie draußen waren, wurden sie zu den schlimmsten Gegnern derjenigen, die für die Wahrheit Gottes eintraten. Es gibt niemand, der das Evangelium so sehr hasst wie der Mensch, der sich einst als gerettet bezeichnete, sich dann aber einem Leben in Sünde zuwandte, weil sein Bekenntnis nicht der Wahrheit entsprach. Das waren die Antichristen, vor denen Johannes zu seiner Zeit die kleinen Kinder warnte.