Qualifikationen für ein Amt in der Gemeinde (V. 1-13)
Wir müssen die Tatsache erkennen, dass die Schrift zwischen Gabe und Amt unterscheidet. Unser auferstandener, verherrlichter Herr hat den Menschen Gaben gegeben: „Er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer“ (Eph 4,11). Dies sind von Gott geschenkte Gaben zur Auferbauung der Gemeinde. Es ist Gott selbst, der die Menschen für jeden dieser besonderen Dienste qualifiziert. Ein Mann ist nicht deshalb ein Evangelist, weil er eine Schule besucht und eine bestimmte Technik und Methode des Predigens erlernt. Ein Mensch ist nicht notwendigerweise ein Lehrer des Wortes Gottes, weil er einen Bibelkurs besucht und sich dann bemüht, das Gelernte an andere weiterzugeben. Aber der auferstandene Christus befähigt die Menschen durch den Heiligen Geist, das Werk zu tun, das Er für sie vorgesehen hat. Niemals finden wir in der Heiligen Schrift auch nur die geringste Andeutung, dass ein Mann von einem Menschen ordiniert werden muss, damit er das Evangelium verkündigen oder das Wort lehren kann. So etwas finden wir in der Bibel nicht. Es ist der Herr selbst, der die Gaben verleiht. Wenn Er jemand die Gabe des Predigens oder Lehrens verleiht, dann ist der Empfänger dafür verantwortlich, seine Gabe zur Ehre des Herrn Jesus Christus einzusetzen.
Einige der am meisten zum Segen gebrauchten Diener des Evangeliums, die je gelebt haben, wurden nie von Menschen ordiniert. Charles H. Spurgeon, langjähriger Pastor des großen Metropolitan Tabernacle in London, England, und einer der herausragendsten Baptistenprediger seiner Zeit, lehnte es absolut ab, von Menschen ordiniert zu werden. Er lehnte alles ab und sagte, der Herr selbst habe ihn ordiniert und das sei ausreichend. D.L. Moody wurde nie von einem Menschen ordiniert, war aber ein mächtiger Evangelist, der Tausende für Christus gewann.
Im Fall von Timotheus gab es zweifellos eine formelle Einsetzung in seinen Dienst, an der Paulus und die Ältesten von Derbe und Lystra beteiligt waren, bevor er mit dem Apostel auf Missionsreise ging. Im Allgemeinen wird dies als seine Ordination bezeichnet, und vielleicht ist es auch richtig, so zu sprechen, aber in Wirklichkeit war es eher eine Art Anerkennung und Ausdruck der Gemeinschaft. Als Antwort auf die Gebete und die Handauflegung von Paulus und von den Ältesten bei dieser Gelegenheit gab Gott Timotheus eine besondere Gabe, die ihn für den Dienst qualifizierte, den er ausüben sollte [1Tim 4,14].
Im vorliegenden Abschnitt unseres Briefes (1Tim 3,1-13) gibt Paulus durch Inspiration die Qualifikationen für ein offizielles Amt in der Ortsgemeinde an. Die Amtsträger können Männer mit besonderen Gaben sein oder auch nicht. Sie müssen Männer von aufrichtiger Frömmigkeit und vorbildlichem Leben sein. In den Versen 1 bis 7 geht es um die Auswahl von Aufsehern (Bischöfen), in den Versen 8 bis 13 um die Auswahl von Dienern (Diakonen).
Die Heilige Schrift erkennt diese beiden Ämter in der Gemeinde an. Aufseher und Älteste sind ein und dasselbe, wie eine sorgfältige Prüfung einiger Bibelstellen zeigen wird. Wir finden beide Ämter in der Apostelgeschichte und auch in den Briefen, und diese Ältesten und Diakone werden definitiv von der Gemeinde ernannt. Im Falle der Ältesten wurden sie von den Aposteln oder durch apostolische Autorität ordiniert. Das Wort „ordiniert“ bedeutet nicht unbedingt das, was wir manchmal darunter verstehen. Wir lesen: „Ihr kennt das Haus des Stephanas, dass es der Erstling von Achaja ist und dass sie sich selbst den Heiligen zum Dienst verordnet haben“ (1Kor 16,15). Das Wort „verordnet“ ist dasselbe, das an anderer Stelle mit „ordinieren“ übersetzt wird.
Beachte also zunächst, was über diejenigen gesagt wird, die Aufseher genannt werden:
1Tim 3,1: Das Wort ist gewiss: Wenn jemand nach einem Aufseherdienst trachtet, so begehrt er ein schönes Werk.
Das Wort episkopos, das manchmal mit „Bischof“ übersetzt wird, bedeutet „Aufseher“. Wenn wir uns dem Titusbrief zuwenden, sehen wir, dass ein Ältester und ein Aufseher (Bischof) ein und dasselbe sind: „Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du das, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste anstellen möchtest, wie ich dir geboten hatte: … Der Aufseher muss untadelig sein als Gottes Verwalter, nicht eigenmächtig, nicht zornmütig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend“ (Tit 1,5.7). Wir sehen, dass der Apostel zu Titus quasi sagt: „Titus, um die Arbeit der Gemeinden auf Kreta zu vollenden, gehst du von Gemeinde zu Gemeinde und wählst aus der Gemeinschaft deiner Brüder geeignete Männer aus, die in jeder dieser Gemeinden als Älteste ordiniert werden sollen.“ Dann nennt er die Qualifikationen eines Aufsehers. In Vers 5 wird das Wort „Älteste“ verwendet, und in Vers 7 werden sie „Aufseher“ genannt. „Älteste“ bedeutet, dass es sich um Männer im reifen Alter handeln soll. Aber die andere Bezeichnung „Aufseher“ (Bischöfe) bedeutet, dass sie befähigt sein sollen, in der Gemeinde Gottes zu leiten.
In der Bibel finden wir nichts, was mit dem modernen Bischof vergleichbar wäre. Ein Bischof (Aufseher) ist heute sowohl in der römisch-katholischen Kirche als auch in anderen Kirchen, die aus Rom hervorgegangen sind, eine Person von höherem Rang, die anderen Amtsträgern gegenüber Autorität besitzt. Aber in der Heiligen Schrift gibt es diese Idee nicht. In Apostelgeschichte 20 finden wir eine Reihe von Bischöfen (Aufseher) in einer Gemeinde und nicht einen einzigen Bischof, der über viele Kirchen herrscht. In Apostelgeschichte 20,17 wendet sich der Apostel an die Ältesten der Gemeinde, und in Apostelgeschichte 20,28 sagt er zu ihnen: „Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen.“ Er sagt also zu diesen Ältesten, dass sie sich um die Herde Gottes kümmern sollen, über die der Heilige Geist sie zu Aufsehern gesetzt hat.
In der bekennenden Kirche sind viele Dinge eingeführt worden, für die es keine biblische Begründung gibt, die die Menschen aber für selbstverständlich halten. In bestimmten Organisationen gibt es zunächst eine niedrigere Ordnung von Geistlichen, die Diakone genannt werden, dann eine höhere Ordnung, die Älteste genannt wird, und dann die höchste von allen, die Bischöfe. Manche kennen sogar noch eine höhere Ordnung, die Erzbischöfe genannt werden, und dann werden einige wenige aus den Erzbischöfen ausgewählt, erhalten rote Hüte und werden Kardinäle genannt. All dies ist das Ergebnis der Abkehr der Kirche von ihrer frühen Schlichtheit und der Nachahmung der heidnischen Systeme.
Was wir im Auge behalten müssen, ist, dass Älteste und Aufseher (Bischöfe) ein und dasselbe sind. In der Ortsgemeinde sind sie für die geistlichen Angelegenheiten der Gemeinde verantwortlich, und wir lernen hier, welche Art von Männern für dieses Amt ausgewählt werden sollten.