Henry Allan Ironside
Kommentar von Henry Allan Ironside
2Thes 2,13Kommentar zu 2. Thessalonicher 2,13
Rettung durch Heiligung (V. 13-17)
2Thes 2,13: Wir aber sind schuldig, Gott allezeit für euch zu danken, vom Herrn geliebte Brüder, dass Gott euch von Anfang erwählt hat zur Errettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit, …
Nachdem er vom Abfall der letzten Tage und dem Kommen des „Menschen der Sünde“ gesprochen hat, wenn der Zurückhalter, der Heilige Geist, nicht mehr auf der Erde wirken wird, tröstet der Apostel die Gläubigen und versichert, dass sie der besondere Gegenstand der göttlichen Fürsorge seien. Seine Worte gelten für alle Christen, denn sie alle sind „vom Herrn geliebte Brüder“, und jeder von ihnen ist von Gott von Anfang an zum Heil auserwählt worden „zur Errettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit“. In Römer 8,29 lesen wir: „Welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“ Durch die Jahrhunderte hindurch hat Gott alle, die jemals ihr Vertrauen auf den Herrn Jesus Christus setzen würden, vorherbestimmt, und Er hat sie auserwählt, Christus gleichgestaltet zu werden. Wenn du an den Herrn Jesus Christus glaubst, brauchst du dir keine Sorgen um deine Erwählung zu machen. Allein die Tatsache, dass du ein Gläubiger bist, der von Christus erlöst ist, gibt dir die Gewissheit, dass du zu den Auserwählten Gottes gehörst.
Beachte, dass Gott dich „zur Errettung in Heiligung“ auserwählt hat. Das bedeutet, dass wir durch das unmittelbare Wirken des Heiligen Geistes lebendig gemacht wurden, um unseren verlorenen Zustand und unser Bedürfnis nach einem Retter zu erkennen, und so wurden wir zum Glauben an den Herrn Jesus Christus geführt. Die Heiligung durch den Geist ist das anfängliche Werk Gottes in der Seele, und wenn wir dann an das Evangelium glauben, haben wir die Gewissheit der Errettung.
Paulus sagt den Römern, er sei ein Diener Gottes für die Nationen, „damit das Opfer der Nationen wohlangenehm werde, geheiligt durch den Heiligen Geist“ (Röm 15,16). Ein Mann kann das Wort mit großer Freiheit und Macht predigen, aber wenn der Heilige Geist das Wort nicht auf die Herzen anwendet, den Verstand nicht erleuchtet und das Gewissen seiner Zuhörer nicht beunruhigt, wird seine Predigt nie einen einzigen Menschen bekehren.
Diejenigen von uns, die gerettet sind, können zurückblicken und sich daran erinnern, wie das Wirken des Heiligen Geistes in unserer Seele begann. Wir erinnern uns an die Zeit, als wir nur ein Teil der Welt um uns herum waren, und dann kam das Erwachen. Vielleicht konnten wir anfangs nicht verstehen, was mit uns geschah. Wir wurden unglücklich und unzufrieden; wir sehnten uns nach etwas, was wir nie zuvor gekannt hatten; wir wurden uns unserer Sündhaftigkeit und Schuld bewusst, und wir schrien in unserem Herzen nach Reinigung und Reinheit – das war die Heiligung durch den Heiligen Geist.
Eine schöne Illustration dieser Heiligung findet sich in 1. Mose 1,1.2. Im ersten Vers lesen wir: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.“ Diese Schöpfung, so erfahren wir aus Jesaja 45, war absolut perfekt, wie alles andere, was aus Gottes Hand kommt. In 1. Mose 1,2 lesen wir jedoch: „Die Erde war wüst und leer.“ Die meisten Hebräischgelehrten sind der Meinung, dass eine bessere Übersetzung wäre: „Die Erde wurde formlos und leer.“ Ob dieser Wandel von der Vollkommenheit zur Formlosigkeit mit dem Sündenfall der Engel zu tun hatte, wissen wir nicht, aber wir wissen, dass eine gewaltige Katastrophe stattfand und die Erde ins Chaos stürzte. „Und Finsternis war über der Tiefe.“ Die Szene war düster und trostlos, aber dann „schwebte der Geist Gottes über den Wassern“. Das Wort „schwebte“ [das in der King-James- Übersetzung mit moved („bewegte“) übersetzt wird], wird manchmal verwendet, um eine Henne zu beschreiben, die über ihrem Nest brütet; also könnten wir sagen, dass „der Geist Gottes über dem Wasser brütete“. Eine brütende Henne scheint zwar ruhig und träge zu sein, ist aber in Wirklichkeit ständig in Bewegung. Jeder Muskel zittert, und das erzeugt die Wärme, die zum Ausbrüten der Eier nötig ist. So sehen wir, wie sich der Heilige Geist über der Wasserfläche bewegte – brütete – in Vorbereitung auf die Neugestaltung der Erde, um sie für den Menschen bewohnbar zu machen.
Derselbe gesegnete Heilige Geist „brütet“ über dem gefallenen Menschen, das heißt, Er tut sein heiligendes Werk im Herzen des Sünders, und wenn dann das Licht hineinscheint, ist die Seele gerettet. „Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht“ (1Mo 1,3). Dies war der Beginn der neuen Ordnung. Psalm 119,130 sagt uns: „Die Eröffnung deiner Worte erleuchtet, gibt Einsicht den Einfältigen“, aber der Mensch sieht das Licht erst, wenn er durch den Heiligen Geist aus seinem Schlaf geweckt worden ist.
In 2. Thessalonicher 2,13 heißt es, dass Gott uns „erwählt hat zur Errettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit“. In 1. Petrus 1,2 heißt es über die Auserwählten, dass die Heiligung durch den Geist sie in den Gehorsam des Glaubens führt, der sie „zur Blutbesprengung Jesu Christi“ bringt. Wenn wir, wie Israel in der Passahnacht, im Glauben unseren Platz unter diesem besprengten Blut einnehmen, werden wir absolut sicher, denn der HERR sagt: „Sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen" (2Mo 12,13).
Eine weitere neutestamentliche Stelle, in der die Heiligung des Geistes erwähnt wird, ist 1. Korinther 6,9-11. Dort zählt Paulus eine Reihe schlimmer Eigenschaften auf (darunter einige, die so abscheulich und unrein sind, dass ich sie fast nicht erwähnen möchte) und fügt dann hinzu: „Solches sind einige von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr aber seid geheiligt, aber ihr aber seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes.“ Einige Korinther hatten ein böses Leben geführt, aber sie waren durch die Anwendung des Wortes Gottes abgewaschen, durch den Heiligen Geist geheiligt und durch den Namen des Herrn Jesus gerechtfertigt worden. Das ist die Reihenfolge in der Heiligen Schrift: Das Wort Gottes wird verkündet, gehört oder gelesen. Der Geist Gottes heiligt – Er überführt den Sünder und bringt ihn an den Punkt, an dem er gerettet werden möchte und bereit ist, Christus zu empfangen. Durch den Glauben an das Evangelium wird der Sünder durch den Glauben gerechtfertigt.
Ich will denjenigen, die Seelen gewinnen wollen, einen Rat geben: Versucht nicht, Menschen dazu zu bringen, sich zu Christus zu bekennen. Versucht nicht, sie dazu zu bringen, zu sagen, dass sie gerettet sind. Versucht herauszufinden, ob es eine echte Überzeugung von der Sünde gibt. Versucht herauszufinden, ob der Geist Gottes sie erweckt hat.
Der Grund dafür, dass sehr viele Menschen in Erweckungsversammlungen ein Bekenntnis zum Christentum ablegen und bald darauf wieder in ihre alten Gewohnheiten zurückfallen, ist, dass es kein wirkliches Werk Gottes in ihren Seelen gegeben hat. Sie sind nie durch den Heiligen Geist geheiligt worden; sie haben nie eine göttliche Überzeugung erfahren. Zuerst müssen die Menschen erweckt werden, damit sie erkennen, dass sie Christus brauchen; dann kann ihnen das Evangelium gegeben werden. Das ist die göttliche Ordnung. Die Heiligung durch den Geist führt zum „Glauben an die Wahrheit“.