Behandelter Abschnitt Sach 3,1-3
Ein Brandscheit, das aus dem Feuer gerettet ist
Die vierte Vision kann auf zweierlei Weise betrachtet werden. In erster Linie stellt sie die Reinigung Israels in den letzten Tagen dar, und zwar sowohl gerichtlich als auch moralisch gesehen. Sie ist jedoch auch ein schönes Bild vom Evangelium, womit sich die Seele gern beschäftigt.
Sach 3,1-3: 1 Und er ließ mich den Hohenpriester Josua sehen, der vor dem Engel des HERRN stand; und der Satan stand zu seiner Rechten, ihm zu widerstehen. 2 Und der HERR sprach zum Satan: Der HERR schelte dich, Satan! Ja, der HERR, der Jerusalem erwählt hat, schelte dich! Ist dieser nicht ein Brandscheit, das aus dem Feuer gerettet ist? 3 Und Josua war bekleidet mit schmutzigen Kleidern und stand vor dem Engel.
Der Hohepriester Josua – der Gefährte Serubbabels und ungekrönte Erbe der Linie Davids – steht wie zum Gericht vor dem Engel des HERRN. Zu seiner Rechten erscheint Satan, der Widersacher, ja der beständige Verkläger des Volkes Gottes. Aber es ist ihm nicht erlaubt, auch nur irgendeine Frage zu stellen oder irgendeine Anklage zu erheben – und das, obwohl Josua mit schmutzigen Kleidern bekleidet ist. Denn der HERR selbst sagt: „Der HERR schelte dich, Satan! Ja, der HERR, der Jerusalem erwählt hat, schelte dich! Ist dieser [Josua] nicht ein Brandscheit, das aus dem Feuer gerettet ist?“
Es ist eine auffallend ernste und zugleich wunderschöne Szene. Josua repräsentiert den gesamten Überrest; denn als Priester steht er für sie vor Gott. Aber er ist nicht mit den unbefleckten Gewändern bekleidet, die das Gesetz vorschreibt, sondern mit schmutzigen Kleidern. Das spricht von der moralischen Verunreinigung des gesamten Volkes. Jesajas Beschreibung stimmt gut mit diesem aussagekräftigen Bild überein: „Warum solltet ihr noch weiter geschlagen werden, da ihr nur den Abfall mehren würdet? Das ganze Haupt ist krank, und das ganze Herz ist siech. Von der Fußsohle bis zum Haupt ist nichts Gesundes an ihm: Wunden und Striemen und frische Schläge; sie sind nicht ausgedrückt und nicht verbunden und nicht mit Öl erweicht worden“ (Jes 1,5.6).
Juda, das von seinem Zustand her verdorben ist, hat durch den Schmutz der Verunreinigung seine gesamte Kleidung besudelt. Damit ist das Volk in den Augen Gottes unflätig und abscheulich. Wer käme auf den Gedanken, dass der HERR ein derart unreines Volk annehmen könnte? Ganz gewiss würde der Widersacher ein offenes Ohr finden, wenn er seine Anklage vor dem Thron der unendlichen Heiligkeit vorbringen würde! Doch Gott hatte bereits alles Versagen Israels berücksichtigt, als Er sie zum ersten Mal in Gnade aufnahm. Deshalb wird Er keinerlei Anklagen gegen das Volk anhören. Er weist den Teufel zurecht mit der Aussage, dass Er Jerusalem auserwählt hat und dass Josua als Vertreter des Volkes „ein Brandscheit ist, das aus dem Feuer gerettet ist“. Das ist ganz gewiss eine unvergleichlich liebevolle Güte. Doch genau das sollten wir hier erwarten, denn „die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar“ (Röm 11,29). Gott wird sein versagendes Volk züchtigen und erziehen, aber Er wird Satan nicht erlauben, auch nur eine einzige Anklage gegen es zu erheben. Denn Gott hat vorgesorgt, damit sein Volk moralisch geeignet ist, in seine Gegenwart zu treten.