Das Gebet Habakuks
Das wahre Ziel göttlichen Dienstes ist es, die Seele in der Gegenwart des Herrn zu beugen und das Herz in Anbetung und Verehrung Ihm entgegenzustrecken. So ging es Habakuk. Er wurde in die geheimen Ratschlüsse Gottes eingeweiht. Gottes Wort hat seine Seele mit Macht erreicht. Das Ergebnis davon ist, dass er vor Gott in Gebet und Anbetung niederfällt. Sein Gebet in Gedichtform ist einer der erhabensten Abschnitte des Alten Testamentes. Während er auf der einen Seite von dem Eindruck der Majestät und der Allmacht Gottes überwältigt ist, so dass er vor Ihm erzittert, schaut er dennoch voller Zuversicht auf den Einzigen, der dem gezüchtigten Volk, das wegen seiner Sünde zu Recht Gottes Rute spürt, Erweckung und Segen bringen kann.
Hab 3,1: Gebet Habakuks, des Propheten. Nach Schigjonot.
Das Wort „Schigjonot“ im Einführungsvers lässt vermuten, dass Habakuks Gebet vertont war. Wie gesegnet ist es, wenn alle unsere Gebete und unser Flehen so beschaffen sind, dass sie den Charakter von Lob in sich tragen! Uns wird gesagt: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus“ (Phil 4,6.7). Dank und Lob geziemen sich für Lippen von Sündern, die durch die souveräne Gnade Gottes errettet worden sind, einerlei, wie schwierig und verwirrend ihre Lebensumstände manchmal sein mögen.
David konnte einen Psalm im selben Rhythmus komponieren, als er in tiefer Bedrängnis war. Psalm 7 wird beschrieben als „Schiggajon, von David, das er dem HERRN sang wegen der Worte des Benjamiters Kusch“ (Ps 7,1). Man nimmt gewöhnlich an, dass Kusch ein anderer Name für Simei ist, der David verfluchte, als er vor seinem Sohn Absalom floh. „Schiggajon“ ist die Einzahl von „Schigjonot“. Die wirkliche Bedeutung ist nicht sicher bekannt; man sagt, es sei eine „Ode des Umherirrens“. In diesem Rhythmus schüttet der Prophet sein Herz vor dem All-Herrlichen aus, der seit jeher der Retter und die Hilfe seines erlösten Volkes war.