Behandelter Abschnitt Mich 4,1-4
Die frühere Herrschaft
Es ist wirklich wohltuend, wenn wir unsere Augen kurz auf die erfreulichen Szenen in der ersten Hälfte des Kapitels richten, bevor die traurige Geschichte des Versagens und der Sünde wieder aufgenommen wird.
Mich 4,1-4: 1 Und es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses des HERRN feststehen auf dem Gipfel der Berge und erhaben sein über die Hügel. Und Völker werden zu ihm strömen; 2 und viele Nationen werden hingehen und sagen: Kommt und lasst uns hinaufziehen zum Berg des HERRN und zum Haus des Gottes Jakobs! Und er wird uns belehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln auf seinen Pfaden. Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen, und das Wort des HERRN von Jerusalem; 3 und er wird richten zwischen vielen Völkern und Recht sprechen mächtigen Nationen bis in die Ferne. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen. 4 Und sie werden sitzen, jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und niemand wird sie aufschrecken. Denn der Mund des HERRN der Heerscharen hat geredet.
Die ersten drei Verse sind nahezu identisch mit Jesaja 2,2-4. Wir brauchen nicht zu untersuchen, ob nun der ältere [Jesaja] oder der jüngere Prophet [Micha] beim jeweils anderen abgeschrieben hat. Denn wir haben es hier nicht mit Literatur von Menschen zu tun, sondern mit dem inspirierten Wort Gottes. Der Herr sagt, dass „das Zeugnis zweier Menschen wahr ist“ (Joh 8,17), und Er hat sowohl durch Micha als auch durch Jesaja dieselbe Verheißung gegeben – dass es nämlich eine tausendjährige Segenszeit geben wird –, damit alle wissen, dass keiner der beiden aus sich selbst heraus geschrieben hat, sondern so, wie er vom Heiligen Geist geführt wurde. Es braucht uns nicht zu überraschen, dass der Geist Gottes entschieden hat, in beiden Fällen dieselben Worte zu benutzen.
In den letzten Tagen – also in der Zeit, auf die alle Propheten hinweisen – „wird der Berg des Hauses des HERRN feststehen auf dem Gipfel der Berge“. Der zukünftige Tempel des Tausendjährigen Reiches wird nicht auf dem Berg Morija stehen, sondern auf einer herrlichen Hochebene, die sich über die umliegenden Hügel erhebt, nachdem das Land eine bemerkenswerte topographische Veränderung durchgemacht hat. Diese Veränderung wird durch ein gewaltiges Erdbeben verursacht, das sich ereignet, wenn die Füße des Herrn Jesus wieder auf dem Ölberg stehen. Siehe dazu Hesekiel 40,2 und 48,8-12 sowie Sacharja 14,4.
Dort [auf dieser Hochebene], in einer beherrschenden Stellung, wird das Haus des Gottes der ganzen Erde stehen, und dorthin werden die Völker regelmäßig hinaufgehen, um anzubeten und die Wege des HERRN zu erforschen. Von diesem Heiligtum wird das Gesetz ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem, der Welthauptstadt im kommenden Zeitalter.
Zuletzt, wenn die Zeiten der Nationen abgelaufen sind, wird jede Herrschaft, die Gott einmal übertragen hatte, aufhören. Fortan wird unser Herr Jesus, der einst Verworfene, zeigen, wer der „selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und Herr der Herren“ ist (1Tim 6,15). Er wird unfehlbares Recht ausüben und immerwährende Gerechtigkeit einführen. Nicht länger wird Nation gegen Nation das Schwert erheben; alle Kriegsgeräte werden zerstört und an ihre Stelle werden die Werkzeuge friedlicher Landarbeit treten.
An jenem Tag universellen Segens wird es den Fluch der Armut nicht mehr geben; es werden keine leidigen Eigentumsfragen zu klären sein; es wird keinen Kampf um den Erwerb und keine Konflikte um den Besitz von Gütern geben, die niemals richtig verwaltet werden können. Stattdessen wird jeder zufrieden und in Ruhe „unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum sitzen, und niemand wird sie aufschrecken“. Was der Mensch vergeblich versucht hat zu erlangen durch Sozialismus oder andere Wirtschaftssysteme, die sich ebenso wenig umsetzen lassen, das wird dann erreicht worden sein und während tausend Jahren bestehen bleiben, weil der, dem die Herrschaft gehört, anwesend ist. Die Aussage von Vers 4 findet sich nicht in der erwähnten Jesajastelle (Jes 2,2-4), aber die Aufforderung, in den Wegen des HERRN zu wandeln, folgt unmittelbar auf das, was hier in Micha 4,3 zu finden ist. Micha zeichnet das genauere, vollständigere Bild und berichtet dann mit herrlichen Worten, wie der Überrest auf die Ermahnung aus Jesaja 2,5 antworten wird: „Alle Völker werden wandeln, jedes im Namen seines Gottes; wir aber werden wandeln im Namen des HERRN, unseres Gottes, immer und ewig.“ Es ist der Glaube, der die Verheißung ergreift, und der Gläubige wandelt schon jetzt in der kommenden Herrlichkeit.