Behandelter Abschnitt Mich 2,1-5
Ist der HERR ungeduldig? Oder sind dem Geist des HERRN Schranken gesetzt?
Gott will, dass die, die Er in eine Bundesbeziehung mit sich gebracht hat, Überwinder sind. Sind sie es nicht, dann liegt der Fehler bei ihnen, nicht bei Ihm. Gott hat überfließende Quellen für den Gläubigen, aus denen dieser schöpfen kann. Doch wo Unglaube und Ungehorsam herrschen, muss es zwangsläufig zu einer geistlichen Lähmung kommen.
Das hatte sich im Fall Israels schon oft gezeigt, und nie mehr als damals, als Micha mit der Botschaft des HERRN zu ihnen gesandt wurde. Ihr Seelenzustand war zu dieser Zeit erbärmlich niedrig; folglich war ihr Verständnis für göttliche Dinge so abgestumpft, dass sie die Fähigkeit verloren hatten, zu unterscheiden, was von Gott kam und was von Menschen.
So ist es immer, wenn Menschen nicht gehorsam gegenüber der offenbarten Wahrheit sind: Sie verlieren die Fähigkeit, Wahrheit von Irrtum zu unterscheiden, und tun dann unter dem verhärtendem Einfluss des „Betrugs der Sünde“ [vgl. Heb 3,13] womöglich die abscheulichsten Dinge, während sie seelenruhig verkündigen, dies sei zur Ehre Gottes. Und sie sind tief betrübt, wenn ihre hohen Ansprüche nicht anerkannt und beachtet werden.
Mich 2,1-5: 1 Wehe denen, die Unheil ersinnen und Böses vorbereiten auf ihren Lagern! Beim Morgenlicht führen sie es aus, weil es in der Macht ihrer Hand steht. 2 Und sie begehren Felder und rauben sie, und Häuser und nehmen sie weg; und sie verüben Gewalttat an dem Mann und seinem Haus, an dem Menschen und seinem Erbteil. 3 Darum, so spricht der HERR: Siehe, ich ersinne ein Unglück gegen dieses Geschlecht, aus dem ihr eure Hälse nicht ziehen und unter dem ihr nicht aufrecht gehen werdet; denn es ist eine böse Zeit. 4 An jenem Tag wird man einen Spruch über euch anheben und ein Klagelied anstimmen. „Es ist geschehen!“, wird man sagen. Wir sind ganz und gar verwüstet: Das Erbteil meines Volkes vertauscht er; wie entzieht er es mir! Dem Abtrünnigen verteilt er unsere Felder. 5 Darum wirst du niemand haben, der in der Versammlung des HERRN die Mess-Schnur wirft, um ein Los zu bestimmen.
In diesem zweiten Kapitel begründet Gott, warum Er das Böse gegen das ganze Geschlecht Israel geplant hat: weil Ungerechtigkeit unter dem Volk vorherrscht (wie in den Versen 1 und 2 beschrieben). Da sie in ihrem Umgang miteinander seine gerechten Ansprüche ignoriert haben, kann Er ihnen nur das zumessen, was sie selbst ihren Mitmenschen zugemessen hatten (vgl. Mt 7,2). Deshalb lässt Er sie wissen, dass Er Unheil über sie bringen würde, vor dem auch kein Hochmut sie bewahren würde. Sie würden schweren Zeiten entgegengehen
(Mich 2,3). Klagelieder und Trauer sollten auf ihre unbekümmerten Lieder folgen. Ihre Felder sollten unter Fremden aufgeteilt werden, und sie würden niemand haben, „der in der Versammlung des HERRN die Mess-Schnur wirft, um ein Los zu bestimmen“ – das heißt, es würde keiner von Israel übrigbleiben, der befugt wäre, das Land aufzuteilen und abzumessen und die Grenzsteine entsprechend zu setzen.