Behandelter Abschnitt Joel 4,1-2
Das Tal der Entscheidung
Der Prophet hat noch die Ereignisse vor seiner Seele, die sich am Tag des HERRN ereignen sollen, und fährt nun fort, detailliertere Informationen über die lang erwartete Zeit der Regierung des HERRN zu geben.
Es sollte nicht übersehen werden, dass der Ausdruck „der Tag“ oder „dieser Tag“, der so oft im Zusammenhang mit der Einführung des Königreiches verwendet wird, sich nicht auf einen Tag von vierundzwanzig Stunden bezieht. Im Gegenteil, nach dem bereits erwähnten Abschnitt in 2. Petrus 3,10 umfasst der Tag des Herrn die gesamte Zeit von der großen Drangsal bis zum Auflösen von Himmel und Erde, und er leitet so denTag Gottes oder den Tag der Ewigkeit ein.
In der Heiligen Schrift werden vier epochale Tage vor uns gebracht.
Die gegenwärtige Zeit könnte „Tag des Menschen“ genannt werden (vgl. 1Kor 4,3).
Die Offenbarung am Richterstuhl des Christus ist der „Tag Christi“ (Phil 1,6.10).1
Dann folgt „der Tag des HERRN“; das ist die gesamte Zeit, wenn der einst abgelehnte Herr seinen Anspruch auf die Erde behauptet und wiedergutmacht.
Der „Tag Gottes“ ist der ewige Zustand und wird nur in 2. Petrus 3,12 erwähnt.
Es ist also dieser dritte große „Tag“, auf den sich das vorliegende Kapitel bezieht und den die Anfangsverse behandeln.
Joel 4,1.2: 1 Denn siehe, in jenen Tagen und zu jener Zeit, wenn ich die Gefangenschaft Judas und Jerusalems wenden werde, 2 dann werde ich alle Nationen versammeln und sie in die Talebene Josaphat hinabführen; und ich werde dort mit ihnen rechten über mein Volk und mein Erbteil Israel, das sie unter die Nationen zerstreut haben; und mein Land haben sie geteilt.
Die von unserem Herrn selbst in Matthäus 25,31-46 dargestellte Szene scheint sich damit zu verbinden. Er beschreibt lebhaft das Kommen des Sohnes des Menschen in seiner Herrlichkeit, um dort auf dem Thron seiner Herrlichkeit zu sitzen und die lebenden Nationen zu richten. Längst wurde von anderen darauf hingewiesen, dass diese Gerichtsszene etwas ganz anderes ist als das endgültige Gericht des großen Weißen Thrones von Offenbarung 20. Dort werden die Toten, die das Böse verübt haben, gerichtet und in den Feuersee geworfen, während die Gerechten bereits tausend Jahre vorher in Herrlichkeit auferweckt wurden. Andererseits ist das Gericht der Schafe und Böcke, wie es genannt werden kann, ein Gericht, vor dem die auf der Erde lebenden Völker erscheinen, wenn Christus vom Himmel wiederkommt, um das Königreich zu gründen. Dieses Gericht findet vor dem tausendjährigen Königreich statt. Der große Weiße Thron findet nach dem tausendjährigen Königreich statt. In Matthäus 25 werden die Schafe belohnt, weil sie die Brüder Christi, also den jüdischen Überrest, gut behandelt haben. Die Böcke werden wegen ihrer Gleichgültigkeit und sogar Grausamkeit verurteilt. Das gleiche unterscheidende Gericht schildert uns hier Joel.
Der Sohn des Menschen wird seinen Thron im Tal von Josaphat aufstellen. Dieses Tal richtig zu lokalisieren, ist eine Unmöglichkeit, da dies die einzige Erwähnung in der Schrift ist. Es ist bekannt, dass es jetzt eine tiefe Schlucht gibt, die diesen Namen vor den Toren Jerusalems trägt und die heilige Stadt vom Ölberg trennt. Aber es ist wahrscheinlich, dass der Name nur im Hinblick auf diese Prophezeiung gegeben wurde – nicht, dass er so genannt wurde, als Joel sprach, noch in den Jahrhunderten danach. Wir müssen bis zum vierten Jahrhundert der christlichen Ära zurückgehen, bevor das Tal Josaphat so bezeichnet wurde. Wenn Josaphat nur als unübersetzter hebräischer Ausdruck verstanden wird, ist alles klar. Dann hieße es: „das Tal des Gerichts des HERRN“.