In der Freude der sicheren Erlösung können wir in sein Antlitz blicken, das einst mehr entstellt war als das irgendeines Menschen, und aus vol- lem Herzen rufen: „Ja, Herr, es ist etwas, es ist alles für mich, dass Du so gelitten hast und gestorben bist!“ Und unsere Seelen werden von heiliger Ehrfurcht erfüllt, wenn wir uns zur Seite drehen, um diesen großartigen Anblick zu sehen, und Ihn rufen hören:
Aus der Höhe hat er ein Feuer in meine Gebeine gesandt, dass es sie über- wältigte; ein Netz hat er meinen Füßen ausgebreitet, hat mich zurückge- wendet; er hat mich zur Wüste gemacht, krank den ganzen Tag (1,13).
Aber wir freuen uns zu wissen, dass Er nie mehr so leiden wird. Seine Sorgen und Schmerzen sind nun für immer vorbei, und mit unaus- sprechlicher Freude wird Er von der Mühsal seiner Seele „Frucht sehen und sich sättigen“ (Jes 53,11). Wie aussagekräftig ist der Gebrauch des Wortes „Mühsal“ in diesem Zusammenhang! Zwei Frauen sprachen einmal zufällig über ihre Söhne. Die eine hatte einen Jungen aus einem Waisenhaus adoptiert, die andere war die Mutter eines leiblichen Kin- des. „Ich bin sicher“, sagte die eine, „dass meine Liebe zu meinem Kind so groß ist, als wäre es tatsächlich in unsere Familie hineingeboren worden. Ich glaube nicht, dass ich ihn mehr lieben könnte als ich es tu- e.“ „Ach“, antwortete die andere, „du kennst die Liebe noch nicht wirk- lich. Du hast nie so für deinen Sohn gelitten wie ich für meinen!“
O Geliebte, wie hat Er für uns gelitten! Welche Qualen hat Er ertra- gen! Welche Tränen hat Er vergossen! Welche Blutstropfen hat Er ge- schwitzt! Wie furchtbar waren die Mühen, die Er erdulden musste, da- mit wir ewig gerettet werden können! „Aus der Höhe hat er ein Feuer in meine Gebeine gesandt“ (V. 13). Das Gericht kam auf Ihn herab, da- mit wir dort Zuflucht finden, wo das Feuer gewütet hat, und so für im- mer vor dem ewigen Feuer sicher sind, das für alle kommen wird, die seine unvergleichliche Gnade verschmähen. Ein kostbares und heiliges Thema für eine andächtige Betrachtung.
Die nächsten beiden Verse lassen sich nicht in demselben Sinn auf den Herrn Jesus anwenden. Sie handeln vom Bewusstsein der Schuld, und Er war der Schuldlose; aber die Worte waren im Mund des Volkes von Juda sehr passend. Sie bekennen, dass das Joch ihrer Übertretun- gen durch seine Hand gebunden ist. Wie ein Kranz sind sie um ihren Hals geschlungen. Deshalb versagte ihre Kraft, und sie waren nicht im- stande, sich aus der Hand ihrer Feinde zu befreien. Der Herr selbst war es, der ihre mächtigen Männer vernichtet und die Chaldäer zu ihrem Verderben herbeigerufen hatte. Wie man Trauben in einer Kelter zer- tritt, so hatte Er die Tochter Juda in die Kelter seines Zorns geworfen wegen ihrer mannigfachen Übertretungen (V. 14.15).
Über diese Dinge weint der Prophet, wie er geweint hatte, bevor sie eintraten, als er sie voraussagte. Es ist kein Tröster da; denn die Kinder Judas sind verödet. Zion breitet ihre Hände aus, aber es ist kein Helfer da, und keiner, der mitfühlt (V. 16.17).