Für einen gläubigen Israeliten war es in der Tat ein trauriger Anblick. Welche Freude und welcher Frohsinn hatten einst diese nun verlassene Stadt erfüllt, in den glücklichen, festlichen Tagen, als das Gesetz des Landes geehrt und der Name des HERRN verherrlicht wurde! Wie furchtbar war die Veränderung – die schreckliche Folge der Abkehr von Gott, die sich in Stolz, Eigenwillen und Götzendienst äußerte! Wie konnte Jerusalem die anerkannte Frau des HERRN bleiben, wenn sie so treulos und eigensinnig war? Ach, sie muss in Einsamkeit in ihrem Wit- wenstand sitzenbleiben, bis der Tag kommt, an dem Gott ihr Reue schenken wird.
Bitterlich weint sie bei Nacht, und ihre Tränen sind auf ihren Wangen; sie hat keinen Tröster unter allen, die sie liebten; alle ihre Freunde haben treu- los an ihr gehandelt, sind ihr zu Feinden geworden (1,2).
Die falschen Götter, auf die sie vertraute, als sie sich als abtrünnig von der Liebe des HERRN erwies, sind nicht in der Lage, ihren gegenwärtigen
Kummer irgendwie zu lindern. Die Mächte, auf die sie sich stützen woll- te, als sie das Wort ihres Gottes verließ, sind alle gleichgültig gegenüber ihrer gegenwärtigen Notlage. Er, der „ewige Geliebte“, den sie verach- tet hat, ist der einzige, der sie noch liebt.