Behandelter Abschnitt Esra 4,1-2
Die Feinde
In dem Kapitel, mit dem wir uns jetzt befassen wollen, wird der erste Misston in dieser gnadenreichen Symphonie angeschlagen. Allerdings nicht zuerst von innen, sondern von außen. Jedoch in Folge werden die Menschen in ihrem Innern davon betroffen, so dass der Gesang der Freude verstummt und eine kurze Zeit der Teilnahmslosigkeit eintritt.
Es gab diejenigen, die die ganze Zeit über mit neidischem Blick auf das Werk der Wiederherstellung in Jerusalem geschaut hatten. Es waren die Samaritaner, die Nachkommen der gemischten Geschlechter, die von heidnischen Königen nach der Eroberung der zehn Stämme im Land angesiedelt worden waren. Sie waren vor langer Zeit nach Assyrien verschleppt worden und konnten seitdem nicht mehr eindeutig identifiziert werden.
Wir erfahren etwas über diese gewissenlosen Menschen, wenn wir in unseren Bibeln ein paar Seiten zurückblättern. In 2. Könige 17 wird ab Vers 24 bis zum Ende des Kapitels über diese Menschen berichtet, die aus den verschiedenen Teilen des assyrischen Herrschaftsgebiets in das Land gebracht worden waren. Zunächst dienten sie ausschließlich ihren Götzen. Doch als sie durch die Zunahme wilder Tiere in ihrer Mitte beunruhigt wurden [2Kön 17,25], kamen sie zu dem Schluss, dass sie „die Weise des Gottes des Landes“ kennenlernen müssten (2Kön 17,26). Als sie den König von Assyrien um Hilfe baten, sandte er ihnen einen gefangenen Priester nach der Ordnung Jerobeams [1Kön 12,26-33], der sie lehrte, „wie sie den HERRN fürchten sollten“ (2Kön 17,28). Aber wie unrealistisch das alles ist, wird in 2. Könige 17,32.33 deutlich: „Sie fürchteten den HERRN, und sie machten sich aus ihrer Gesamtheit Priester der Höhen, die für sie in den Höhenhäusern opferten. Sie fürchteten den HERRN, und sie dienten ihren Göttern nach der Weise der Nationen, aus denen man sie weggeführt hatte.“ Und ihr späterer niedriger Zustand wird im letzten Vers beschrieben, im Gegensatz zu dem, was Gott von seinem Volk Israel verlangte.
Diese Samaritaner waren größtenteils vom gleichen Charakter wie Tausende in der heutigen Zeit der Gnade, die ein Bekenntnis zum Christentum ablegen, aber nicht mal so tun, als ob sie Christus als Herrn anerkennen, und die nichts von dem rettenden Wert seines Blutes wissen. Auch sie fürchten den Herrn, dienen aber ihren eigenen Göttern; und es ist ein trauriger Fehler für den Gläubigen, mit solchen in christlicher Gemeinschaft verbunden zu sein. Solche „Christen“ werden sich immer als eine Falle und ein Hindernis erweisen so wie „das Mischvolk“ (Neh 13,3), das mit den Kindern Israel aus Ägypten heraufzog.
Im vorliegenden Fall erfahren wir Folgendes:
Esra 4,1.2: 1 Und die Feinde Judas und Benjamins hörten, dass die Kinder der Wegführung dem HERRN, dem Gott Israels, einen Tempel bauten; 2 und sie traten zu Serubbabel und zu den Häuptern der Väter und sprachen zu ihnen: Wir wollen mit euch bauen; denn wir suchen euren Gott wie ihr; und ihm opfern wir seit den Tagen Esar- Haddons, des Königs von Assyrien, der uns hierher heraufgeführt hat.
Ihre Worte klangen freundlich, aber ihr wahrer Charakter geht aus dem ersten Satz hervor: Sie waren Feinde. Sie trachteten nach dem Verderben der kleinen Schar, der sie so schöne Beteuerungen machten. Dies waren in der Tat „die Listen des Teufels“ (Eph 6,11). Hätten sie einmal in der Stadt Gottes Fuß gefasst, hätten sie alles zerstört, was durch Ihn bestätigt worden war. Sie zu empfangen und zu ermutigen, hätte die übriggebliebene Gemeinde zahlenmäßig stärker, aber in Wirklichkeit viel schwächer gemacht. Es hätte bedeutet, den Feind in die Festung zu lassen. Die Sicherheit des Volkes Gottes lag in der Absonderung. Sie waren für denjenigen abgesondert, dessen Namen sie trugen. Sich mit den Völker zu vermischen, konnte nur Verderben und Unheil bringen.
Man beachte das Bekenntnis dieser Samaritaner. Sie erklärten, dass auch sie dem Gott Israels dienten, aber sie konnten nicht weit genug zurückgehen. Sie wussten nichts von der Erlösung durch Blut, nichts von dem Bundeszeichen des HERRN; sie kannten Gottes mächtige Werke nicht. Was sie wussten, war bloßes Hörensagen, und darauf beruhte ein leeres Bekenntnis zu seiner Macht, während sie seine Gnade nicht kannten und sich seinem Willen nicht unterwarfen.
Wie ähnlich sind die leeren Bekenntnisse, die man so oft hört. Menschen reden leichtfertig davon, dem Herrn zu dienen und einen Anfang für das Reich Gottes gemacht zu haben, wissen aber nichts von der Umkehr zu Gott und dem Glauben an unseren Herrn Jesus Christus. Solange solche Menschen nicht zum Selbstgericht vor Gott gelangen und in ihrem Herzen Christus als ihrem Erlöser vertrauen, sind sie nur ein Hindernis für jede christliche Gemeinschaft und werden Feinde von all dem sein, was wirklich vom Heiligen Geist ist.