Behandelter Abschnitt Neh 8,13-17
Das Laubhüttenfest
Neh 8,13-17: Und am zweiten Tag versammelten sich die Häupter der Väter des ganzen Volkes, die Priester und die Leviten, zu Esra, dem Schriftgelehrten, und zwar um aufmerksam auf die Worte des Gesetzes zu hören. Und sie fanden im Gesetz geschrieben, dass der HERR durch Mose geboten hatte, dass die Kinder Israel am Fest im siebten Monat in Laubhütten wohnen sollten und dass sie verkündigen und einen Ruf ergehen lassen sollten durch alle ihre Städte und durch Jerusalem und sagen sollten: Geht hinaus auf das Gebirge und holt Zweige vom Olivenbaum und Zweige vom wilden Ölbaum und Myrtenzweige und Palmzweige und Zweige von dicht belaubten Bäumen, um Hütten zu machen, wie geschrieben steht! Und das Volk ging hinaus und holte Zweige herbei; und sie machten sich Hütten, jeder auf seinem Dach und in ihren Höfen und in den Höfen des Hauses Gottes und auf dem Platz am Wassertor und auf dem Platz am Tor Ephraim. Und die ganze Versammlung, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt war, machte Hütten und wohnte in den Hütten. Denn die Kinder Israel hatte nicht so getan seit den Tagen Josuas, des Sohnes Nuns, bis auf jenen Tag. Und es war eine sehr große Freude.
In 3. Mose 23 haben wir die Feste des Herrn, deren letztes war das Laubhüttenfest. Vom fünfzehnten Tag des siebenten Monats an bestimmte der Herr, dass alle wahren Israeliten sieben Tage lang in Hütten wohnen sollten, damit ihre Nachkommen wüssten, dass Er die Kinder Israel hatte in Laubhütten wohnen lassen, als Er sie aus Ägypten herausführte; und Er fügte hinzu: „Ich bin der HERR, euer Gott“ (Neh 8,33-44). Unter anderen Vergehungen gegen das Gesetz Gottes hatte Israel auch dieses Fest vernachlässigt, denn wir erfahren hier, dass sie es seit den Tagen Josuas, des Sohnes Nuns, nicht in dieser Weise gefeiert hatten (Neh 8,17). Als sie nun auf ihr Fehlen aufmerksam gemacht wurden, ging das ganze Volk hin und machte sich Hütten, „ein jeder auf seinem Dach und in ihren Höfen, und in den Höfen des Hauses Gottes und auf dem Platz am Wassertor und auf dem Platz am Tore Ephraim. Und die ganze Versammlung, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt war , machte Hütten und wohnte in den Hütten … Und es ward eine sehr große Freude“ (Neh 8,16.17).
Aus dieser Verordnung des HERRN können wir viel lernen. Der Christ hat keinen festen Wohnplatz auf Erden, er ist ein Bürger des Himmels, und deshalb ist er ein Fremdling und Pilger hier auf Erden: seinem inneren Wesen nach wohnt er gleichsam in Hütten . Wenn wir uns zur Höhe der himmlischen Berufung erheben, haben wir das lebendige Bewusstsein, dass diese Welt eine Wüste ist, durch die wir, wie seinerzeit Israel auf seinem Weg von Ägypten nach Kanaan, gehen. Wie Israel, hat auch die Kirche gar bald ihre Fremdlingschaft hier auf der Erde aus den Augen verloren. Als sie ihre erste Liebe verlassen hatte, verlor sie die Wahrheit ihrer himmlischen Berufung und geriet in die babylonische Verwirrung, die die Christenheit kennzeichnet. Gott hat in seiner Gnade viele zu dem Bewusstsein ihres Abweichens und Fehlens erweckt; Er hat sie wiedergewonnen, und ihre Herzen sind von wahrer Zuneigung gegen Christus erfüllt.
Zu unseren Vorrechten wiederhergestellt, werden wir uns auch, in dem Maße, wie wir mit einem himmlischen Christus beschäftigt sind, der Tatsache bewusst, dass wir ein himmlisches Volk sind, und erkennen das wahre Wesen der Welt, durch die wir gehen. Unser Herz und Sinn sind dann auf die Herrlichkeit droben gerichtet, und wir bescheiden uns damit, Pilger auf der Erde zu sein. Während wir auf das bedacht sind, was nützlich (Tit 3,14) und ehrbar ist vor allen Menschen (Röm 12,17; 2Kor 8,22; Phil 4,8), und für unseren eigenen Haushalt sorgen – denn wer das nicht tut, ist schlimmer als ein Ungläubiger (1Tim 5,8) –, ist unser Herz anderswo. Für den Leib muss gesorgt werden, denn er gehört dem Herrn, und ohne diese Fürsorge würde die Seele auch leiden; aber mit der Welt ist der Christ in sittlicher Hinsicht fertig. Er gehört schon einer anderen Welt an und jagt, „das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus“ (Phil 3,13). Und wenn alles in seiner Seele seinen richtigen Platz hat, wird sein ganzes Leben und der Kreis, worin er lebt, bezeugen, dass er diese sichtbare Welt nur gebraucht, aber nicht missbraucht. Er wird davor bewahrt werden, sein Herz auf ein irdisches Heim zu richten, das jeden Augenblick abgebrochen werden kann, und wird in Verbindung mit seinem Familienkreis die Herrlichkeit Christi aufrechtzuerhalten suchen, um Ihm in allem wohlgefällig zu sein. Er wird sich freuen, sich für Christus aufzuopfern, und, was an ihm ist, das Wohl seines Volkes suchen. Wie seinerzeit Abraham, lässt er sich an einem Zelt und einem Altar genügen und ist damit zufrieden, ein Pilger und Anbeter zu sein, bis der Herr kommt.
Manche werden vor der schlichten Art eines solchen Lebens zurückschrecken, da sie durch ihre Umgebung und ihre Ansprüche, die diese Welt stellt, beeinflusst sind; für sie ist das ein unglückliches und trauriges Leben. Doch für die Juden in Nehemias Tagen, die das Laubhüttenfest so feierten, war das „eine sehr große Freude“ (Neh 8,17). Und wir sind überzeugt, dass eine sehr große Freude Herz und Sinn aller Christen füllen wird, die der Berufung Gottes aufrichtig zu entsprechen suchen und darin, wie einst die Heiligen in alter Zeit, deutlich zeigen, dass sie nach einem besseren, d.i. himmlischen Vaterland trachten (Heb 11,16), indem sie den Tag Gottes erwarten, die Zeitalter der Zeitalter, wo seine Hütte oder Wohnstätte bei den Menschen sein wird. Diese seine Hütte aber ist die Kirche Christi, seine Versammlung (2Pet 3,12; Off 21,3).