Walter Thomas Prideaux Wolston
Kommentar von Walter Thomas Prideaux Wolston
1Pet 1,17Kommentar zu 1. Petrus 1,17
„Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeden Werk, so wandelt die Zeit eurer Fremdlingschaft in Furcht“ (1Pet 1,17).
Hier geht es nicht um den Richterstuhl Christi, sondern um den Vater, der sein Auge auf jedes Kind an jedem Tag gerichtet hat, um zu sehen, was es tut. Wie wir säen, so ernten wir. Das gehorsame Kind sagt: Es ist mein Bemühen, so zu leben, dass es Tag für Tag nichts in meinem Leben gibt, das der Vater nicht gerne sehen möchte. Der Vater schaut auf uns und greift oftmals in einer erziehenden und bewahrenden Gnade ein. Dies ist die Weise, wie der Vater „richtet“ – es ist ein gutes und heilvolles Gericht für unsere Seelen.
Es ist ein großer Irrtum, wenn man annimmt, dass sich aufgrund dessen, dass das Zeugnis Gottes in unseren Tagen im Licht des Christentums ein anderes ist als zur Zeit des Judentums, auch die moralischen Grundsätze Gottes in irgendeiner Weise verändert hätten.
Die moralische Regierung Gottes über sein Volk ist genau dieselbe wie in vergangenen Tagen, und weder Du noch ich – obwohl wir unter Gnade sind – können das Wort oder die Wege Gottes überschreiten, ohne dafür mehr zu leiden als diejenigen, die unter Gesetz waren. Daher fügt Petrus an dieser Stelle die Ermahnung an, „die Zeit eurer Fremdlingschaft in Furcht“ zu wandeln. Dies ist keineswegs eine Furcht, die Knechtschaft bewirkt; es ist nicht eine Furcht, die die Erlösung, die Annahme oder die Beziehung betrifft, denn als Nächstes lesen wir: „Indem ihr wisst ...“. Warum sollte ich mich dann fürchten? Eben genau deshalb, weil ich bestimmte Dinge weiß. Das Wissen um die Erlösung und die Freude an der gesegneten Stellung, die Gottes Gnade uns im Christentum gibt, sollen unseren Weg mit Furcht kennzeichnen – und es gäbe weitaus weniger Leiden und weniger Eingreifen Gottes in unseren Tagen, wenn wir diese Furcht mehr hätten. Der Augenblick, in dem wir versäumen, diese Furcht zu haben, ist der Augenblick, in dem wir fallen; solange wir uns fürchten, sind wir wohlbehalten und bewahrt. Die Stunde, in der wir aufhören uns zu fürchten, ist die Stunde, in der wir fallen.
Dieser Vers spricht von dem täglichen Handeln Gottes mit seinen Kindern, nicht vom Gericht vor dem großen weißen Thron und auch nicht vom Richterstuhl Christi für die Heiligen, sondern davon, dass der Vater heute sein Auge auf mich gerichtet hat, und er wird zu seiner Zeit mit mir handeln, je nachdem, was sein Auge gesehen hat. „Der Vater richtet nach eines jeden Werk“, daher fürchte ich mich, damit ich nicht in irgendeiner Weise seine Gedanken verfehle oder von seinem Weg abirre oder seinen Geist betrübe. Es ist eine kindliche Furcht, dass ich nicht gegen den liebenden, aber immer wachenden Vater verstoße.