Behandelter Abschnitt Jes 58
Siebter Abschnitt: Jesaja 58-66
Jesaja 58
Mit diesem Kapitel beginnt der letzte große Abschnitt des Buches Jesaja. In den vorangegangenen Abschnitten haben wir die beiden großen Anklagereden des Herrn gegen sein Volk gesehen: die erste wegen seines Götzendienstes und die zweite, die mit Kapitel 57 endet, wegen der Verwerfung und der Tötung des Christus. Nun werden wir die Schlussfolgerungen betrachten, die sich aus dem bisher Behandelten ergeben. Es wird also keinen Frieden für die Gesetzlosen geben, spricht Gott, der von seinem Volk so schwer beleidigt worden ist. Aber es wird am Ende einen treuen Überrest geben – wir haben es durch das ganze Buch hindurch gesehen –, einen frommen Überrest, der zurückkommen wird, an dem der Herr sein Wohlgefallen finden und den Er segnen wird. Jene, die ihn bilden, werden diesen Segen erst vollkommen genießen können, wenn sie dazu geführt worden sind, nicht nur ihre eigenen Verfehlungen, sondern auch die des ganzen Volkes zu verurteilen. Deshalb muss der Prophet „aus voller Kehle“ rufen und dem Volk seine Übertretung und dem Haus Jakob seine Sünden kundtun. Diese sind zahlreich und schwerwiegend. Wir haben ihre ganze Schrecklichkeit in den beiden vorher betrachteten Anklagereden gesehen.
Bei all diesem war es ein Volk, das nach außen sehr religiös schien, wie es uns die ersten Verse dieses Kapitels schildern. Wenn wir sie lesen, fällt es uns nicht schwer, darin das Pharisäertum zu erkennen, das von Gott, dem Herzenskenner, bloßgestellt wird. Er tut es auf die gleiche Weise wie bei den Sadduzäern am Ende von Kapitel 56. Diese ganze äußere Scheinfrömmigkeit verbirgt die schrecklichste Verderbtheit und die schlimmste Boshaftigkeit. Diese skrupellosen Pharisäer fürchteten sich nicht, den einzig Gerechten zu töten. Dann, als sie wussten, dass Er auferstanden war, haben sie die Wachsoldaten mit Geld bestochen und ihnen befohlen zu sagen: „Seine Jünger kamen bei Nacht und stahlen ihn, während wir schliefen.“
Der treue Überrest wird den Zustand, in dem sich das Volk befindet, vollkommen erkennen und auf den Ruf, den der Prophet hier „aus voller Kehle“ erschallen lässt, hören. Dann wird das Licht über ihm hervorbrechen wie die Morgenröte, und seine Heilung wird eilends sprossen. Er wird sein „wie ein bewässerter Garten und wie ein Wasserquell, dessen Gewässer nicht trügen“. Er wird alles das, was während Jahrhunderten zerstört worden ist, wiederherstellen. Der Messias wird „Vermaurer der Lücken“ und „Wiederhersteller bewohnbarer Straßen“ genannt werden. Dies wird sich in kurzer Zeit ereignen, denn der Herr hat geredet.