Behandelter Abschnitt Jes 35
Jesaja 35
Die Kapitel 34 und 35 stehen im Gegensatz zueinander. Das erstere teilt uns das Los Edoms mit, das letztere das Los Jakobs.
Edom verachtete die göttlichen Verheißungen und zog sofortige Vorteile den ewigen Segnungen vor. Er hatte Erfolg in der Welt; seine Söhne wurden dort zu Fürsten (1Mo 36). Dies waren große Männer, bevor es einen König in Israel gab oder, anders ausgedrückt, bevor Christus regieren wird. Im Gegensatz dazu klammerte sich Jakob, trotz all seiner Fehler, an die Verheißungen des Herrn und an das Land, das Er Abraham und seinem Samen zum Erbteil gegeben hatte. Während Edom und seine Nachkommen auf dem Gebirge Seir groß und mächtig wurden, befand sich Jakob unter der Zucht Gottes in Schmerz und Verachtung.
Nun haben sich die Rollen vertauscht. Das Gericht hat Edom erreicht, und der Segen ist über Jakob gekommen. Die langmütige Geduld des Herrn gegenüber Esau hat überhaupt kein Ergebnis gezeigt, sein Herz hat sich nicht geändert. Daher können wir verstehen, dass der letzte der Propheten des Alten Testaments sein Buch mit den Worten beginnt: „Esau aber habe ich gehasst.“ War er während der langen Jahrhunderte, in denen er ertragen wurde, nicht hassenswürdig geworden?
Im Gegensatz dazu hat die Zucht, der Jakob unterworfen war, ihre Früchte getragen. Der Glaube wurde durch die Erprobung geläutert. Endlich kann dieses Volk, zerschlagen, verwundet und ohne jegliches Vertrauen in sich selbst, die völlige Erfüllung aller Verheißungen genießen, indem es sich allein auf die göttliche Gnade und das göttliche Erbarmen stützt. Dann wird es in die seit so langem erwartete Segnung eintreten, in dem gleichen Augenblick, da das Gericht Edom erreichen wird. Diese Segnung ist das Thema von Kapitel 35.
So schließt der dritte große Abschnitt unseres Buches. Wir werden nicht auf die uns hier gegebenen Einzelheiten eintreten, denn dies sind nicht die Segnungen, die wir erwarten. Die unseren sind geistlicher Art und befinden sich in den himmlischen Örtern, während jene von Israel materiell und irdisch sind.
Es wird dann eine moralische Veränderung im Herzen des Volkes und auf der Erde geben, sogar an den vom Land Israel am weitesten entfernten Orten. Es wird ein allumfassender Segen sein. Der Gott Jakobs wird in seiner Herrlichkeit erscheinen; überall werden Jubel und Freude herrschen. Alle Folgen der Sünde werden von der Erde verschwinden. Er, der sich einst erniedrigt und in Demut hier gelebt, aber seine Macht zur Befreiung all derer offenbart hat, die vom Teufel geknechtet waren, wird wiederkommen. An jenem Tag wird Er diese Macht in einer weit ausgedehnteren Weise entfalten. Von neuem wird Er die Augen der Blinden und die Ohren der Tauben öffnen, und die Lahmen werden springen wie Hirsche. In der Wüste werden Wasserströme hervorsprudeln. Die Gnade wird sich auf alle Orte ergießen. Die Erlösten werden nicht mehr wie jetzt auf einem eingeengten und von Gefahren umgebenen Weg wandeln. Auf einer breiten Straße werden sie alle zusammen nach Zion ziehen, demselben Weg folgend, um sich mit Jubel vor dem Herrn niederzuwerfen: „Ewige Freude wird über ihrem Haupt sein; sie werden Wonne und Freude erlangen, und Kummer und Seufzen werden entfliehen.“
Wer fasst, o Heiland, jetzt die Pracht, die deinen Tag einst herrlich macht?
Wie groß wirst Du Dich zeigen, wenn Du auf lichten Wolken einst mit der Erlösten Schar erscheinst, und alle Knie sich beugen!
Dann sieht die Welt die Majestät, zu der Dich Gott, dein Gott, erhöht.
Herr, wann wird dies sein?