Behandelter Abschnitt Jes 19
Jesaja 19
Wir kommen nun zum Ausspruch über Ägypten, diesem Land, das in der Geschichte des Volkes Gottes eine so große Rolle gespielt hat. Während langer Zeit hat es Israel unter einem harten Joch der Knechtschaft gehalten. Oft dachte Israel auch, es könne sich auf dieses mächtige Volk stützen, um Hilfe bei ihm zu finden. Aber Ägypten war für sie nur ein zerbrochenes Schilfrohr, das die Hand dessen, der sich darauf stützt, durchbohrt.
In Ägypten schaut man nicht zum Himmel, um von dort den Segen zu erhalten. Es ist nicht ein Land, das wie Israel vom Wasser des Regens des Himmels trinkt. Der Nil macht seine Fruchtbarkeit aus, und seine Quellen stammen aus der Erde. Gott ist hier ein Unbekannter. Der Pharao fragte einst: „Wer ist der Ewige?“ Übrigens hat man Ihn in Ägypten gar nicht nötig.
Außer den Reichtümern und den natürlichen Hilfsquellen ist dieses Land voll von weisen Männern. Jeder kennt die sagenhafte Weisheit Ägyptens. Trotz ihres gegenwärtigen Verfalls zeugen die Ruinen, die heute noch bestehen, davon. Gott selbst anerkennt diese Weisheit, denn Er sagt uns, dass „Mose in aller Weisheit der Ägypter unterwiesen wurde“ (Apg 7,22). Aber was nützen die natürlichen Reichtümer und die höchstentwickelte menschliche Wissenschaft, wenn der Herr auf den Wolken kommt, um das Gericht in Gerechtigkeit auszuführen?
Armes Ägypten! Alles wird sich in seiner Mitte abspielen. Es ist ein großes und mächtiges Land, aber wir sehen hier, wie der Geist Ägyptens vergeht. Sein beispielhafter Zusammenhalt, die Quelle seiner Kraft, verschwindet. Sein Volk erleidet sowohl Krieg von außen als auch Bürgerkrieg. Brüder und Genossen zerreißen sich gegenseitig. Die Quellen, auf die alle bis zu jenem Tag vertraut hatten, versagen nun ihren Dienst: Ströme und Flüsse versiegen, alles ist ausgetrocknet; überall ist Unfruchtbarkeit und Mattigkeit.
Die Weisen, diese berühmten Weisen, auf die man zu Recht stolz war, sind zu Narren geworden. Was die Götzen und die Mächte der Finsternis betrifft, die man befragen wird, sind auch sie, genauso wie die betörten Weisen, nicht imstande, die Beschlüsse des Herrn gegen Ägypten bekanntzumachen. Überall herrscht nur Angst und Zittern. Selbst Juda, das oft vor der Macht Ägyptens gezittert hat, wird für sie ein Anlass des Schreckens. Der Herr hat einen Ratschlag gegen jenes Land und seine Bewohner beschlossen; wer wird Ihn an seiner Ausführung hindern?
Möchten wir doch wenigstens für uns selbst einen Nutzen aus den hier gegebenen Belehrungen ziehen.
Wir dürfen nie vergessen, dass dieser Gott, der schlägt, ein Gott der Liebe ist. Wenn Er den Menschen straft, um ihn zu veranlassen, in sich zu gehen und seine Torheit einzusehen, beabsichtigt Er dennoch, ihn zu befreien und ihn zu segnen.
In ihrer Bedrängnis werden die Ägypter zum Herrn schreien; „er wird ihnen einen Retter und Streiter senden und sie erretten“. So wird „der Ewige sich den Ägyptern kundgeben, und die Ägypter werden den Ewigen erkennen an jenem Tag; und sie werden dienen mit Schlachtopfern und Speisopfern“.
In diesem Land, das einst voll Götzenbilder und unter der Macht Satans stand, wird es ein Zeugnis für den Herrn der Heerscharen geben. Glückliche Zeit! Der ganze Hass gegen das Volk Gottes, wie auch der gegenseitige Hass unter den Völkern, die so lange schon gegeneinander Krieg führten, wird verschwunden sein. „An jenem Tag wird eine Straße sein von Ägypten nach Assyrien; und die Assyrer werden nach Ägypten und die Ägypter nach Assyrien kommen, und die Ägypter werden mit den Assyrern dem Ewigen dienen. An jenem Tag wird Israel das Dritte sein mit Ägypten und mit Assyrien, ein Segen inmitten der Erde; denn der Ewige der Heerscharen segnet es und spricht: Gesegnet sei mein Volk Ägypten, und Assyrien, meiner Hände Werk, und Israel, mein Erbteil!“
Dann wird sich die dem Abraham gegebene Verheißung buchstäblich erfüllen: „Ich will dich zu einer großen Nation machen und dich segnen, und ich will deinen Namen groß machen; und du sollst ein Segen sein! Und ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!“ (1Mo 12,2.3).