Behandelter Abschnitt Jes 11
Jesaja 11
Dieses Kapitel ist die Fortsetzung des Liedes über den Geliebten. Auf den ersten Blick unterscheiden wir darin drei große Themen:
1. der Spross aus dem Stumpf Isais, der kommt, um seinem Volk den versprochenen Segen zu bringen;
2. die Beschreibung dieser Segnungen unter seinem glorreichen Zepter;
3. ganz Israel versammelt, um diese Segnungen zu genießen.
Diese drei Gegenstände sind in diesem Lied wie drei Jubeltöne, die die Herzen derer, die Ohren haben, um es zu hören, zum Schwingen bringen. „Und ein Reis wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais.“ Einige Jahrhunderte vor dem Dienst des Propheten Jesaja hatte Gott seinen Diener Samuel ausgesandt und zu ihm gesagt: „Fülle dein Horn mit Öl und gehe hin, ich will dich zu Isai, dem Bethlehemiter, senden, denn ich habe mir unter seinen Söhnen einen König ersehen.“ Es war David, der Geliebte. Vom Tag seiner Salbung an und hinfort war der Geist des Herrn über ihn gekommen (1Sam 16,13).
Aber David ist entschlafen, nachdem er zu seinen Lebzeiten den Plänen Gottes gedient hatte, und bis heute hat keiner seiner Söhne das, was uns hier durch den Propheten gesagt wird, verwirklicht. Nur Der, welcher von der Jungfrau von Nazareth geboren wurde, wird dem, was wir in diesem Abschnitt finden, vollständig entsprechen. Dies wird an einem zukünftigen Tag Wirklichkeit werden.
Bei seinem ersten Kommen auf die Erde stieg der Heilige Geist in leiblicher Gestalt, wie eine Taube, auf Ihn herab. In der Kraft des Geistes hat Er die befreit, die der Macht des Teufels unterworfen waren, aber sein Reich in Herrlichkeit und Macht hat Er nicht aufgerichtet. Die Schöpfung ist auch heute noch der Nichtigkeit und dem Verderben unterworfen, und das irdische Volk Gottes ist immer noch unter die Nationen zerstreut. Der König wurde verworfen und ist nun im Himmel verborgen. Während dieser Zeit sind die Geheimnisse des Reichs der Himmel offenbart worden und erfüllen sich seit bald zweitausend Jahren; und nichts kann die Verheißungen, die in Bezug auf die Erde gemacht wurden, ändern. Diese Verheißungen werden sich bestimmt erfüllen.
Er wird wiederkommen und sich auf den Thron Davids, seines Vaters, setzen. Er wird in Herrlichkeit dieselbe Kraft offenbaren, die Er schon während seines Dienstes bei seinem ersten Kommen auf die Erde entfaltet hatte – nur in noch viel größerem Maß. Er wird sein Volk von allen durch die Sünde verursachten Übeln befreien. Seine Herrschaft wird gekennzeichnet durch „den Geist der Weisheit und des Verstandes, den Geist des Rates und der Kraft, den Geist der Erkenntnis und Furcht Jehovas … Und Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein, und die Treue der Gurt seiner Hüften.“
An jenem Tag wird eine große Veränderung auf der ganzen Erde stattfinden. In den Herzen der Menschen wird die Liebe den Egoismus und Hass ersetzen; in den Tieren werden die wilden, grausamen Instinkte verschwinden; in der Pflanzenwelt wird der Überfluss den Mangel ersetzen. Selbst die Erde wird sich den Folgen seiner Herrschaft unterziehen: Die Meereszunge Ägyptens wird austrocknen, und der Strom wird zu sieben Bächen werden. Das Volk Gottes wird an jenem Tag größere Wunder sehen als die, von denen es bei seinem Auszug aus Ägypten Zeuge wurde. So wird es mit dem Psalmisten sagen können: „Wie wir gehört hatten, also haben wir es gesehen“ (Ps 48,8).
Der Berg Zion wird sich freuen, und die Töchter Judas werden frohlocken (Ps 48,11). Alle Vertriebenen Israels werden zusammengeführt, und die Zerstreuten Judas werden versammelt werden. Die Folgen der Torheit Rehabeams, des Sohnes Salomos, werden für immer beseitigt sein, und die Söhne Jakobs werden sich mit einer Liebe und unter einem Zepter ihres Königs erfreuen.
Also wird sich das erfüllen, was heute das Geheimnis des Willens Gottes ist: „das Geheimnis das er sich vorgesetzt hat in sich selbst für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist“ (Eph 1,9.10).
Dann wird die Schöpfung „freigemacht werden von der Knechtschaft des Verderbnisses zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (Röm 8,21). „Und es wird geschehen an jenem Tag: Der Wurzelspross Isais, der dasteht als Panier der Völker, nach ihm werden die Nationen fragen; und seine Ruhestätte wird Herrlichkeit sein.“ Eine glückliche Zeit für Israel und für alle Völker!
An jenem Tag werden wir mit Ihm regieren, eine Wahrheit, die hier nicht erwähnt ist, die aber denen kundgetan wurde, die dem König während der Zeit seiner Verwerfung nachfolgten. Da wir mit Ihm sein werden, sollte alles, was seine Herrlichkeit kennzeichnet, unseren Herzen kostbar sein, denn in Ihm sind wir zu Erben dieser Herrlichkeit gemacht worden. Herr, wann wird dies sein?