Behandelter Abschnitt Jes 9,8-21
Jesaja 9,8-21
Mit Vers 8 nimmt der Prophet den Gesang des Liedes, das er in Kapitel 5 begonnen und durch die Beschreibung der Begebenheiten in den Kapiteln 6 bis 9,7 unterbrochen hat, wieder auf. Gewiss beinhaltet dieses Lied sehr schmerzliche Klänge, doch insgesamt bringen sie die erhabenen Noten, die das Lied beenden, in stärkerem Ausmaß zum Schwingen. Die Freude am Ende wird für die Herzen der Treuen deshalb besonders groß sein, weil sie durch große Tiefen gegangen sind und dort in der Bitterkeit ihrer Seele ihre Gebete vor Gott ausgeschüttet haben. Trotz aller Schläge, mit denen das Volk geschlagen worden war, wandte sich der Zorn des Herrn noch nicht ab und war seine Hand noch ausgestreckt (Jes 9,21).
Auch mussten sie darauf gefasst sein, ihre Strafe zurückkehren zu sehen. Wir können den Grund dieser erneuten Zucht leicht verstehen. In seinem Hochmut und in seiner Überheblichkeit hatte sich das Volk gegen die Hand, die es schlug, erhoben. Es sagte: Die Ziegelsteine sind eingefallen, aber wir bauen mit behauenen Steinen dauerhafter auf. Die Sykomoren sind abgehauen, aber wir ersetzen sie durch größere Bäume, durch Zedern. – Vergebliche Torheit! Anstelle eines einzigen Feindes wird der Herr ihrer zwei erwecken, einen im Osten und einen im Westen, und so in der Klemme, wird das Volk „mit vollem Maul“ verschlungen werden. Man kann sich nicht gegen Gott auflehnen. Neue Schläge werden auf diese armen Toren fallen, und alle Gesellschaftsschichten werden heimgesucht: Jene, die in Würde erzogen wurden, und jene, die auf der untersten sozialen Stufe stehen; jene, die lehren, und jene, die belehrt werden; sie alle werden in einen gemeinsamen Untergang gestoßen.
Wenn das Volk wenigstens auf Den, der die Rute in seiner Hand hält, gehört hätte! Aber nein. Also werden sie noch härter zu spüren bekommen, was der Zorn des Herrn ist: „Das Land ist verbrannt, und das Volk ist wie eine Speise des Feuers geworden; keiner schont des anderen. Und man schlingt zur Rechten und hungert, und man frisst zur Linken und wird nicht satt. Sie fressen ein jeder das Fleisch seines eigenen Armes.“ Die beiden Söhne Josephs verzehren einer den andern, und beide zusammen verschlingen sie den königlichen Stamm. Das Land ist wie eine Feuersbrunst.