Behandelter Abschnitt 1Sam 30
So interessant Kapitel 30 auch ist, muss ich mich im Moment mit wenigen Kommentaren begnügen. Es ist eine Szene, die den meisten christlichen Lesern zum Glück vertraut ist, ein Wendepunkt im Umgang Gottes mit David, der ihm entglitten war. Wie konnte es seinem Herzen genügen, David zu überstimmen und zurückzuhalten? Er liebte ihn zu sehr, um ihn so zu lassen, wie er war. Die Amalekiter werden zum Werkzeug der Züchtigung, indem sie Ziklag überfallen und die Frauen Davids und seiner Männer, ihre Söhne und ihre Töchter und alles, was ihnen gehörte, wegnehmen. „Und David und seine Männer kamen zu der Stadt; und siehe, sie war mit Feuer verbrannt, und ihre Frauen und ihre Söhne und ihre Töchter waren gefangen weggeführt. Da erhoben David und das Volk, das bei ihm war, ihre Stimme, und sie weinten, bis keine Kraft mehr in ihnen war zu weinen. Und auch die beiden Frauen Davids waren gefangen weggeführt, Achinoam, die Jisreelitin, und Abigail, die Frau Nabals, des Karmeliters. Und David war in großer Bedrängnis, denn das Volk sprach davon, ihn zu steinigen; denn die Seele des ganzen Volkes war erbittert, jeder wegen seiner Söhne und wegen seiner Töchter. Aber David stärkte sich in dem Herrn, seinem Gott“ (V. 3–6).
Der gläubige Mann wendet sich an den, den er so tief entehrt hatte. Es war der Punkt der Genesung, als er verlassen und kurz davorstand, von seinen eigenen Leute umgebracht zu werden, nachdem alles andere verloren und in den Händen Amaleks war. Die letzte Lektion der notwendigen Züchtigung war nun angebrochen. Der Schlag der Amalekiter bewirkte es nicht; doch Davids Männer, die ihn liebten und die er so sehr liebte, standen im Begriff, ihn zu steinigen. Da brach die große Tiefe auf, und die mächtigen aufgestauten Wasser flossen, nicht im Gericht, sondern in der Gnade. Er wurde wiederhergestellt. Er stärke sich selbst in dem Herrn, seinem Gott. Was für einen Mann der Welt Verzweiflung gewesen wäre, bewirkte in David eine Betrübnis, die nicht zu bereuen war (vgl. 2Kor 7,10), und wandte ihn einfach und vollständig dem Herrn zu. Es war der Aussätzige, der ganz weiß war und nun für rein erklärt wurde (3Mo 14). „Und David sprach zu Abjathar, dem Priester, dem Sohn Ahimelechs: Bring mir doch das Ephod her!“ (V. 7). Kann er jetzt nicht den Herrn befragen? Es war lange her, dass er das getan hatte! Er war weit weg von Gott gewesen. „Und David befragte den Herrn und sprach: Soll ich dieser Schar nachjagen? Werde ich sie erreichen?“ (V. 8a). Und wenn David sich vom Herrn ermutigen lässt, so ermutigt der Herr sicher David. „Jage ihr nach“, sagt Er, „denn du wirst sie gewiss erreichen und wirst gewiss erretten“ (V. 8b). Dies tut er mit Hilfe eines ägyptischen Mannes, der krank zurückgelassen worden war. Die Amalekiter wurden entdeckt; David und seine Männer stürzten sich auf sie, und alle, die sie liebten, sowie alles, was sie besaßen, wurde wohlbehalten wiedergefunden, und noch viel mehr.
Aber darüber hinaus gab die übergroße Gnade Gottes Anlass zu zwei Dingen, die hier zu anzumerken sind: das Aufbrechen der hasserfüllten Selbstsucht derer, die den Herrn nicht zu schätzen wussten (denn die Gegenwart und das Wirken der Gnade bringen immer das Böse des Herzens zum Vorschein, wo kein Glaube ist); auf der anderen Seite leuchtete die einfältige Ergebenheit dessen, der nicht mehr seine eigenen Dinge suchte, wieder mit unverminderter Helligkeit. David war wirklich und vollständig wiederhergestellt. Die Gnade hatte also nicht nur einen großen Sieg für David errungen, sondern einen noch größeren Sieg in ihm.
Im Geist der Liebe schließt das Kapitel mit den liebevollen Erinnerungen Davids an die Ältesten von Juda und seine Freunde.