Behandelter Abschnitt 1Sam 24
Aber der unglückliche König, der sich keineswegs schämt oder die Lektion des Herrn beherzigt, kehrt so schnell wie möglich zurück, um seinen pflichtbewussten Schwiegersohn und treuen Untertan David zu verfolgen. Dieses eine Ziel charakterisiert fortan sein Leben. Je offensichtlicher es tatsächlich war, dass Gott eingegriffen hatte, um ihn zu befreien, desto größer war sein Verlangen, ihn zu ergreifen und zu töten, den sein böser Geist zum Feind beschwor; und so nimmt er dreitausend auserwählte Männer aus ganz Israel, als er hört, dass David in der Wüste En-Gedi ist und geht dort auf die Suche nach ihm.
Schon bald zeigt sich jedoch ein ganz anderer Sachverhalt. In Gottes Vorsehung wird der Spieß umgedreht, und Saul fällt offenkundig in die Macht Davids; aber, ach, wie anders war sein Empfinden und wie anders nutzte er diese Gelegenheit! So deutlich war es, dass sogar Saul selbst die Quellen seiner natürlichen Zuneigung betroffen sieht und erkennt, wie viel treuer David zum König war als der König zu ihm. „Und David sprach zu Saul: Warum hörst du auf die Worte der Menschen, die sagen: Siehe, David sucht dein Unglück? Siehe, an diesem Tag haben deine Augen gesehen, dass der Herr dich heute in der Höhle in meine Hand gegeben hat. Und man sagte mir, ich solle dich töten; aber mein Auge verschonte dich, und ich sprach: Ich will meine Hand nicht gegen meinen Herrn ausstrecken, denn er ist der Gesalbte des Herrn! Und sieh, mein Vater, ja, sieh den Zipfel deines Oberkleides in meiner Hand! Denn dass ich einen Zipfel deines Oberkleides abgeschnitten und dich nicht getötet habe, daran erkenne und sieh, dass nichts Böses in meiner Hand ist, noch ein Vergehen, und dass ich nicht an dir gesündigt habe; du aber stellst meinem Leben nach, um es zu nehmen. Der Herr richte zwischen mir und dir, und der Herr räche mich an dir; aber meine Hand soll nicht gegen dich sein“ (V. 10–13). Die Folge war: „Und Saul erhob seine Stimme und weinte“ (V. 17). „Und er sprach zu David: Du bist gerechter als ich. Denn du hast mir Gutes erwiesen, ich aber habe dir Böses erwiesen; und du hast heute bewiesen, dass du Gutes an mir getan hast, da der Herr mich in deine Hand geliefert und du mich nicht getötet hast“ (V. 18.19).
Und dann fordert er David auf, zu schwören; denn es ging jetzt nicht darum, dass David einen Eid von Saul erflehte, ihn zu verschonen, sondern darum, dass Saul offensichtlich im Unrecht war und dennoch Angst vor seiner Rache hatte, der er zuvorzukommen suchte. „So schwöre mir nun bei dem Herrn, dass du meine Nachkommen nach mir nicht ausrotten und meinen Namen nicht vertilgen willst aus dem Haus meines Vaters! Und David schwor Saul“ (V. 22.23).
Welch ein Anblick des Königs und des Untertans, und welch ein Sieg, meine Brüder, für Glauben und Gnade! Das Fleisch, das gegen Gott kämpft, gesteht praktisch seine Niederlage ein, und das in der Stunde, in der es den Gegenstand seiner Abneigung zu vernichten gesucht hatte. Es fürchtet sich vor dem Gericht, aber dieses Gericht kommt nicht von der Gnade, die es ignoriert und hasst, sondern von der vergeltenden Regierung Gottes. „Und Saul ging in sein Haus; David und seine Männer aber stiegen auf die Bergfestung“ (V. 23).