Behandelter Abschnitt 1Sam 23
Das nächste Kapitel lässt uns einige neue Züge des verzweifelten und gefährlichen Zustands Davids sehen, und auch wie Gott dort handelte. „Und man berichtete David und sprach: Siehe, die Philister kämpfen gegen Kehila, und sie plündern die Tennen“ (V. 1). Sicherlich wäre es naheliegender gewesen, sie hätten es König Saul berichtet. Es war sozusagen seine Sache; es stand ihm zu, der zum Beschützer Israels und zu ihrem Anführer in den Kämpfen des Herrn gegen die Philister eingesetzt und verantwortlich war. Aber nein! Herz und Gewissen sagten Israel, dass es keine Hoffnung für den König gab. Der Ausgestoßene, den er verfolgte, war derjenige, auf den sich alle Herzen und Erwartungen richteten. Zu David, dem man sogar nach dem Leben trachtete, blickten sie auf als den Schutz, den Gott ihnen gegen den Feind geben würde.
Und noch etwas fällt hier auf. Es ist nicht nur so, dass Gott das Volk moralisch auf David vorbereitete, sondern darüber hinaus wird David selbst in einer sich vertiefenden Abhängigkeit von Gott geschult: „Und David befragte den Herrn und sprach: Soll ich hinziehen und diese Philister schlagen? Und der Herr sprach zu David: Zieh hin und schlage die Philister und rette Kehila“ (V. 2). David ist also eindeutig nicht nur Günstling des Volkes, wie er es gewesen war, sondern der, den Gott erhört, erhört und zu seinem eigenen Lob benutzt. Saul wird bei dem, was eigentlich sein Werk hätte sein sollen, übergangen. „Aber die Männer Davids sprachen zu ihm: Siehe, wir fürchten uns hier in Juda, und wie sollten wir gar nach Kehila gegen die Schlachtreihen der Philister ziehen?“ (V. 3). David erkundigt sich wieder: „Da befragte David den Herrn noch einmal, und der Herr antwortete ihm und sprach: Mach dich auf, zieh nach Kehila hinab; denn ich werde die Philister in deine Hand geben“ (V. 4). Gehorsam ging er hin, bekämpfte die Philister, „trieb ihr Vieh weg und richtete eine großen Niederlage unter ihnen an“ (V. 5b). Der Geist Gottes fasst zusammen: „Und so rettete David die Bewohner von Kehila“ (V. 5c). Als Nächstes finden wir aufgezeichnet, dass Abjathar, der Sohn Abimelechs, zu David nach Kehila floh und kam mit (nicht einem, sondern) dem Ephod in der Hand herab: Nach dem Tod seiner Mitpriester gelangte er an die höchste Stelle.
Saul, völlig vernarrt und ohne göttliche Führung, betrachtet Davids Stellung in Kehila, eingeschlossen unter denen, die er beeinflussen konnte, als Eingreifen Gottes, um seinen Feind in seine Hand zu überliefern. So oft ist die Bosheit gründlich verblendet. Und Gott lässt es zu, wenn der Wille so wirkt, dass die Umstände ihn zu begünstigen scheinen, nur um einen anderen und umfassenderen Beweis zu geben, wie sehr all dieser rachsüchtige Groll seinem Willen entgegengesetzt ist. „Da sprach Saul: Gott hat ihn verworfen und in meine Hand gegeben; denn er hat sich eingeschlossen, indem er in eine Stadt mit Toren und Riegeln gekommen ist. Und Saul rief alles Volk zum Kampf auf, um nach Kehila hinabzuziehen, David und seine Männer zu belagern. Und als David erfuhr, dass Saul Böses gegen ihn schmiedete“ (V. 7–9). Deshalb wendet David sich erneut an den Herrn. „Bring das Ephod her“, sagt er zum Priester. „Und David sprach: Herr, Gott Israels! Dein Knecht hat als sicher gehört, dass Saul danach trachtet, nach Kehila zu kommen, um die Stadt meinetwegen zu verderben. Werden die Bürger von Kehila mich seiner Hand ausliefern? Wird Saul herabziehen, wie dein Knecht gehört hat? Herr, Gott Israels, tu es doch deinem Knecht kund! Und der Herr sprach: Er wird herabziehen. Und David sprach: Werden die Bürger von Kehila mich und meine Männer der Hand Sauls ausliefern? Und der Herr sprach: Sie werden dich ausliefern“ (V. 10–12).
Gott wirft die Frage auf, die nur Er beantworten kann. David könnte natürlich den Männern von Kehila misstrauen. Was auch immer ihn zu dieser Frage veranlasste, es war Gottes Wille, ihn vor der drohenden Falle zu bewahren, die ihn damals umgab. Denn die Sanftmütigen wird Er im Gericht leiten, und die Sanftmütigen wird Er seinen Weg lehren. Aber wir können anmerken, dass der vertraute Umgang – wenn man es so nennen darf – des Herrn mit David und Davids mit dem Herrn in diesem Fall äußerst auffällig ist. Er war schon lange ein Mann des Glaubens; aber er fleht in seiner Klage in einer Weise, wie wir sie noch nie erlebt haben. Er ist die offensichtliche Art eines Menschen, der in völliger Abhängigkeit von Gott wandelte. „Da machten David und seine Männer sich auf, etwa 600 Mann, und sie zogen von Kehila aus und gingen, wohin sie gehen konnten. Und es wurde Saul berichtet, dass David aus Kehila entkommen wäre; da ließ er davon ab auszuziehen“ (V. 13). Danach finden wir ihn in der Wüste Siph: „Und Saul suchte ihn alle Tage, aber Gott gab ihn nicht in seine Hand“ (V. 14).
Und hier lesen wir einen zutiefst bewegenden Bericht von der Liebe zu David in Sauls eigenem Haus in dieser schweren Zeit. Leider war es die letzte Begegnung zwischen David und Jonathan; denn es folgt die traurige Enthüllung, dass Jonathans Glaube der Prüfung nicht gewachsen ist, deren bittere Folgen er zu gegebener Zeit ernten wird. Dennoch, so wie es eine echte Zuneigung gab, so ist man weit davon entfernt, zu unterstellen, dass er keinen echten Glauben hatte; aber die Dinge waren so kritisch, dass sogar für die Sicherheit, um nicht von der Ehre Gottes oder der Liebe der Menschen zu reden, ein sauberer und wirksamer Bruch der äußeren Ordnung, die aufrechtsteht, sein muss. Denn der Bruch ist nicht mehr geheime, sondern Saul ist der offene und entschlossene Feind der Absichten Gottes. Und so ist es beständig. Gott geht zunächst zärtlich und mitfühlend mit den Menschen um, die unwissentlich im Unrecht sind. Er gibt vielen eine Gelegenheit, Glauben zu betätigen, bevor die Sünde zu einem solchen Ausmaß heranwächst. Doch wenn dieser Punkt erreicht ist, müssen wir entweder umkehren oder zurückgehen, wenn nicht gar zugrundegehen. Ob dies nicht ernst in der Zukunft Jonathans gezeigt wurde, muss ich jedem selbst überlassen, darüber nachzudenken. Wie auch immer unser Urteil darüber ausfallen mag, die zärtliche Liebe Jonathans zu David bei dieser letzten Gelegenheit ist höchst ergreifend, und auch die Vermischung dessen, was wirklich von Gott war, mit dem, was die Schwäche des irdenen Gefäßes zeigte. „Da machte sich Jonathan, der Sohn Sauls, auf und ging zu David in den Wald und stärkte seine Hand in Gott. Und er sprach zu ihm: Fürchte dich nicht; denn die Hand meines Vaters Saul wird dich nicht finden“ (V. 16.17a). Darin hatte er sicherlich recht; er sprach fast wie ein Prophet des Herrn. „Und du wirst König werden über Israel, und ich werde der Zweite nach dir sein“ (V. 17b). Nicht so, Jonathan! Da hat er sich geirrt. Jonathan sollte David nie etwas bedeuten. Dies sollte ihr letztes Gespräch sein. Aber er fügt hinzu: „und auch mein Vater Saul weiß es so.“ Ich denke, die Mischung aus dem, was wahr war, und dem, was falsch war, kennzeichnet genau den gemischten Zustand der Seele Jonathans an diesem Punkt. Es war nicht der Glaube in seiner Reinheit mit der Einzigartigkeit von Ziel und Charakter. Der Glaube war da; aber es gab eine falsche Erwartung, ebenso wie es Unglaube gab. Und so bewies er sich bald: „Und sie schlossen beide einen Bund vor dem Herrn. Und David blieb im Wald, und Jonathan ging in sein Haus“ (V. 18).
Nun wollen wir uns kurz einem traurigen Stück Verrat zuwenden, der dem König damals angenehm war, was er auch immer einst empfunden haben mag. „Da zogen die Siphiter zu Saul hinauf, nach Gibea, und sprachen: Hält sich David nicht bei uns verborgen auf den Bergfestungen im Wald, auf dem Hügel Hakila, der südlich der Wildnis ist? Und nun, o König, wenn irgend deine Seele es begehrt herabzukommen, so komm herab; und an uns ist es, ihn der Hand des Königs auszuliefern. Und Saul sprach: Gesegnet seiet ihr von dem Herrn, dass ihr euch meiner erbarmt habt! Geht doch hin, vergewissert euch noch mehr, und erkundet und seht seinen Ort, wo sein Fuß weilt und wer ihn dort gesehen hat; denn man hat mir gesagt, er sei sehr listig. Und beseht und erkundet alle Schlupfwinkel, wo er sich versteckt hält, und kommt wieder zu mir mit sicherer Nachricht; und ich werde mit euch gehen. Und es soll geschehen, wenn er im Land ist, so will ich ihn aufspüren unter allen Tausenden Judas!“ (V. 19–23).
Der unglückliche König segnet diese Männer für ihre Bereitschaft, David zu verraten; aber es war alles vergeblich. Sie taten ihr Werk mit Geschick. „Und sie machten sich auf und gingen nach Siph, vor Saul her. David und seine Männer waren aber in der Wüste Maon, in der Ebene, südlich der Wildnis. Und Saul und seine Männer zogen hin, um ihn zu suchen“ (V. 24.25). Es schien unmöglich zu sein, zu entkommen, vor allem, als David in die Wüste Maon kam und sich dort aufhielt. Als Saul die genaue Lage erfuhr, verfolgte er David in der Wüste Maon. „Und Saul ging auf dieser Seite des Berges, David aber und seine Männer auf jener Seite des Berges. Und es geschah, als David eilte, Saul zu entgehen, und Saul und seine Männer David und seine Männer umzingelten, um sie zu fangen“ (V. 26). Gerade in der Krise, als es mit David vorbei zu sein schien, kommt ein Bote zu Saul und sagt: „Eile und komm, denn die Philister sind ins Land eingefallen!“ (V. 27). Gott steht immer weit über jeder Schwierigkeit. Saul ist gezwungen, zurückzukehren, und David wurde befreit.