Behandelter Abschnitt 1Sam 13
Dann kommt die erste deutliche Krise in der Geschichte Sauls: „Saul war … Jahre alt, als er König wurde; und er regierte zwei Jahre über Israel. Und Saul erwählte sich 3000 aus Israel; 2000 waren bei Saul in Mikmas und auf dem Gebirge von Bethel, und 1000 waren bei Jonathan in Gibea-Benjamin. Das übrige Volk aber entließ er, jeden zu seinen Zelten. Und Jonathan schlug die Aufstellung der Philister, die in Geba war“ (V. 1–3a). Saul regierte also noch nicht lange. Er hatte keinen Glauben, wohl aber Jonathan. Es war nicht nur eine Züchtigung des beleidigenden Ammoniters, die der Herr sicher um seines Namens willen vollziehen würde; sondern die Philister waren ein furchtbarerer Feind, obwohl Gott sie zu gegebener Zeit aus dem Land vertreiben würde. Was hatten sie dort zu suchen? Dann wurde die Garnison der Philister in Geba geschlagen; „und die Philister hörten es. Und Saul ließ im ganzen Land in die Posaune stoßen und sprach: Die Hebräer sollen es hören!“ (V. 3b).
Was für eine Aufforderung des Königs! Warum nennt er sie Hebräer? War das alles, was Saul zu sagen hatte? Wo war Gott darin? Er war völlig vergessen! Es ist genau eine solche Sprache, wie sie ein Heide benutzen würde. War Saulus so tief gesunken? Hatte er noch nie etwas vom Herrn, dem Gott Israels, gehört? Hatte er nie seine Verheißungen an die Väter, seine Ratschlüsse für ihre Kinder, das auserwählte Volk, so arm sie auch sein mochten, bedacht? Sie waren Hebräer, zweifellos; aber wozu hatte Gott sie gemacht und berufen? Sie stammten von Abraham, dem Hebräer, ab, der hinübergegangen war; aber wenn er auf den Ruf Gottes hin hinübergegangen war, waren sie dann nur noch Hebräer? In den Augen der Welt mag das alles sein; aber war Saul auf die Gefühle eines Menschen reduziert, der auf Gottes Volk entsprechend dem Unglauben und der Verachtung oder Gleichgültigkeit der Heiden blickte? Hat Saul sie nur als sein Volk betrachtet?
Das ist es, was der Unglaube immer tat und auch jetzt noch tut. „Unser Volk“ – „unsere Versammlung!“ Solche Ausdrücke verraten das fatale Laster, die Dinge mit uns selbst statt mit Gott zu verbinden; und ich kenne keinen irreführenderen Gedanken, noch einen, der zeigt, wie gründlich das Herz vom lebendigen Gott entfernt ist. Die meisten hatten vielleicht nie den wirklichen Sinn dafür, was es bedeutet, aus Gott geboren zu sein, noch weniger dafür, mit einem Preis erkauft zu sein; so dass man nicht sein eigenes Eigentum ist, sondern seines. Dies nicht zu empfinden, wenn man darauf hingewiesen wird, würde beweisen, wie sich das Gift einschleicht und alles Urteilsvermögen verdirbt.
Es ist nicht möglich, einen Christen richtig zu behandeln, wenn wir nicht bedenken, dass er ein Kind Gottes ist; noch kann man gegenüber der Versammlung richtig empfinden, reden oder handeln, wenn man nicht glaubt, dass sie die Versammlung Gottes ist. Ich kann frei mit dem handeln, was mein Eigentum ist, und kann mich natürlich über eine Verletzung seiner Rechte erregen; aber ich muss darauf achten, was ich mit dem mache, was nicht meins oder deins, sondern Gottes ist. Das hat man vergessen, wenn die Menschen von ihrer Versammlung sprechen. So auch hier mit dem Volk Israel. Wenn man es nur als das Volk Sauls, der Hebräer oder etwas in der Art ansieht, ist es offensichtlich, dass alles schief gehen muss, denn der Ausgangspunkt war falsch: Gott wurde ausgeklammert und die Beziehung Israels zu Ihm.
Dies war also die erste Erklärung des Königs Saul: „Die Hebräer sollen hören.“ „Und als ganz Israel sagen hörte …“ – denn nicht wie der König verkündete, redet der Geist Gottes, sondern nach ihrem besonderen Namen von Gott – „Und als ganz Israel sagen hörte: Saul hat die Aufstellung der Philister geschlagen“ (V. 4a). So bekam Saul den ganzen Ruhm; doch war es ganz durch Jonathans Glauben geschehen; aber der Herr wollte dem König nichts nachtragen, so unwürdig er auch sein mochte. „Und auch hat sich Israel bei den Philistern stinkend gemacht“ (V. 4b). Es war alles in Ordnung. Gott beabsichtigt nicht, dass sein Volk in den Augen derer, die es hassen, etwas anderes sein soll. Sie mögen ein Volk achten oder fürchten, was natürlich genug ist; aber das, was die Welt nicht ertragen kann, ist der Anspruch Gottes. Wenn ihr nur hofft, für euch einen Anteil von Gott zu finden, so würde die Welt sich wenig daran stören, denn sie ist nicht ohne Furcht, hofft aber immerhin, dass Er sich erbarmen möge; aber das, was die Welt beleidigt, ist, wenn ihr ruhig und demütig – und ihr könnt nicht zu demütig dabei sein –, aber doch entschieden daran festhaltet, dass Gott selbst euch berufen und gesegnet hat; nicht nur, dass du hoffst, Ihn zu haben, sondern dass Gott dich jetzt hat, und du Ihm jetzt angehörst und hier für seinen Willen und seine Absichten und seine Herrlichkeit lebst, während du durch die Welt gehst. Saul aber hatte nicht den Sinn dafür in seiner Seele; und das war der Unglaube, der sich zweifellos unbewusst darin ausdrückte, dass er die Hebräer rief, um ihn zu hören. „Und die Philister sammelten sich zum Kampf mit Israel: 30 000 Wagen und 6 000 Reiter, und Fußvolk, wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist, an Menge; und sie zogen herauf und lagerten bei Mikmas, östlich von Beth-Awen. Und die Männer von Israel sahen, dass sie in Bedrängnis waren, denn das Volk war bedrängt; und das Volk versteckte sich in den Höhlen und in den Dorngebüschen und in den Felsen und in den Burgen und in den Gruben. Und Hebräer gingen über den Jordan in das Land Gad und Gilead“ (V. 5–7). Ich kann mir vorstellen, dass ein weltlicher Gelehrter sofort sagt: „Nun, da irrst du dich, denn der spätere Vers macht es ganz offensichtlich, dass die beiden Wörter, Hebräer und Israel, vertauscht sind und im Wesentlichen alle dasselbe sind, es gibt nur einen Unterschied in den Ausdrücken.“ Es ist wahr, dass er zuerst zweifellos Hebräer sagt; dann hören wir von Israel; aber jetzt kommen wir wieder auf die Hebräer zurück. Es ist mir nicht lästig, dich vor allen Überlegungen dieser Art zu warnen. Warum ist es denn so, dass, während der Geist Gottes so vorsichtig ist, sie nicht Hebräer, sondern Israel zu nennen, diese Männer in Vers 7 nicht Israel, sondern Hebräer genannt werden?
Der Grund ist unschwer zu erklären und auch nicht ohne Bedeutung. „Und Hebräer gingen über den Jordan in das Land Gad und Gilead“ (V. 7a). Sie hatten das Land Gottes verlassen; sie hatten diesen kostbaren Namen verwirkt. Sie mochten ihn wirklich besitzen; aber sie hatten den Bereich des Glaubens verlassen; und die Folge ist, dass der Heilige Geist sein eigenes Empfinden für das Unrecht zeigt, das dem Herrn angetan wurde. Zu einer kritischen Zeit, als der Feind mit Macht in das Land eindrang und eine Stellung bekam, die alles dort bedrohte, verließen einige der Israeliten das Land Gottes und gerieten in eine völlig falsche Stellung. So wurde auf beiden Seiten dem Herrn eine große Schande zugefügt. Es gab Philister, die sich mehr oder weniger Gottes Land aneigneten, und es gab Israeliten, die es verließen. Welches die größere Schmach war, ist schwer zu sagen. „Saul aber war noch in Gilgal, und das ganze Volk zitterte hinter ihm her. Und er wartete sieben Tage, bis zu der von Samuel bestimmten Zeit; aber Samuel kam nicht nach Gilgal“ (V. 7b.8). Dies ist eine weitere bemerkenswerte Lektion für uns. Das Ausharren muss immer sein vollkommenes Werk haben; aber das konnte sich Saul nicht leisten. Er hatte zweifellos gehofft, dass Samuel zur rechten Zeit käme. Er wartete und wartete, und es schien, als wäre es fast vollendet; aber das war genau der Punkt der Prüfung, an dem er versagte. Die Zeit war noch nicht abgelaufen, und das Fleisch kann sie nie abwarten. Sie schien fast abgelaufen zu sein, und der König wollte nicht mehr warten; denn der erste Mensch wird nie vollkommen werden. Er mag eine schöne Vorstellung machen, aber Vollkommenheit gibt es so nicht. Nicht nur das Gesetz macht nichts vollkommen, sondern auch das Fleisch erlangt es nie. „Und er wartete sieben Tage, bis zu der von Samuel bestimmten Zeit; aber Samuel kam nicht nach Gilgal. Und das Volk zerstreute sich von ihm weg“ (V. 8).
Zweifellos erschien es dem König daher notwendig, dass das Volk nicht noch weiter zerstreut werden würde. Notwendig? Es ist nichts notwendig, außer dem Willen Gottes. Das Volk konnte noch so schnell zerstreut werden, aber Gott war in der Lage, es wieder zu sammeln. Gottes Wort war eindeutig. Saul kannte es sehr wohl, aber er hatte keinen Glauben an Ihn. Endlich dann, ziemlich müde und erschrocken darüber, dass das Volk ihn verlassen hatte, sagte Saul: „Bringt mir das Brandopfer und die Friedensopfer her! Und er opferte das Brandopfer. Und es geschah, als er das Opfern des Brandopfers vollendet hatte, siehe, da kam Samuel; und Saul ging hinaus, ihm entgegen, ihn zu begrüßen. Und Samuel sprach: Was hast du getan! Und Saul sprach: Weil ich sah, dass das Volk sich von mir weg zerstreute und du nicht kamst zur bestimmten Zeit und die Philister in Mikmas versammelt waren, so sprach ich: Jetzt werden die Philister zu mir nach Gilgal herabkommen, und ich habe den Herrn nicht angefleht! Und ich überwand mich und opferte das Brandopfer“ (V. 9–12).
Es ist nichts Ungewöhnliches, gute Gründe für eine schlechte Sache zu hören. Der Weg, den er einschlug, klang gut. Der große Fehler daran war, dass Gott nicht in der Sache war. Es war Sauls Politik und das aufgrund der Ängste Sauls. Der Glaube schaut immer auf Gott und tut seinen Willen. Saul ahnte wenig von der fatalen Folge seines Unglaubens. Der Prophet sagt etwas zu ihm, und das war ein hartes Wort für den Propheten, das er dem König von Israel sagte: „Du hast töricht gehandelt, du hast das Gebot des Herrn, deines Gottes, das er dir geboten hat, nicht beachtet; denn jetzt hätte der Herr dein Königtum über Israel bestätigt bis in Ewigkeit; nun aber wird dein Königtum nicht bestehen. Der Herr hat sich einen Mann gesucht nach seinem Herzen, und der Herr hat ihn zum Fürsten über sein Volk bestellt; denn du hast nicht beachtet, was der Herr dir geboten hatte“ (V. 13.14).
Aber merke dir dies. Derselbe Herr, der seine eigene Souveränität zeigte, als ob Er unabhängig von den Umständen Saul erwählte, bevor das Los fiel, und ihn salbte, derselbe Herr würde seine Wahl eines anderen Mannes erst dann zum Ausdruck bringen, wenn Saul seine Untauglichkeit für das Königreich über sein Volk hinreichend bewiesen hätte. Daher heißt es: „Und Samuel machte sich auf und ging von Gilgal hinauf nach Gibea-Benjamin. Und Saul musterte das Volk, das sich bei ihm befand, etwa 600 Mann. Und Saul und Jonathan, sein Sohn, und das Volk, das sich bei ihnen befand, lagen in Geba-Benjamin“ (V. 15.16).
Das Ende des Kapitels zeigt dann den inneren Zustand des Volkes. Es war elend, nachdem der König schon einige Zeit regiert hatte, aber es reichte aus, dass der Glaube sich bewährt hatte. Es wird gesagt, dass sie nicht einmal ein Werkzeug zur Selbstverteidigung hatten. Wenn sie eine Pflugschar schärfen wollten, mussten sie zu diesem Zweck zu den Philistern hinuntergehen. Saul hatte keine Befreiung bewirkt. „Und es geschah am Tag des Kampfes, da wurde weder Schwert noch Speer gefunden in der Hand des ganzen Volkes, das mit Saul und mit Jonathan war; doch bei Saul und seinem Sohn Jonathan fanden sie sich vor. Und eine Aufstellung der Philister rückte aus zum Pass von Mikmas“ (V. 22.23).
Und darauf folgt eine weitere Begebenheit. Wir sehen das Versagen des Fleisches, vielleicht noch nicht vollständig, aber es ist verurteilt, und wir sehen das Ende. Der Herr wird die Untauglichkeit des Königs noch deutlicher machen, da durch den Mund zweier oder dreier Zeugen jedes Wort bestätigt wird. Der erste Zeuge hat deutlich genug gesprochen, aber wir werden noch mehr Zeugen haben. Doch es ist eine höchst tröstliche Sache, dass der Herr seine Zeugnisse gegen das Böse nicht anhäuft, ohne uns etwas von der Freude und dem Trost zu geben, an dem sich der Glaube erquicken kann. So haben wir zwischen dem zweifachen Zeugnis des Versagens des Königs Saul das schöne Wirken des Glaubens in seinem Sohn Jonathan. Der Mensch hätte eine solche Sicht weder damals noch heute erwartet; aber Gott beurteilt die Dinge und handelt auch nicht nach unseren Gedanken.