Behandelter Abschnitt 1Sam 10
Wiederum gab es nicht nur dieses Wirken Gottes in der Vorsehung, sondern es gefiel Ihm auch, Zeichen zu geben, die Saul helfen sollten. Wenn es ein Ohr gab, das hörte, wenn es ein gewisses Maß an geistlicher Wahrnehmung gab, wurden ihm besondere Zeichen in den Weg gelegt. Diese werden uns am Anfang dieses Kapitel 10 vor Augen geführt. So werden zwei Männer die Wiedererlangung des Gegenstandes ihrer Suche bekanntgeben; und dies bei Rahels Grab, einem Ort von besonderem Interesse für Saul; zumindest hätte es so sein müssen (V. 2.) Es war bekanntlich der Ort, wo der Grundstein seiner Familie gelegt worden war. Sein Vater trauerte um Saul, nicht um sein Gut, das ja gefunden wurde. Aber Saul hatte weder Augen, um zu sehen, noch Ohren, um zu hören, wie Gott es wollte.
Wieder waren es drei Männer, wie uns in den Versen 3 und 4 gesagt wird, die ihm begegneten, als er zur Eiche von Tabor ging. Sie waren auf dem Weg hinauf zu Gott nach Bethel. Das heißt, sie wurden vor den Ort gebracht, nicht nur wo Rahels Grab war, sondern vor Gott in Bethel. Ein Mann trug drei Böckchen und so weiter; und diese grüßten ihn und gaben ihm Brote. Hat er darin nicht einen Beweis gesehen, dass Gott in Israel am Werk war? Hatte Gott ihrem Vater Jakob nicht die Erfüllung seines Vorsatzes versprochen, den Er nicht vergessen hatte? Ein Überrest war da; ein ausreichendes, ja, reichliches Zeugnis; nicht nur zwei, sondern drei Männer. Es gab immer noch mehr als ein ausreichendes Zeugnis für die Wirklichkeit des Glaubens in Israel.
Daneben war der Zustand Israels, das von den Philistern in Angst und Schrecken versetzt wurde, wirklich zweifellos beklagenswert; aber was bedeutet das, wenn der Glaube wirkt? Die Umstände sollten den Gläubigen niemals erschrecken. Die Frage war also, ob Gott der Gott Israels war? Und was sein Volk betraf: Hatte es Glauben an Ihn? Das können wir hier sehen – die drei Männer, die zu Gott nach Bethel hinaufgehen, vor dem Zeichen des praktischen Zustandes Israels zu dieser Zeit; denn das war ein neuer Punkt. „Danach wirst du zum Hügel Gottes kommen, wo Aufstellungen der Philister sind; und es wird geschehen, sowie du dort in die Stadt kommst, wirst du einer Schar Propheten begegnen, die von der Höhe herabkommen, und vor ihnen her Harfe und Tamburin und Flöte und Laute, und sie werden weissagen“ (V. 5). Welch eine Ermutigung für jemanden, der auf Gott hören konnte! Die schlimmsten Zeiten für den Glauben rufen uns nur umso mehr auf, Ihm Musik zu machen. Es fehlte nicht am Zeugnis der Freude und des Lobes bei diesen Propheten, und doch wollte Gott, dass sein Volk die Umstände gerecht einschätzen würde. Es nützt nichts, wenn wir die Augen vor dem tatsächlichen Zustand verschließen, ob es nun die Versammlung in dieser Zeit ist oder das frühere Israel. Es ist immer richtig, weise und bescheiden, die Wahrheit zu erkennen.
So ist es mit uns in allen unseren christlichen Erfahrungen. Es gibt viele Menschen, die versuchen, nicht an all das zu denken, was früher war. Manch einer, der sich zu Gott bekehrt, versucht, nur auf das zu schauen, was hell, freudig und ermutigend ist. Sein Auge findet schnell alle tröstlichen Stellen im Wort Gottes heraus. Er überfliegt, was das Herz erfreut und sucht. Das ist alles ganz verständlich, aber ist es wirklich weise? Es ist nicht die Art und Weise, in der der Geist Gottes wirkt, um den Gläubigen zu formen. Nicht, dass es nicht reichlich Trost in allen Wegen und Worten Gottes gäbe, vom ersten bis zum letzten; aber seid sicher, meine Brüder, dass die beste Weisheit darin besteht, dass die Gnade uns stärkt, die Wahrheit zu sehen, und zwar die ganze Wahrheit, sei es über Gott oder den Menschen, über die Versammlung oder über uns selbst. Daher ist es so, dass mancher, der, wenn ich so sagen darf, den vollen Blick auf das, was er selbst ist, wenn er zu Gott gebracht wird, abwehrt, die Lektion an einem anderen Tag unter schmerzlicheren Umständen wiederholen muss. Es ist weitaus besser, sich von Anfang an dem zu stellen, was wir sind, und auch dem, was Gott in seinem Wesen, seinen Ratschlüssen, seinen Beziehungen und seinem Willen ist; sonst müssen wir vielleicht, wenn wir dem Herrn fünf oder zehn Jahre lang nachgefolgt sind, wegen einer schweren Untreue zerbrochen werden, und das hauptsächlich wegen der Torheit, sich zu weigern, die volle Wirklichkeit dessen zu sehen, was wir von Anfang an waren.
Nun ist es offensichtlich, dass Gottes Charakter, wie er von uns repräsentiert wird, weit mehr davon betroffen ist, wenn wir einige Jahre nach Beginn unseres Kurses durch einen vielleicht schmerzhaften und demütigenden Prozess gehen müssen. Das ist etwas anderes, als wenn wir lernen, was wir sind, wenn der volle Fluss der göttlichen Gnade uns zeigt, was wir vom Herrn Jesus lernen. Nur so sind wir in der Lage, all das zu beurteilen, was wir von Natur aus sind.
Auch dies war ausdrücklich ein Zeichen für Saul. Das erste Zeichen war persönlich, da es mit dem Grab Rahels verbunden war, der Ort des Todes der Mutter, an dem jedoch Benjamin geboren wurde, das Haupt des Stammes Sauls. Benjamin ist ein Vorbild des Messias in seinen mächtigen Siegen für sein Volk auf der Erde. Er war nicht jener Sohn Jakobs, der von seinen Brüdern abgesondert und in eine andere Umgebung gebracht wurde, sondern der Sohn zur Rechten seines Vaters, der den Herrn Jesus darstellt, wenn Er sich erheben wird, alle Widersacher in seinem Reich nach und nach niederzuschlagen. Das ist der besondere Segen, der gewährt wurde, als der Geist Gottes durch Jakob den Segen für Benjamin aussprach.
Das zweite Zeichen sollte dem Glauben die Wirklichkeit eines mehr als ausreichenden Zeugnisses andeuten, dass, so sicher wie drei Männer nach Bethel hinaufgingen, Gott nicht versagen würde, wie auch immer der Zustand Israels sein mochte.
Dann folgte das Zeichen für den gegenwärtigen Zustand: Die Verheißungen, die mit Bethel verbunden waren, waren noch lange nicht erfüllt. Wenn Saul vom „Hügel Gottes“ hört, „wo die Aufstellungen der Philister sind“, so sind dort militärische Stützpunkte der Philister. Zweifellos war also der tatsächliche Zustand Israels und seines Landes, als der Mensch sich einen König wünschte, so niedrig, wie er nur sein konnte. Hätte man nur den Glauben gehabt, auf diese Zeichen einzugehen, indem man sie von Gott annahm, dann hätte es sicherlich eine umso gesegnetere Gelegenheit für das Wirken und den Triumph Gottes gegeben, der es nie versäumt, auf lebendigen Glauben zu antworten. Doch genau das war es, was Saul nicht hatte. Es fehlte nicht an einem schönen Schein im Fleisch. Saul wirkte anfangs höchst liebenswürdig zu seinem Vater, zu den Dienern, kurz zu allen, wie wir finden. In alledem lag die glänzendste natürliche Verheißung für den König eines Menschen; aber war das alles? Es gab noch ein anderes und höheres Privileg, wie man am Rande bemerken kann: Gott hatte sogar die Freude, ihn mit der Kraft des Geistes Gottes auszustatten – natürlich nur äußerlich: „Und der Geist des Herrn wird über dich geraten, und du wirst mit ihnen weissagen und wirst in einen anderen Mann verwandelt werden“ (V. 6). Zeigt uns das alles nicht, dass Gott dem König des Menschen, der in diese neue Phase der Geschichte seines Volkes eintrat, jede mögliche Hilfe und jeden denkbaren Vorteil gewährte? Das ist meines Erachtens die unbestreitbare Lektion dieser beiden Kapitel: Wer könnte sich eine weisere und notwendigere Lektion unter den gegebenen Umständen ausdenken?
Dann finden wir die Erfüllung dieser Worte; aber es gibt noch mehr als das. Saul kommt in sein Haus, wo man ängstlich versucht, alles zu erfahren, was mit dem Propheten geschehen war. „Und der Onkel Sauls sprach zu ihm und zu seinem Knaben: Wohin seid ihr gegangen? Und er sprach: Die Eselinnen zu suchen; und als wir sahen, dass sie nirgends waren, gingen wir zu Samuel. Und der Onkel Sauls sprach: Teile mir doch mit, was Samuel zu euch gesagt hat. Und Saul sprach zu seinem Onkel: Er teilte uns als sicher mit, dass die Eselinnen gefunden seien. Aber die Sache von dem Königtum, wovon Samuel geredet hatte, teilte er ihm nicht mit“ (V. 14–16). So sieht alles noch bescheiden und vielversprechend aus, was Saul betrifft. Das Fleisch kann sehr weit in der Nachahmung dessen gehen, was von Gott ist, aber sehr bald treten Umstände ein, die zeigen, dass es nur an der Oberfläche ist. „Samuel berief das Volk zu dem Herrn nach Mizpa“ (V. 17), und dann legt er ihnen den Fall vor. Sie hatten um einen König gebeten. „Nun denn, stellt euch auf vor dem Herrn nach euren Stämmen und nach euren Tausenden! Und Samuel ließ alle Stämme Israels herzutreten; und es wurde getroffen der Stamm Benjamin. Und er ließ den Stamm Benjamin nach seinen Familien herzutreten; und es wurde getroffen die Familie Matri; und es wurde getroffen Saul, der Sohn des Kis. Und sie suchten ihn, aber er wurde nicht gefunden“ (V. 19b–21). Auch dies war ein sehr bemerkenswerter Umstand. Denn hier stellt Gott die Wahl Sauls noch einmal auf die Probe und hält damit die Klagen der Menschen in jeder Hinsicht auf; denn man hätte sagen können: – Ah, das Volk durfte doch nicht wählen; es war auch nicht gerecht, die Sache dem Herrn zu überlassen. Es war alles zwischen Samuel und Saul abgesprochen. – Dem ist nicht so. Der Prophet hat nichts arrangiert: Es war zweifellos Gott, der gehandelt hat; aber das hebt nicht im geringsten die Tatsache auf, dass Er einfach dem Wunsch des Menschen entsprach. So stand hier das Los im Gegensatz und zur Seite seiner eigenen Regierung Israels – dem bekannten Plan nach dem Gesetz, das, wie wir wissen, über die Teilung des Landes in Kraft gesetzt wurde und bei der Neuverteilung des Landes wieder angewendet werden sollte. Dies wurde nun auch für den König angewandt, und zwar mit demselben Ergebnis. Es war also unmöglich, das Verhalten Samuels zu tadeln. Und wenn auf der einen Seite kein Zweifel daran bestehen konnte, dass dem Menschen die freieste Wahl zugestanden wurde, so ist es auf der anderen Seite bemerkenswert, dass Gott dem Menschen in jeder Weise half, damit seine Wahl gerecht ausgeführt werden konnte.
Daher heißt es dann: „Und Samuel sprach zum ganzen Volk: Habt ihr den gesehen, den der Herr erwählt hat? Denn keiner ist wie er im ganzen Volk. Da jauchzte das ganze Volk, und sie sprachen: Es lebe der König!“ (V. 24). Weiter heißt es jedoch: „Aber einige Söhne Belials sprachen: Wie sollte der uns retten? Und sie verachteten ihn und brachten ihm kein Geschenk; aber er war wie taub“ (V. 27). Dies ist ein weiterer bemerkenswerter Aspekt des Falles; denn man hätte nun annehmen können, dass die Wahl des Königs, soweit es das Volk betraf, eine Sünde gegen Gott war, dass dies die Gottesfürchtigen von der Treue befreite. Nicht im geringsten! Es waren vielleicht zuerst die Männer Belials, die sich dem Wunsch nach einem König anschlossen; aber als der König gewählt, gesalbt und feierlich eingesetzt wurde, waren es die Männer Belials, die sich weigerten, ihm Achtung zu erweisen. Wir werden finden, dass nicht nur Samuel Saul die vollste Treue erwies, sondern auch David, der wahre Gesalbte des Herrn, obwohl er nicht für das Volk und aus dem Volk nach dessen Wahl erwählt wurde, wie Gott es tun konnte und mit vollkommener Kenntnis aller ihrer Gedanken und Beweggründe tat; dennoch blieb er, der König, den Gott nach seinem eigenen Herzen erwählt hatte, solange Saul lebte, mit Freuden sein Untertan und Diener.