Behandelter Abschnitt 1Sam 7
Das nächste Kapitel berichtet uns von den Männern von Kirjat-Jearim, die die Lade heraufholen. Dann taucht Samuel wieder auf. „Da sprach Samuel zum ganzen Haus Israel und sagte: Wenn ihr mit eurem ganzen Herzen zu dem Herrn umkehrt, so tut die fremden Götter und die Astarot aus eurer Mitte weg“ (V. 3a). Das ist das Geheimnis. Sie befanden sich in einem Zustand, der sie erhob, denn neben einer gewissen natürlichen Freude über die Rückkehr des Herrn gab es das, was seine eigene Ehre immer beeinträchtigt. Also sagt Samuel weiter: „und richtet euer Herz auf den Herrn und dient ihm allein“ (V. 3b). Und Samuel versammelt sie und spricht: „Und ich will den Herrn für euch bitten“ (V. 5). „Und sie versammelten sich nach Mizpa und schöpften Wasser und gossen es aus vor dem Herrn“ (V. 6).
Das ist sehr lehrreich. Es ist nicht so, dass man in allen fünf Büchern Mose eine Vorschrift Gottes für diese feierliche Handlung finden kann – wenn man uns fragen würde, warum das Volk Gottes sich versammelte und Wasser vor dem Herrn ausgoss, würde man vielleicht zögern, zu antworten. Sollen wir also urteilen, dass die Handlung falsch war? Nicht unbedingt. In einem ungeordneten Zustand der Dinge, während wir an den großen zentralen Wahrheiten und Pflichten festhalten, die mit unseren Beziehungen verbunden sind, ist die bloße Rückkehr zu dem, was ursprünglich geformt wurde, keineswegs der wahrhaftigste Weg, um den Schwierigkeiten zu begegnen, die die Sünde mit sich bringt.
Andererseits sind wir nie frei (muss man das sagen?), menschliche Erfindungen aufzugreifen; und sicherlich war die fragliche Tat keine solche Erfindung. Doch ich wiederhole, dass das Heilmittel für einen ruinierten Zustand der Dinge in der Versammlung Gottes, ebenso wie hier in Israel, nicht darin besteht, zu jeder Form zurückzugehen, die am Anfang bestand. Man sucht in erster Linie nach dem Zerbruch des Geistes – nach dem Sinn dafür, wohin wir alle gelangt sind – nämlich der Gott zugefügten Entehrung; dann beginnen wir, unseren Platz des Gehorsams in allem, was bleibt, klarer zu sehen. Aber ohne das Urteil über sich selbst und über den Zustand der Versammlung vor Gott kann nichts richtig sein; während, wenn dies in uns gewirkt wird, seine Gnade uns sicher aus seinem Wort zeigen wird, was zu einem solchen Zustand der Verwirrung und Schwäche passt. Und doch bietet es finsteren und eigensinnigen Menschen eine Tür, die sich an Worte und Äußerlichkeiten halten, indem sie sich selbst schmeicheln, als ob sie allein recht hätten, und am meisten die tadeln, die wirklich gehorsam sind.
Angenommen, die Versammlung Gottes erwachte in der gegenwärtigen Zeit, um ihre lang andauerndes Versagen durch die Entfernung von Gott zu spüren, was wäre dann das erste und natürliche Mittel? Warum zwölf Apostel aufstellen und sich nach Zungenreden und Wundern zu sehnen, wenn nicht, um danach die Verhältnisse der Versammlung zu Pfingsten nachzuahmen. Was aber wäre das geistliche Urteil, das dem gegenwärtigen Zustand der Versammlung angemessen wäre? Apostel zu benennen? Kein solcher anmaßender Traum, sondern sich selbst in Staub und Asche vor Gott niederzusetzen und die Schande und den Kummer der Versammlung auf uns zu nehmen, die durch die Sünde derer, die Gott so sehr begünstigt hatte, ins Verderben gestürzt wurde.
Ein solches Aufnehmen des Empfindens des Verderbens auf sich vor Ihm scheint in dem, was Samuel tat, zum Ausdruck gekommen zu sein. Das Ausgießen des Wassers vor dem Herrn war eine Handlung, die meines Erachtens sehr passend und angemessen war. Es war kein Versuch, den Schein zu flicken, sondern vielmehr das Eingeständnis völliger Schwäche vor Gott. Das ist jedenfalls die Aussagekraft des Bildes, das im nächsten Buch Samuel verwendet wird: „wie Wasser, das auf die Erde geschüttet ist“ (2Sam 14,14). Es war die Aneignung der Wahrheit über ihren eigenen Zustand vor Gott. Aber gab es einen Mangel an Vertrauen in seine Gnade? Ganz im Gegenteil. „Und sie versammelten sich nach Mizpa und schöpften Wasser und gossen es aus vor dem Herrn; und sie fasteten an diesem Tag und sprachen dort: Wir haben gegen den Herrn gesündigt! Und Samuel richtete die Kinder Israel in Mizpa“ (V. 6). Sofort regt sich der Satan und weckt die Philister auf; er, wenn nicht sie konnte es nicht ertragen, zu hören, dass irgendjemand, am wenigsten das Volk, sich so vor dem Herrn versammelten, um ihre Sünden zu bekennen. Es ist möglich, dass die Philister dachten, Israels Ziel bei der Versammlung sei politisch – ein bloßes Aufgebot für die Schlacht und ein Streben nach Unabhängigkeit. Aber der Satan kannte die Bedeutung besser und konnte nicht ruhen. Und ich bin mir sicher, dass, wenn sie, seine philistäischen Werkzeuge, die Bedeutung einer solchen Handlung, der Israel vor Gott zusammenbrechen ließ, gekannt hätten, dies für den Feind Israels etwas viel Schrecklicheres gewesen wäre als jede Versammlung zu kriegerischen Zwecken. Es gibt nichts, was Satan so sehr beunruhigt, wie das Volk Gottes, das sich in echtem Gebet und Bekenntnis demütigt, wo es auch einen gläubigen Gebrauch seines Wortes gibt. Was auch immer die Schwierigkeit oder die Bedrängnis sein mag, es kann niemals ein Grund sein, Gott zu misstrauen. Es ist eine Ehrensache, die wir dem Herrn schulden, dass wir, was immer wir an uns selbst zu bekennen haben, niemals an Ihm zweifeln sollten; welches Versagen wir auch bekennen mögen, unser erstes Bekenntnis und unser beständiges Vertrauen soll jedenfalls Jesus, unser Herr, sein, „der über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit“ (Röm 9,5). „Und die Philister hörten, dass die Kinder Israel sich nach Mizpa versammelt hatten, und die Fürsten der Philister zogen gegen Israel herauf. Und die Kinder Israel hörten es und fürchteten sich vor den Philistern; und die Kinder Israel sprachen zu Samuel: Lass nicht ab, für uns zu dem Herrn, unserem Gott, zu schreien, dass er uns aus der Hand der Philister rette!“ (V. 7.8). Das ist, wie ich finde, sehr schön. Sie hatten weder mit dem Sündopfer noch mit dem Brandopfer begonnen. Sie hatten bereits den Platz der Buße vor Gott eingenommen, was ihre Sünde betraf; sie hatten feierlich ihr Verderben in dem ausgegossenen Wasser bekannt; und Samuel betete, während sie bekannten. Sie waren berechtigt, auf den Herrn mit der Gewissheit zu schauen, dass Er für sie erscheinen würde.
Jetzt gibt es das Zeichen der Annahme, wie wir lesen: „Und Samuel nahm ein Milchlamm und opferte es ganz als Brandopfer dem Herrn; und Samuel schrie zu dem Herrn für Israel, und der Herr erhörte ihn. Es geschah nämlich, während Samuel das Brandopfer opferte, da rückten die Philister heran zum Kampf gegen Israel“ (V. 9.10a). Ach, wie wenig wussten die Feinde, was ihnen bevorstand! Wollten sie es wagen, Israel zu stören, als dieser Wohlgeruch für sie zu Gott aufstieg? Es war nicht mehr eine Frage zwischen Israel und den Philistern, sondern zwischen dem Herrn und den Philistern: „Und der Herr donnerte mit starkem Donner an jenem Tag über den Philistern und verwirrte sie, und sie wurden vor Israel geschlagen“ (V. 10b).
Und die Männer Israels hatten die leichte Aufgabe, sie zu verfolgen: „Und die Männer von Israel zogen von Mizpa aus und verfolgten die Philister und schlugen sie bis unterhalb von Beth-Kar. Und Samuel nahm einen Stein und stellte ihn auf zwischen Mizpa und Schen, und er gab ihm den Namen Eben-Eser und sprach: Bis hierher hat uns der Herr geholfen. So wurden die Philister gedemütigt, und sie kamen fortan nicht mehr in die Grenzen Israels; und die Hand des Herrn war gegen die Philister alle Tage Samuels. Und die Städte, die die Philister von Israel genommen hatten, kamen wieder an Israel, von Ekron bis Gat“ (V.11–14). Und es wird wiederholt: „Und Samuel richtete Israel alle Tage seines Lebens“ (V. 15).