Ich kann nicht für mich lösen, dass ich mein Erbteil nicht verderbe. Löse du für dich, was ich lösen sollte, denn ich kann nicht lösen (4,6). „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte“ (Röm 8,3). Das Gesetz versagt nicht, weil es selbst schlecht ist, denn es ist gut, sondern weil der Mensch schlecht ist – der erste Mensch, seien seine Vorzüge, was sie auch sein mögen. Das ist genau das, was von dem näheren Verwandten dargelegt wird. Es ist eine Unmöglichkeit für ihn, den Namen der Toten zu erwecken; das ist die Unmöglichkeit für Israel, seinen Segen nach dem Vorsatz Gottes in Verbindung mit dem Gesetz und dem ersten Menschen zu bekommen. Ohne Zweifel war dieser der nähere Verwandte; denn zuerst ist das Natürliche, danach das Geistliche. Was natürlich war, muss zuerst erprobt werden; und dies ist der nahe Verwandte, der einfach Raum für die Entfaltung nicht nur der Güte Gottes, sondern auch seiner Macht bietet. Das ist tatsächlich bereits im Namen des Boas enthalten: In Ihm ist Stärke.
Zweifellos haben wir also in Boas das Vorbild Christi, aber ich nehme an, nicht so sehr von Christus, der kommt, um für den Menschen, den ersten Menschen, zu sühnen, sondern – nachdem die Beilegung jeder moralischen Frage vor Gott abgeschlossen war – von Christus, wenn Er durch die Kraft Gottes und die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wird, wenn der verlassene Überrest in Gnade zurückkehrt und das Erbe in jeder Hinsicht durch den Blutsverwandter wiedergutgemacht wird. Kurz gesagt, Boas stellt den auferstandenen Christus dar, und zwar als das Gefäß der Kraft, um hineinzukommen und für Gott Frucht zu bringen, wo bereits Tod, Verderben, Verwerfung und völlige Verwüstung herrschten, wie wir bereits in der Geschichte von Elimelech (mein Gott ist König) gesehen haben, der eine angenehme Bestimmung in Noomi hatte. Er war gestorben, sie verwandelte sich in Bitterkeit, da alles an den beiden Söhnen, die das Land des Herrn verlassen hatten, gescheitert war; bis auf die frohe Botschaft der göttlichen Barmherzigkeit an Israel eine Rückkehr erfolgt, und die Verwitwete mit dem vereint wird, der Stärke ist (Boas), und die königliche Linie zur rechten Zeit erscheint. Es ist der auferstandene Christus, der die Barmherzigkeit Davids möglich macht.
Auf diese Weise, so scheint es mir, wird der ganze Fall so einfach wie möglich dargelegt: Wir sehen daher hier den Erlöser, aber eher durch Macht als durch Blut, den goel oder Verwandten-Erlöser. Ein solcher war Boas, und ein solcher wird Christus für Israel sein; aber das ist nicht die Art und Weise, in der wir Ihn kennen; denn, wie der Apostel in 2. Korinther 5,16 mit Nachdruck sagt: „Daher kennen wir von nun an niemand dem Fleisch nach; und wenn wir Christus dem Fleisch nach gekannt haben, kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr so.“ Für uns ist alles eine völlig neue Schöpfung und ein neuer Kreis von Verbindungen. Nicht nur die Sünde, sondern das Alte ist vergangen, und alles ist neu geworden (2Kor 5). Israel wird die Veränderung, so absolut groß sie zweifellos sein wird, nicht miterleben. Aber Er ist und wird dann als ihr Verwandter in einer Weise bekannt sein, die für uns Heiden nicht in der Weise gilt, und weniger, wenn möglich, als die Versammlung seines Leibes, eine andere und viel innigere Beziehung. Was wir in Ruth sehen, steht ganz sicher im Zusammenhang mit Israel.
In Wahrheit vergrößert Gott seine Gnade uns gegenüber, insofern wir keinen Anspruch und keine Verbindung zu Israel haben. Wir können in keiner Weise die Grundlage der Verwandtschaft mit Jesus einnehmen. Denke nicht, dass wir dadurch etwas verlieren. Zweifellos ist es prinzipiell wahr, dass die Kinder, weil sie an Fleisch und Blut teilhatten, auch Er an demselben teilhatte; aber dann wirst du dich daran erinnern, dass diese Wahrheit für die Nachkommen Abrahams im Hebräerbrief beschrieben ist. Mit auffallender Angemessenheit ist sie an die gläubigen Hebräer gerichtet, obwohl die allgemeine Wahrheit zweifellos auch für alle anderen gilt.
Niemand möge annehmen, dass damit gemeint ist, dass wir nicht den ganzen Segen haben, der in diesem Brief offenbart wird, denn ich glaube, dass wir alles haben, und dass es sehr kostbar ist. In der Tat möchte ich niemand die rechte Hand der Gemeinschaft geben, der so sehr in seine Schrullen verliebt ist, dass er Zweifel daran zulässt, dass wir einen lebendigen Anteil an dieser Schrift haben wie an den anderen. Solches Theoretisieren ist sehr zu missbilligen und gefährlich, meine Brüder; und je mehr wir die Gnade schätzen, die uns die Wahrheit in ihrer ganzen Deutlichkeit zurückgegeben hat, als Ehre für den Herrn und als Vertrauen auf das Wort und den Geist Gottes in diesen dunklen und bösen Tagen, desto mehr sind wir verpflichtet, alle solche Spielereien mit der Schrift abzulehnen, die ihre Schärfe im Umgang mit diesen Menschen abstumpfen würden, ganz gleich, wer oder was die Theoretiker sein mögen; denn es sind Menschen, die ihrem Verstand erlauben, mit dem kostbaren Wort Gottes zu wuchern.
Dennoch, da ich dies deutlich behaupte, denke ich, dass es besonders angemessen ist, dass der Hebräerbrief sich darauf bezieht, und daher wird es zu beachten sein, dass wir hier von den Kindern hören: „Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat“ (Heb 2,13). Es gab eine natürliche Verbindung zwischen dem Israeliten und dem Herrn Jesus, die aber durch sein Kreuz zunichtegemacht wurde. Aber dann, nachdem die Gnade eingegriffen hat, finden wir sie dort wirksam, wo wir Heiden auf dem neuen Boden der Auferstehung gleichermaßen einbezogen werden können; und so wird die Kraft dieser und anderer ähnlicher Schriftstellen durch den Geist offenbar gemacht.