Behandelter Abschnitt Ruth 4,6-9
Das erklärt, warum der Verwandte, wie bereitwillig er auch sein mochte, das Erbe an Noomi zurückzugeben, es nicht nehmen konnte, um durch Ruth den Namen des verstorbenen Verwandten zu erheben. Sein eigenes Erbe würde dadurch beschmutzt werden. Wie wahrhaftig würde das Gesetz, „heilig, gerecht und gut“, entstellt werden, wenn auch nur das kleinste Quäntchen seiner gerechten Forderungen gemindert würde. Es bleibt in seiner ganzen Majestät und Vollkommenheit bestehen. Es wird nicht ungültig, wie es der Fall wäre, wenn ein einziger Punkt seiner Anforderungen ignoriert würde. Für das schuldige Volk, das sich auf dem Gesetz ausruht und sich eitel auf seine Vorrechte als Nation rühmt, gibt es also nichts als Verdammnis. Sie sind gewissermaßen zu Moabitern geworden.
Aber wenn das Gesetz in einem solchen Fall nichts tun kann und will, so kann und will es doch alle Ansprüche auf das Erbe aufgeben und diese Ansprüche auf einen anderen übertragen. Der Verwandte zieht seinen Schuh aus. Das war die übliche Vorgehensweise, wenn das Eigentum den Besitzer wechselte. Mit dem Schuh wurde das neue Land betreten. Dieser wurde also ausgezogen, um ihn an einen anderen weiterzugeben. Alle Ansprüche auf das Eigentum gehen von dem einen auf den anderen über. Wie gut ist es zu wissen, dass „das Gesetz unser Zuchtmeister war bis Christus kam“ (Gal 3,24). Das Gesetz überträgt alle seine Ansprüche auf Ihn.
Aber beachten wir auch, dass dies vor einer Jury von zehn Männern geschieht. Sie waren Zeugen des Gesetzes und der Geschehnisse. Diese zehn können uns gut an jene „zehn Worte“ oder Gebote erinnern, die volles Zeugnis von den Ansprüchen Gottes, dem Verderben des Menschen und ihrer eigenen Ohnmacht zur Erlösung ablegen. Alles ist gesetzlich geregelt. „Ich bin durch das Gesetz, dem Gesetz gestorben“ (Gal 2,19), sagt der Apostel Paulus. Das Gesetz selbst zeugt von seiner eigenen Unfähigkeit, erlösen zu können. „Damit ich Gott lebe“, fügt er hinzu – das Gesetz überträgt seine Ansprüche auf einen anderen. Alles ist rechtmäßig geregelt und „bezeugt durch das Gesetz und die Propheten“ (Röm 3,21). So „bestätigen wir das Gesetz“ (Röm 3,23).