Behandelter Abschnitt Ri 13
In diesem Kapitel beginnen wir mit einer neuen Art von Instrument, das Gott für seinen Zweck einsetzt; und in diesem Fall war der Zustand des Volkes so, dass Gott ihn als Nasiräer für sich selbst absondert. Einen stärkeren Beweis konnte man sich nicht wünschen, dass das Volk als Ganzes weit von Gott entfernt war. In allen gewöhnlichen Fällen war ein Nasiräer jemand, der ein besonderes Gelübde der Absonderung für Gott abgelegt hatte, das aber nur für eine kurze Zeit galt. In dem uns vorliegenden Fall war es eine außergewöhnliche Nasiräerschaft, die sich über das ganze Leben erstreckte. Aber was für ein Nasiräer war Simson! Äußerlich war er tatsächlich abgesondert. Wir haben hier eine der seltsamsten und demütigsten Berichte, die in der Schrift aufgezeichnet sind, und die außerdem in einzigartiger Weise genau die Wahrheit verdeutlichen, auf die wir schon so oft hingewiesen haben: Wie wenig hält die moralische Stärke mit der physischen Kraft Schritt, wie sie in und durch Simson gewirkt hat. Von allen Befreiern, die die Gnade jemals erweckt hat, gab es nicht einen, der an persönlicher Stärke mit Simson zu vergleichen war; aber wo war von all diesen der Mann, der so gewohnheitsmäßig unter das fiel, was einen gewöhnlichen Israeliten entehrt hätte? Und doch war er von Mutterleib an ein Nasiräer! Es scheint also, dass die beiden Extreme der moralischen Schwäche und der äußerlichen Stärke jeweils ihren Höhepunkt in diesem außergewöhnlichen Charakter finden.
Aber wir müssen uns ein wenig mit den großen Prinzipien der göttlichen Wahrheit befassen, die uns beim näheren Hinsehen der Geschichte Simsons begegnen. Schon seine Geburt war eigentümlich, und auch die Umstände davor; denn es hatte noch nie eine Zeit gegeben, in der Israel derart versklavt war; und zweifellos wird der Befreier, wie wir bisher regelmäßig gesehen haben, so auch hier bis zuletzt, als dem Stand des Volkes entsprechend gesehen, mit welcher Macht oder welchem Erfolg Gott ihn auch immer bekleiden mochte. „Und die Kinder Israel taten wieder, was böse war in den Augen des Herrn; und der Herr gab sie vierzig Jahre in die Hand der Philister“ (V. 1). Es war eine lange Zeit, wir hätten mit Recht denken können, dass es in den Tagen Gideons sieben Jahre Unterwerfung waren; aber wir hören von einer viel längeren Zeit im Fall der Philister, der schärfsten und hartnäckigsten der feindlichen Nachbarn Israels, und umso ärgerlicher, als sie innerhalb ihrer Grenzen lagen. Vierzig Jahre lang stöhnte das Volk unter ihrer harten Herrschaft. Wir werden auch feststellen, dass Simsons Machttaten, so groß sie auch waren, in keiner Weise das Genick der Unterdrückung der Philister brachen. Denn im Gegenteil, nach Simsons Tagen erreichten die Leiden der Kinder Israels sogar einen höheren Grad, als sie jemals unter Simson oder davor erreicht hatten.
Wie auch immer das gewesen sein mag, beachten wir zuerst die Gegend, aus der die Befreiung kommen sollte: „Es war ein Mann aus Zorha, vom Geschlecht der Daniter“ (V. 2). Es war von Gott befohlen, dass die Befreiung aus diesem Stamm kommen sollte, der mehr als jeder andere gekennzeichnet war, nicht nur durch eine Schwäche, die eine Gefahr für sich selbst bedeutete, wie wir sehen werden, sondern durch eine moralische Gleichgültigkeit, die schließlich ein geeignetes Thema bieten würde, wie es in der Tat von Anfang an in den letzten Worten ihres sterbenden Vaters Jakob prophetisch angedeutet worden war, für das fatale Ergebnis der Abkehr und des Abfalls von Gott. Aus diesem Stamm wurde Simson geboren.
Auch die Umstände waren höchst bemerkenswert. „Und seine Frau war unfruchtbar und gebar nicht. Und der Engel des Herrn erschien der Frau“ (V. 2) mit der Verheißung, dass ein Kind geboren werden würde, und befahl ihr zugleich, weder Wein noch starkes Getränk zu trinken und nichts Unreines zu essen, und dass, wenn das Kind geboren wäre, kein Rasiermesser auf sein Haupt kommen sollte. „Denn ein Nasiräer Gottes soll der Knabe sein von Mutterleib an; und er wird anfangen, Israel aus der Hand der Philister zu retten“ (V. 5).
Es gab noch jemand anderen, den Gott zu einem späteren Zeitpunkt einsetzen würde, um die Macht der Philister zu zerstören, einen Mann mit einem anderen Geist und einer ganz anderen Hand als die Simsons. Ich spreche natürlich von David, dem Sohn Isais. Was auch immer jetzt geschehen würde, war nur der Anfang der Befreiung für Israel. Gott würde seine Macht verherrlichen, aber nur als Zeuge hier und da; mehr nicht. Alles, was einer vollständigen Befreiung gleichkommt, muss auf jenen Tag warten, der selbst ein Vorbild für den Tag des Herrn ist.
Daraufhin berichtet die Frau ihrem Mann vom Besuch des Engels, und beide bitten den Herrn, insbesondere Manoah, dass der Mann Gottes wieder gesandt werden möge. Der Herr hört, und sein Engel erscheint der Frau, die ihren Mann herbeiruft; beide sehen den Engel, wie er seine Botschaft mit einer feierlichen Aufforderung wiederholt. Die Trennung von dem, was einem Israeliten erlaubt war, wurde in Simsons Fall nicht nur befohlen, sondern lebenslang angeordnet, was ich nicht anders als bezeichnend für das halte, was Gott aufgrund des Zustandes, in dem sich das Volk Gottes damals befand, geschuldet war.