Aber zu denen, die in der Nacht des Tages der Menschen wachen, bevor der Herr in seiner Herrlichkeit erscheint, zu denen, die mit bräutlicher Zuneigung wachen und nicht schlafen wie andere – wie spricht Er zu ihnen? Wie wird Er ihnen kundgetan? „Ich bin … der glänzende Morgenstern.“ Gesegneter Morgenstern, bevor der Tag kommt! Wir wachen nicht für den Tag, sondern für Ihn in der Nacht, und Er wird uns den Morgenstern geben, den Vorboten der Morgendämmerung. Ein gesegneter Ort ist es – der Ort unserer Liebe und Hoffnung: er wird nie seiner Freude beraubt werden, und der Herr Jesus Christus wird sicher als der glänzende Morgenstern zu uns kommen. Er erheitert uns, während wir warten, und wird bald selbst zu uns kommen. Wir müssen vielleicht noch etwas warten; zumindest mag es uns lang erscheinen. Für die, die ihre Zeit mit Schlummern vergeuden, wird sie leider zu kurz sein; aber für die, die auf Ihn warten und sich danach sehnen, Ihn zu sehen, mag die Hoffnung lange aufgeschoben erscheinen. Anstatt müde und krank zu werden, möge unser Herz im Gegenteil mit der Freude und Beständigkeit der Gewissheit erfüllt sein, dass der Herr bald kommt! Er ist der glänzende Morgenstern. Aber mehr noch:
Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; wer will, nehme das Wasser des Lebens umsonst (22,17).
Welch ein gesegneter Gedanke für uns, dass der Heilige Geist selbst der ist, der das Wort aufnimmt und sagt: „Komm!“ Er seufzt mit uns, tritt in unsere Schmerzen ein, jetzt, nachdem Er herabgekommen ist. Er ist nicht weniger göttlich, das brauche ich nicht zu sagen; aber Er hat sich herabgelassen, sich sozusagen mit unseren Herzen zu identifizieren und unsere Empfindungen zu teilen. Aber es ist nicht das Seufzen, das wir jetzt kennen; nicht so ist der Sinn des Geistes, wenn Er an den Herrn Jesus denkt, der für uns kommt. Da ist der ruhige und friedliche Ernst des Verlangens. „Und der Geist und die Braut sagen: Komm!“ Es ist sehr stärkend, zu wissen, dass es die Stimme des Heiligen Geistes selbst ist, die zum Herrn Jesus sagt: „Komm!“ Es wäre nicht annähernd so gesegnet gewesen, wenn nur die Braut „Komm“ gesagt hätte. Aber es ist „der Geist und die Braut“. Sie hatte viele Dinge falsch gemacht, hatte viele Fehler in Gedanken und Empfindungen und Wegen gemacht. Aber jetzt ist es der Geist, der Heilige Geist selbst, der sagt: „Komm!“
Er ist es, der das Herz dazu bringt, das Kommen Jesu herbeizusehnen; Er ist die Kraft der Versammlung, Jesus willkommen zu heißen. „Und der Geist und die Braut sagen: Komm!“ Es ist der Blick zu Jesus hinauf, wenn die Versammlung oder der Christ sagt: „Komm!“; nicht der Blick hinunter zu dem armen Sünder, um ihm zu sagen, dass er kommen soll. Der Heilige Geist führt und inspiriert das Herz der Braut so, dass es weint, nicht nur im Mitgefühl des Kummers, sondern in Gemeinschaft der Freude, mit der sie in der Hoffnung auf die Rückkehr des Bräutigams aufschaut.
Und nicht nur das; „Und wer es hört, spreche: Komm!“ Wenn ich nur die Stimme Jesu gehört habe, bin ich berechtigt, zu sagen: „Komm!“ Vielleicht gibt es einige, die sagen: Oh, dass ich so glücklich sein könnte, den Herrn zu bitten zu kommen! Wie kann ich sagen: „Komm!“, wenn ich so unwürdig bin? Der Herr berechtigt dich, zu sagen: „Komm!“ Es ist nicht nur die Braut, die mit dem Heiligen Geist erfüllt ist, die sagt: „Komm!“ – um in ihre vollen Vorrechte einzutreten; sondern „wer es hört, spreche: Komm!“ Hast du seine Stimme gehört und geschmeckt, dass Er gnädig ist? Wisst ihr nicht, dass Er der gute Hirte ist? Ich könnte der Allerschwächste und Schwächste sein, der aus Unwissenheit vor dem sofortigen Kommen des Herrn zurückschreckt; doch hier ist es der Heilige Geist, der mich einlädt, das gleiche Wort zu gebrauchen, das der Geist und die Braut gebrauchen. „Und wer es hört, spreche: Komm!“
Ganz offensichtlich ist es auch hier, dass das Verlangen der ersten Zuneigung des Herzens zu Christus und seinem Kommen das Herz gegenüber der armen Welt nicht verhärtet, noch uns gleichgültig gegenüber der Bekehrung der Verlorenen macht, sondern ganz im Gegenteil. Wie auch immer die Menschen ihre eigenen Bemühungen einschätzen mögen, meine Überzeugung ist, dass die Menschen, die die Bekehrung der Sünder am meisten wünschen, unter sonst gleichen Bedingungen auch die sind, die das Kommen des Herrn Jesus am meisten wünschen. Ich glaube nicht, dass die Menschen, die Ihn nicht erwarten, die sind, die am meisten für die Bekehrung der Menschen beten und arbeiten. Was bringt solche dazu, es zu wünschen? Sie bemühen sich darum, weil sie sehen, dass die Menschen ewig zugrundegehen, und sie empfinden zurecht, dass alle ohne Christus elend sind.
Doch diese Empfindungen haben sie nur mit allen ihren Brüdern gemeinsam. Wir alle glauben, dass die Menschen in die Hölle geworfen werden, wenn sie das Evangelium nicht annehmen, und es betrübt uns, wenn wir sehen, dass sie den Heiland verwerfen; wir haben diese Empfindungen ebenso wie sie. Aber wir haben eine andere Quelle, die sie nicht haben. Es ist in der Tat der Weg des Herrn, und dieser ist besser als der ihre. Er versteht unvergleichlich besser, was für arme Sünder und arme Gläubige gut ist, als seine Diener es tun.
Nun zeigt Er hier, dass es derselbe Geist ist, der zu Jesus aufschaut und sagt: „Komm!“, der uns auch zu den verlorenen Sündern hinwenden kann mit der Einladung: „und wen da dürstet, der komme“. Hier haben wir die andere Seite. Es ist hier nicht der Geist, der die Versammlung leitet, indem Er zum Herrn aufblickt und sagt: „Komm!“, sondern das Herz ist jetzt auf die Welt ausgerichtet und sagt: „Und wen da dürstet, der komme; wer will, nehme das Wasser des Lebens umsonst“ (V. 17).
Der Sünder wird nicht aufgefordert, zu sagen: „Komm!“ Beachte den großen und deutlichen Unterschied im letzten Teil des Verses. In den ersten beiden Teilen sagen sie: „Komm!“, doch im letzten Teil bitten sie Jesus nicht, zu kommen, sondern werden eingeladen, selbst zu kommen: „Und wen da dürstet, der komme“.
So zeigt Gott, dass der erste Gedanke meines Herzens auf Jesus gerichtet sein soll. Wenn ich Ihm treu bin, soll ich sein Kommen herbeisehnen. Der Geist veranlasst und bestätigt dieses Verlangen. Und was ist die Wirkung auf meine Empfindungen gegenüber der Welt? Es wird mir einen himmlischen Grund geben, die Bekehrung der Sünder zu wünschen. Ich werde die gleichen moralischen Motive und die gleichen Empfindungen haben, die auf meine Brüder einwirken, die das Kommen des Herrn aufschieben. Und ich werde außerdem die ganze Motivaton haben, den mir die Hoffnung auf das baldige Kommen Christi geben kann, und das Empfinden für die Gefahr derer, für die sein Kommen nichts anderes als ein sicheres Gericht sein kann, sogar in dieser Welt. Je mehr ein Christ das Kommen Christi in jedem Augenblick erwartet, desto brennender muss sein Wunsch sein und desto ernster sein Drängen, dass Menschen kommen und das Wasser des Lebens nehmen.
In diesem Vers 17 entfaltet Gott also unsere zweifache Beziehung. Er zeigt mir meine Beziehung zu Christus, die der erste Gedanke meines Herzens sein sollte – nicht nur, dass ich Frieden haben würde, wenn Er käme, sondern erfüllt von der Ernsthaftigkeit der Zuneigung, die sein Kommen erwünscht. Und Er zeigt mir, dass ich, wenn ich genau dort bin, mich mit belebtem Eifer im Sinn der Gnade Christi umdrehen und zu jedem, den dürstet, sagen werde: „Komm!“ Mehr als das. Wenn ich jemanden sehe, der vielleicht nicht sehr durstig ist, aber bereit ist zu kommen, werde ich ihm nicht sagen, dass er warten soll, bis er sehr durstig ist. Ich werde ihn bitten, sofort zu kommen und ihn willkommen heißen; denn das Wort lautet: „wer will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Wenn nur das Verlangen des Herzens da ist, kommt es von Gott, und es ist nicht recht, wenn jemand sagt: Du musst warten, bis du durch diese oder jene Erfahrung gegangen bist. Wenn ein Mensch noch nicht so weit ist, seinen Zustand zu erkennen, soll ich ihn nicht davon abhalten. Das Wasser des Lebens ist für jeden da, der will. Er ist wird gebeten, zu kommen und umsonst davon zu trinken. Welche Fülle der Gnade füllt die Szene, wenn der Herr uns unseren Platz vorstellt!