Behandelter Abschnitt Off 22,8-9
Was für eine ernste Sache ist es, von Gottes Wort abzuweichen! Der Herr Jesus legt das Buch seinem Volk als ein Licht vor, das an einem dunklen Ort leuchtet – keineswegs als eine bloße Übung für gelehrte Männer in einer spekulativen Stimmung. Es war für alle Kinder Gottes gedacht, zu ihrem Nutzen und als Hilfe für ihre Gemeinschaft mit Gott. Er wollte, dass sie nicht nur seine Gnade kennen, sondern auch die Gerichte, die über die Welt kommen würden. Er wollte, dass sie verstehen, dass das Buch, das den Lauf und das Schicksal der Welt zeigt, auch ihre Befreiung aus dem Gericht anzeigt. Denn die Offenbarung macht deutlich, dass, bevor ein Wort des Gerichts kommt, die Versammlung in der Gegenwart Gottes gesehen wird: Vom Anfang von Kapitel 4 an sehen wir sie droben. Wie deutlich ist es, dass die Worte der Prophezeiung für Gottes Volk von größter Bedeutung sind! Er möchte, dass sie in der Gemeinschaft, die Er ihnen mit sich selbst schenkt, glücklich sind, bevor diese Dinge eintreten. „Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe“ (Off 1,3). Und warum ist es vergleichsweise so wertlos gewesen, was seine praktische Bedeutung angeht? Weil die Prophezeiung von der Verheißung abgetrennt wurde. Das Wort der Gnade „Siehe, ich komme bald“ wurde nicht unterschieden von „den Worten der Weissagung dieses Buches.“ Und so ist der Anteil der Versammlung mit den Gerichten der Welt verwechselt worden. Die Offenbarung setzt voraus, dass die Kinder Gottes auf das Kommen Christi warten, was ja ihre herrliche Hoffnung von Tag zu Tag sein sollte. Wo dies nicht der Fall ist, glaube ich, dass es moralisch unmöglich ist, sich in die Offenbarung zu vertiefen oder sich an ihr zu erfreuen. Glückselig, der die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt! Der Herr kommt bald. Aber wenn wir nicht mit einem durch seine Gnade ruhigen Herzen nach Ihm Ausschau halten, werden wir seine Aussprüche mit Sicherheit verdrehen, anstatt sie zu unserem Vorteil zu nutzen.
Und ich, Johannes, bin der, der diese Dinge hörte und sah; und als ich sie hörte und sah, fiel ich nieder, um anzubeten zu den Füßen des Engels, der mir diese Dinge zeigte. Und er spricht zu mir: Sieh zu, tu es nicht. Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, der Propheten, und derer, die die Worte dieses Buches bewahren. Bete Gott an (22,8.9).
Als Johannes diese Dinge hörte und sah, fiel er nieder und betete zu den Füßen des Engels an, der sie ihm zeigte. Das hatte er schon vorher getan (Kap. 19,10).104 Möglicherweise hat ihn die Größe der Vision dazu verleitet, anzunehmen, dass es Christus selbst war, der diese Gestalt annahm. Aber er wird sofort korrigiert. Der Engel sagt zu ihm: „Ich bin dein Mitknecht“, oder besser gesagt, „dein Mitknecht und der deiner Brüder, der Propheten“. So wie es in unserer Bibel steht, ist die Aussage etwas zweideutig. Es könnte so scheinen, dass der Engel einer seiner Brüder, der Propheten, war. Natürlich ist das nicht die Bedeutung; aber anstatt der Herr zu sein und ein Gegenstand der Anbetung, war der Engel der Mitknecht des Johannes und der Brüder des Johannes, der Propheten. „Sieh zu, tu es nicht. Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, der Propheten, und derer, die die Worte dieses Buches bewahren. Bete Gott an.“
Aber er fügt noch mehr hinzu, und das ist ein sehr wichtiger Gedanke, praktisch für die Kinder Gottes. Vielleicht erinnerst du dich, dass im letzten Kapitel von Daniel geschrieben steht: „Und du, Daniel, verschließe die Worte und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes. Viele werden es durchforschen, und die Erkenntnis wird sich mehren“ (Dan 12,4). Beachte nun, an welch wunderbaren Platz Gott seine Versammlung gestellt hat, wie wir aus dem Vergleich von Kapitel 22 entnehmen.
104 Es mag hier ebenso gut sein, zu bemerken, dass wir in dem wechselseitigen Satz, der so oft vage oder falsch angewendet wird, „der Geist der Weissagung ist das Zeugnis Jesu“, nicht ein Zeugnis für Jesus verstehen sollen, sondern das, was er gab, und, im Allgemeinen im ganzen Buch der Offenbarung, sein prophetisches Zeugnis, ob einem Engel oder seinen Dienern übertragen. Es ist daher nicht richtig zu sagen, dass damit Jesus gemeint ist; das wird regelmäßig entweder durch den Dativ oder, wenn ein Genitiv verwendet wird, mit περί ausgedrückt. Der engelhafte Kommunikator war nur ein Mitknecht des Johannes: Gott sollte angebetet werden.↩︎