Ich vermute, äußere es aber nur als eine Meinung, dass ihre Auferstehung zu dieser Zeit oder um diese Zeit stattfindet. Das Tier und der falsche Prophet wurden niedergeschlagen; Satan wurde in den Abgrund geworfen, und die tausendjährige Herrschaft Christi und seiner auferstandenen Heiligen steht nun kurz bevor. Der Herr wartet sozusagen auf den allerletzten Augenblick. Er will, dass niemand seiner heiligen Leidenden von dieser ihrer besonderen Belohnung ausgenommen wird. Das Tier hatte sie bis zum Letzten verfolgt, und Gott zögert bis zu diesem Augenblick, damit jeder, der mit Christus gelitten hat, in das Vorrecht der gemeinsamen Verherrlichung einbezogen wird. Wäre der Bericht über die Auferstehung gegeben worden, als die zuvor auferstandenen Heiligen in den Himmel entrückt wurden (also vor Kapitel 4), hätte es vielleicht Zweifel und Ängste über das Schicksal derer gegeben, die nach der Entrückung der Versammlung leiden. Man kann verstehen, warum dieser Hinweis auf die Auferstehung hier angebracht ist. Es war der besondere Zweck Gottes, die zu trösten, die später für Christus leiden und sterben würden, und zu zeigen, dass sie von Ihm nicht vergessen werden. Sie werden nun auferweckt, um sich den bereits auferstandenen Gläubigen anzuschließen: „Und sie wurden lebendig und herrschten mit dem Christus tausend Jahre.“ Gott verschiebt ihre Auferstehung bis kurz vor den Beginn der Herrschaft Christi, und dann werden die, die in der Zwischenzeit für Ihn gelitten haben, auferweckt.
Die Übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung (20,5).
Wer waren die „Übrigen der Toten“? Der Anfang von Vers 4 schließt nach meinem Verständnis nicht nur die Versammlung ein, sondern auch die alttestamentlichen Gläubigen, das heißt alle himmlischen Gläubigen, die aufgenommen werden, um bei Christus zu sein, wenn Er kommen wird, um sie zu sich in die Luft aufzunehmen. Danach fanden wir die erste Gruppe der Leidenden, bevor das Tier zur Höhe seiner Macht aufstieg; und dann die letzte Gruppe, die leiden, weil sie sich weigern werden, es anzubeten. Das waren die drei Gruppen von Gläubigen, die jetzt gleicherweise mit Christus leben und regieren. „Die Übrigen der Toten“ müssen dann die bösen Toten sein, weil die erste Auferstehung alle rechtschaffenen Toten einschloss.
Sie entspricht in der Tat dem, was unser Herr „die Auferstehung der Gerechten“ nannte (Lk 14,14), nur dass sie ausführlicher, wenn nicht sogar umfassender ist. Es gibt also eine besondere Auferstehung, die den Gerechten gehört, und das ohne ein Wort über die Ungerechten. Es gibt eine Auferstehung der Ungerechten; und als der Apostel Paulus in Cäsarea vor Felix sprach, bezeugte er seinen Glauben an die Auferstehung „sowohl der Gerechten als auch der Ungerechten“ (Apg 24,15). Aber als der Herr Jesus das Gewissen seiner Jünger für das erweckte, was gut und wertvoll vor Gott ist, legte Er nur die Auferstehung der Gerechten dar. Aber das ist noch nicht alles. Es gab Männer, die versuchten, die Lehre von der Auferstehung ins Lächerliche zu ziehen.
Bei einer anderen Gelegenheit finden wir, dass einige der Sadduzäer zu Ihm kamen und eine Schwierigkeit vorbrachten, wegen einer Frau, die angeblich mit sieben Brüdern verheiratet war. In dem begründeten Fall starben diese sieben nacheinander, und zuletzt starb auch die Frau. In der Auferstehung nun, fragen sie, wessen Frau sie von den sieben sein würde? Der Herr weist sogleich darauf hin, dass die Schwierigkeit auf Unkenntnis der Schrift oder der Macht Gottes beruhte. In der Auferstehung werden sie weder heiraten noch sich verheiraten lassen, sondern sie werden den Engeln gleich sein, das heißt, ihnen in dieser Hinsicht gleich sein, nicht in allen Dingen, denn sie werden die Engel richten; aber ihnen insofern gleich sein, als es keinen Unterschied des Geschlechts geben wird – weder heiraten noch sich verheiraten lassen. „Denn sie können auch nicht mehr sterben“ (Lk 20,36). Aber Er fügt hinzu: „die aber für würdig erachtet werden, jener Welt [oder vielmehr Dispensation] teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus den Toten“ (V. 35). Dies wäre ein außergewöhnlicher Ausdruck, wenn alle gleichzeitig auferweckt würden. Welt bezieht sich nicht auf die materielle Welt, sondern auf eine besondere Dispensation oder ein Zeitalter, das die Unwürdigen nicht erlangen.
Bedenke die Aussagekraft dieses Satzes! Die Auferstehung der Heiligen ist in einem Zeitalter, das ihnen eigen ist. Sie werden aus den Toten auferstehen, das heißt, dass die anderen Toten erst danach auferweckt werden. Die Auferstehung Christi war nicht nur eine Auferstehung von den Toten, sondern aus den Toten. Die anderen Toten blieben ungestört in ihren Gräbern liegen. Es gab einige Heilige, die mit Ihm auferstanden, oder besser gesagt, nach seiner Auferstehung aus ihren Gräbern kamen; aber die große Masse der Toten blieb von der Auferstehung Christi soweit unberührt. Und so ist es auch im Prinzip mit den Heiligen. Ihre Auferstehung wird eine Auferstehung aus den Toten sein. Der Rest der Toten wird zu einer anderen Zeit auferstehen. Die Auferstandenen werden nicht mehr sterben. Könnte Gott stärker als durch diese Sprache eine eindeutige und vorherige Auferstehung der Heiligen Gottes zeigen?
Höre auch aus das, was Paulus in Philipper 3,11 sagt: „ob ich auf irgendeine Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten.“ In den gängigen Bibeln heißt es zweifellos „die Auferstehung von den Toten“. Doch ich zögere nicht zu sagen, dass dies ein völliger Irrtum ist. Die wahre und einzige Bedeutung des Verses ist nach den besten Autoritäten: „ob ich auf irgendeine Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus [oder unter] den Toten.“ Das mag manchen nur als eine geringfügige Änderung erscheinen; aber wenn wir die Absicht Gottes erkennen wollen, ist es ein wichtiger Unterschied; denn wenn es „Auferstehung aus den Toten“ heißt, beinhaltet das, dass es eine Auferstehung gibt, die nicht allen Menschen, bösen und guten, gemeinsam ist, sondern nur denen gehört, die Gott wertvoll sind, während die Übrigen der Toten in ihren Gräbern bleiben. Der Apostel erachtete diese Auferstehung als so strahlend und gesegnet, dass er tatsächlich sagt: Ich kümmere mich nicht um die Leiden und Mühen, der Weg mag sein, wie er will – wenn ich nur dort bin; das ist es, worauf ich warte und was ich um jeden Preis begehre, denn als er sagte: „ob ich auf irgendeine Weise hingelangen möge“, ist nicht der geringste Zweifel daran angedeutet, dass er an der ersten Auferstehung teilhat; sondern vielmehr, dass er den Preis so sehr schätzte, dass er sich nicht darum kümmerte, wie der Leidensweg sein mochte, der zu diesem Ziel führte.