Und so war es auch mit der Kirche. Sogar die Philosophen begannen, die christliche Wahrheit aufzugreifen, und in den Schriften der Väter finden wir ziemlich genau das, was wir hier haben. Was die Unzucht in moralischen Dingen ist, so war ihr unerlaubter Umgang mit der Welt in den Dingen Gottes. Es gab, das bezweifle ich nicht, Zeugen, die außer im Himmel wenig beachtet wurden. Doch einer der Männer, der den größten und dauerhaftesten Einfluss von allen hatte, Augustinus, war ein wahrer Heiliger Gottes und, obwohl es nicht viel bedeuten mag, das größte Licht der westlichen Kirche. Er hatte den Namen Christi getragen und hatte seinen Glauben nicht verleugnet. Alle stimmen darin überein, dass diese Briefe sich in erster Linie auf die Versammlungen bezogen, an die Johannes schrieb; aber viele sehen nicht, dass sie sich auch auf verschiedene Zeitabschnitte der Kirche beziehen und ihre verschiedenen Zustände nacheinander beschreiben.
So hast auch du solche, die in gleicher Weise die Lehre der Nikolaiten festhalten (2,15).
Die Lehre der Nikolaiten21 scheint ein Übel von innen zu sein, wie die des Bileam eher von außen. So war es nun in Prinzip und Lehre. Wir lesen von ihren Taten in Ephesus, aber das ging noch weiter und tiefer. Es war eine Verderbnis der Gnade, eine Umwandlung in Zügellosigkeit. Heiligkeit ist die größte Schlinge, wenn sie nicht echt ist, ja, wenn sie nicht aus der Wahrheit hervorkommt. Doch nichts ist schrecklicher, als dass die Gnade, wo man sie kennt oder wenigstens von ihr spricht, missbraucht wird. Wenn wir unsere eigenen Herzen und Wege erforschen, werden wir finden, dass es genau das ist, wozu wir alle neigen. Die Gnade hat uns völlig frei gemacht durch den, der gestorben und auferstanden ist; und welchen Anspruch hat sie nicht auf unsere Herzen? Behandeln wir die Gnade Gottes an uns nicht oft auf dieselbe Weise, wie unsere Kinder in ihrer verhärtetsten Stimmung mit uns umgehen? Sie betrachten dann alles als eine Sache des Rechts. Obwohl die Schöpfung durch die Sünde Adams der Nichtigkeit unterworfen wurde, so ist doch kein moralisches Übel mit ihren niederen Formen verbunden. Aber beim Menschen ist das nicht so. Obwohl er das Böse kennt, macht er damit weiter. Und wenn wir sogar die Gewissheit der Befreiung erlangt haben, wenn die Freude darüber in gewissem Maß vergangen ist, fangen wir an, die Gnade des Herrn nur dazu zu benutzen, uns selbst zu dienen. Dies, ohne Gewissen ausgeführt, ist Nikolaitentum.
21 Die richtige Lesart von Vers 15 ist „ebenfalls“ statt „was ich hasse“, was wahrscheinlich aus Offenbarung 2,6 abgeschrieben wurde. Der Sinn ist, dass es sowohl solche gab, die die Lehre der Nikolaiten vertraten, als auch solche, die die Lehre Bileams vertraten.↩︎