Behandelter Abschnitt Jud 12-13
Diese sind die Flecken bei euren Liebesmahlen, indem sie ohne Furcht Festessen mit euch halten und sich selbst weiden; Wolken ohne Wasser, von Winden hingetrieben; spätherbstliche Bäume, fruchtleer, zweimal erstorben, entwurzelt; wilde Meereswogen, die ihre eigenen Schändlichkeiten ausschäumen; Irrsterne, denen das Dunkel der Finsternis in Ewigkeit aufbewahrt ist (V. 12.13).
Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand außer einem inspirierten Mann es wagte, eine so entschiedene und ernste Sprache über die zu gebrauchen, die in der Versammlung waren. Das ist ein markanter Punkt des Briefes. Petrus schaut auf die Ungerechtigkeit der Menschen im Allgemeinen, und zwar seit es das Christentum gibt, weil er sich einfach mit der Ungerechtigkeit beschäftigt. Das tun natürlich beide Schreiber; aber Judas schaut besonders auf solche, die den Platz des Heils eingenommen haben, solche, die sich zum Namen des Herrn versammelten. In diesem letzteren Fall hatte die Angelegenheit also noch mehr Ernsthaftigkeit für die geistliche Einsicht. Es gibt nichts Gefährlicheres als ein Abweichen vom christlichen Glauben. Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was der Mensch ist und getan hat, sondern auch für das, was die Gnade bekanntgemacht hat, vor allem, wenn wir uns im Unglauben davon abwenden. Was ist so schlimm wie der Abfall vom Glauben?
Es gibt viele Dinge, die bewirken, dass die Wahrheit ihre Macht auf die Menschen verliert. Nichts beschleunigt das mehr als moralische Unordnung in uns selbst, die aus dem Vergessen oder dem Missbrauch der Gnade resultiert. Wir wenden uns von Gottes Autorität ab, ebenso wie von unserer Beziehung zu unserem Herrn Jesus; darauf folgt, dass wir Gegenstände, die wir lieben, so aufnehmen, dass sie praktisch zu unseren Götzen werden. Es ist klar, dass diese Dinge im Wesentlichen von Anfang an so waren, wie es auch aus diesem Brief klar zu erkennen ist, dass es immer schlimmer weitergehen wird, bis der Herr zum Gericht kommt. Was diesen Punkt betrifft, werden wir noch stärker abwägen müssen als das, was wir bereits betrachtet haben, wenn es an uns liegen wird, einen göttlichen Eindruck der bereits gelesenen Worte zu suchen. Offensichtlich sind sie von dunkelstem Charakter und voller Energie.
Beachte hier das Wort „Wehe“. Ich kenne es nirgends im Neuen Testament, außer in der ganz anderen Anwendung, die der Apostel auf sich selbst macht, wenn er die Frohe Botschaft nicht verkünden würde (1Kor 9,16). Hier heißt es: „Wehe ihnen!“ Ich spreche nicht von den Evangelien, sondern von den Briefen, wo der Geist Gottes den Menschen von dem Erretter und seinem Werk Zeugnis gibt oder mit denen umgeht, die den Namen des Herrn bekennen. In den Evangelien konnte sogar unser Herr nicht anders, als „Wehe“ zu sagen. Doch dann warnte Er die, die eine begünstigte Nation darstellten, die damals durch Unglauben unter das göttliche Gericht geriet. Derselbe, der seinen Dienst mit gesegnet, gesegnet, gesegnet begann, beendete ihn mit wehe, wehe, wehe! Nichts lag Ihm ferner, als dieses Urteil auszusprechen, aber wie Er es sagte, so würde Er es zur rechten Zeit ausführen. Er sprach es als Prophet aus, als Er auf der Erde war, falls sie es sich vielleicht zu Herzen nehmen würden, und Er wird es als Richter am großen weißen Thron aussprechen, wenn Himmel und Erde vergehen.
Was ist nun die Erklärung für diesen Ausspruch des Paulus: „Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündige“? (1Kor 9,16). Paulus, der ein armer verblendete Mensch gewesen war, hatte durch die Gnade Gottes eine furchtbare Warnung, seinen Willen beim Predigen zu tun, aber er sagt nicht „wehe“, wie Judas. Er mag seine großen Befürchtungen für einige gehabt haben, als er den Korinthern schrieb, wie es möglich war, dass jemand, der das Evangelium predigte, verwerflich wurde (1Kor 9,27). Ich denke, es besteht kein Zweifel daran, dass dieses Wort „verwerflich“ einen Verlorenen bezeichnet; denn diese Errettung geht nicht mit dem Predigen, sondern mit dem Glauben einher; und es ist durchaus möglich, dass die, die predigen, den Glauben, den sie einst verkündigten, zerstören. Das haben wir sogar von Zeit zu Zeit erfahren, und es ist immer so gewesen. Aber der Apostel hatte ein so ernstes Gespür für seine Verantwortung, das Evangelium verlorenen Seelen überall zu verkünden, dass er sagte: „... denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündige“. Und doch predigte er es im Geist der Gnade wie kein anderer Mensch, der je gelebt hat. Hier in Judas ist es jedoch ein ganz anderer Fall. „Wehe ihnen!“, sagt er, „Denn sie sind den Weg Kains gegangen und haben sich für Lohn dem Irrtum Bileams hingegeben, und in dem Widerspruch Korahs sind sie umgekommen.“
Es ist ein höchst bemerkenswertes Bild der Geschichte der Christenheit von ihrer schwärzesten Seite aus. Es gibt nichts Anschaulicheres. Es ist nicht die nur die Ordnung der Geschichte. Wenn es die Ordnung der Geschichte wäre, dann würde der Irrtum Bileams an letzter Stelle stehen. Es ist eine moralische Ordnung, die Ordnung des Inneren der Menschen. Es ist das, was sich dem Apostel im Heiligen Geist darbot. Judas beginnt mit der ersten Wurzel dessen, was falsch ist, und ich denke, er bezieht sich auf einen Kain, der ein Bruder in Zuneigung sein sollte, und der ein heiliger Bruder hätte sein sollen, weil er den Platz eines Anbeters einnahm. Kain brachte sein Opfer dem Herrn dar, und es war genau die Darbringung seines Opfers für den Herrn, die seine Bosheit zum Vorschein brachte.
Wie wenig wissen die Menschen, was der Wendepunkt des Verderbens für sie sein kann! Kain ging zweifelsohne voller Zuversicht und mit einem Schritt der Gewissheit voran, als er seine Opfergabe mit feinen Früchten und anderen Erzeugnissen der Erde darbrachte, die er sicherlich mit Sorgfalt angebaut hatte. Wir können sicher sein, dass er das Beste auswählte, denn der Mensch würde darin nicht versagen. Ein Mann der Welt ist oft sehr vorsichtig, was den äußeren Schein angeht. Kain sieht nichts Falsches in der Opfergabe selbst – in den Materialien, aus denen die Opfergabe bestand; aber es gab diesen entscheidenden Fehler, der ihn völlig ruinierte: Er hatte keinen Glauben. Es gibt weder eine Erwähnung Gottes, was sein muss, noch ein Urteil über seine eigene Sündhaftigkeit. Er hat also völlig versagt, was den inneren Menschen betrifft, denn Gott ruft niemals Menschen auf, die vor Ihm irgendeinen Schein aufsetzen. Das geschieht hier; vielleicht nicht sehr tief, aber Kain nahm dennoch den Platz eines Anbeters ein und brachte dem Herrn seine Opfergabe, ohne sich seines eigenen Verderbens durch die Sünde bewusst zu sein, noch der Gnade Gottes oder der Notwendigkeit derselben. Aber das war noch nicht alles.
Zur gleichen Zeit brachte Abel seine Opfergabe dar, die für den Herrn annehmbar war; seine Opfergabe bestand aus den Erstgeborenen der Herde. Es war nicht nur das Blut, das er opferte, die Anerkennung der Notwendigkeit des Todes und der Erlösers, um seine Sünden zu begleichen, sondern es bedeutet auch das Bewusstsein für die Vortrefflichkeit des Erlösers vor Gott – er brachte „von ihrem Fett“. Folglich gab es eine sehr entschiedene Wirkung im Fall Abels, als er seine Opfergabe vor Gott darbrachte. Schon sein Name (Hauch) zeigt, was für seinen Charakter sehr zutreffend war, kein Vertrauen in sich selbst, denn das Wort „Abel“ bezieht sich auf das, was wie Rauch vergeht, während „Kain“ die Bedeutung von Erwerb hat, ganz ähnlich wie in unserer Sprache das Wort Gewinn. Abel war ein Mann, der völlig von der Gnade abhängig war, von dem Nachkommen der Frau, von dem er zweifellos immer wieder von seinen Eltern gehört hatte, zusammen mit anderen Wahrheiten, die er nie vergessen hatte. Gott sorgte dafür, dass diese Wahrheiten vom allerersten Tag an im Vordergrund standen, aber auf Kain machte das keinen Eindruck, und der Grund dafür war, dass er sich selbst nie vor Gott verurteilte und überhaupt kein Empfinden für seine wirkliche Bedürftigkeit hatte. Das Gegenteil von alledem traf auf Abel zu, und der Herr nahm seine Opfergabe an. Das brachte sofort den Charakter Kains zum Vorschein, der vor Gott schon klar genug war, aber jetzt kam er offen zum Vorschein in seinem Hass auf seinen Bruder. Was hatte sein Bruder getan, um diese Bosheit hervorzurufen? Man kann sicher sein, dass der allgemeine Charakter, der durch den Glauben Abels entstanden war, sich in jeder Art zärtlicher Zuneigung zu seinem älteren Bruder gezeigt hatte; aber Kain konnte es nicht ertragen, dass Gott Abel und sein Opfer annahm und sein Opfer nicht. Dennoch ließ Gott sich herab, ihn und seinen mangelnden Glauben zur Rede zu stellen, um ihn, wenn möglich, von dem zu retten, in das sein böses Herz hineinstürzte. Aber nein; Kain versagte sowohl vor Gott als auch vor Menschen, und noch mehr vor seinem Bruder.
Das ist nun der erste große Anfang des Verderbens der Christenheit, und das zeigte sich schon in frühen Tagen. Wir finden so etwas ganz häufig in unseren Tagen. Wir können nicht daran zweifeln, dass das neue Leben und die Wege der wahren Christen einen starken Eindruck auf die Welt gemacht haben. Trotzdem gab es immer Menschen, die nicht nur kein Verständnis für die Liebe Gottes hatten, sondern sie sogar verachteten und sich über die ärgerten, besonders wenn sie von denen, die sie kennen, treu behandelt wurden. Das ist ein weiterer Grund, warum unser Gemüt gegenüber unseren Brüdern verblendet ist. Es kommt ein noch schlimmeres Gefühl gegenüber Gott hinzu, aber diese Reihenfolge war im Fall Kains umgekehrt. Ich vermute, dass im Grunde genommen alle bösen Gefühle einander gegenüber aus einem früheren Gefühl gegenüber Gott entspringen. Unser Gefühl in der Gegenwart Gottes bricht in der Gegenwart eines anderen aus. Sicherlich war das bei Kain der Fall.
Der Weg Kains
Hier finden wir das erste Wehe: „Wehe ihnen, denn sie sind den Weg des Kain gegangen“. Das ist eine Abkehr vom Glauben, von der Liebe und der Gerechtigkeit. Es war der Geist eines weltlichen Menschen, und deshalb war er der erste Mensch, der mit der offenen Weltlichkeit begann. Vor dieser Zeit gab es eine große Einfachheit. Es wäre sehr unwahr, zu sagen, dass es das Geringste dieser Wildheit in Adam und Eva gab. Es gab alles, was lieblich und schön war, in dem, was Gott ihnen gab. Dennoch gab es nicht die Freuden der Zivilisation, es gab nichts von den Dingen, die die Menschen in modernen Zeiten besonders zu genießen scheinen. Es kann nicht klug sein, vor unseren Augen zu verbergen, dass der Fortschritt der Weltlichkeit enorm ist. Ich bezweifle nicht, dass all die jüngsten Entdeckungen von Gold und Silber sowohl die Begehrlichkeit der Menschen als auch das Verlangen, sich voreinander „darzustellen“, je nach ihren Mitteln, stark erhöht haben; während das Christentum überhaupt nichts mit diesen „Mitteln“ zu tun hat; es hat alles mit dem Glauben zu tun.
Wenn wir uns darum kümmern, gibt es immer eine Verwendung für das, was Gott gibt, so dass wir es zu seiner Ehre gebrauchen können; aber alles zu einem selbstsüchtigen Gebrauch oder vor anderen darzustellen, ist lediglich eine unpassende Art von Selbstsucht. Das ist die Art von Dingen, die wir bei Kain finden. Es gab natürlich die Freuden der Saiten- und Blasinstrumente vom Anfang des bürgerlichen Lebens an, und es gab auch die Schönheit der Poesie, die zweifellos ziemlich armselig begann. Das alles war der Mensch, und das Denken des Menschen. Es diente alles dem menschlichen Vergnügen, und es ist praktisch sehr viel, was wir am heutigen Tag haben. Zweifellos sind viele Dinge seit den frühen Zeiten erfunden worden. Es gibt immer eine Entwicklung in menschlichen Dingen, und es gibt unsere Entwicklung in göttlichen Dingen, aber es gibt keinen Gehorsam in der Entwicklung. Es gibt nichts Göttliches in der Entwicklung, aber es gibt Gehorsam darin, das zu tun, was der Herr uns in seinem Wort vorgibt; doch in dem Moment, in dem man diesem Wort etwas hinzufügt oder etwas davon wegnimmt, ist es das Gegenteil der Lehre Gottes. Es ist die Haltung, weiser als Gott zu sein, und das können wir ohne seine Macht tun. Diese ganze Vorstellung, dass wir etwas tun können, wodurch sein Werk besser wird, ist das Werk des Unglaubens und ist eine Vorstellung, die den Frieden eines Christen zerstört und die das einfache Prinzip des Gehorsams, das im Wort Gottes enthalten ist, zerstört. Oh, was für ein Vorrecht ist es, dieses Prinzip zu besitzen und zu lehren! Allein seinen Willen zu hören und zu tun! Wir sind immer Lernende, und sollten wir nicht immer durch den Glauben zu einer besseren Erkenntnis des Wortes kommen? Wo kein Glaube vorhanden ist, kommen wir nicht zu dieser Erkenntnis.
Allerdings sehen wir im Fall Kains einen sehr passenden und richtigen Anfang des Wehe, das kommt, und die schreckliche Sünde, die das Wehe hervorruft. Das Ernste daran ist, dass es sich auch auf die heutige Zeit bezieht. Das Böse stirbt nie aus, sondern wird immer finsterer und widerspenstiger gegen Gott – wird immer verhärteter gegen Gott, ohne die geringsten Gewissensbisse.
Der Irrtum Bileams
Wenn wir die Ereignisse nur aus der historischen Reihenfolge ableiten, damit sie genau der Wahrheit entsprechen, haben wir als nächstes den Fall Bileams. Der Vorfall, der das Wesen Bileams und die Tatsache verdeutlichte, dass er ein Vorbild des Feindes Gottes war, ist ein weiteres Beispiel für das, was in der Christenheit geschehen würde. Das war, als Bileam die herrlichsten Wahrheiten aussprach; und ich nehme an, es waren die einzigen Wahrheiten, die er je in seinem Leben ausgesprochen hatte. Nun, Bileam sollte Israel verfluchen. Die Angebote von Gold und Silber und Ehre jeder Art veranlassten ihn, dies zu tun. Und er versuchte sogar, so zu tun, als ob er sich nicht um Geld kümmere; er sagte, er stehe völlig über solch einer armseligen Gegenleistung. Die Sünde Bileams ist eine sehr ernste Sache. Er ging hinaus, um zu sündigen, er ging, um dem Herrn entgegenzugehen, aber da war nichts von „dem Herrn“ dabei, die Worte wurden lediglich hinzugefügt (4Mo 23,15). Tatsache ist, dass er ging, um dem Teufel zu begegnen, den er gewöhnlich traf. Er ging aus, um Zauberei zu treiben – das ist natürlich der Teufel. Unsere Übersetzer haben „der Herr“ (der Herr) hinzugefügt, aber Tatsache ist, dass es der Feind des Herrn war, die Quelle aller Boshaftigkeit und der bösen Macht Bileams. Bileam wusste, dass es eine göttliche Macht war, die ihn zwang, über das zu reden, worüber er nicht reden wollte; aber als er das tat, ging seine enorme Fähigkeit zur Beredsamkeit mit seinem Reden einher.
Gott weigerte sich nicht, den Verstand dieses Mannes zu gebrauchen. Das ist die Art und Weise, in der Gott manchmal durch die Schreiber wirkt, die Er einsetzt. Der Mensch muss ungewöhnlich stumpfsinnig sein, wenn er beim Vergleich der verschiedenen Bücher der Bibel nicht einen Unterschied im Stil erkennt. Wenn es allein der Geist Gottes wäre, dann wäre es in allen Büchern derselbe Stil, aber es ist der Geist Gottes, der einen Menschen veranlasst, die Wahrheit Gottes auszusprechen und sie mit dem Stil und dem Empfinden zu verkünden, das sie zu Recht begleiten sollte. So war es im Fall Bileams: Obwohl er von dem Gedanken, den Tod der Gerechten zu sterben, sehr bewegt war, gab es doch kein einziges Wirken seiner Seele in Gemeinschaft mit Gott. Er war der Feind Gottes und der, der kam, um das Israel Gottes zu verfluchen, aber er war gezwungen, die herrlichsten Voraussagen zu machen. Die wunderbaren Aussprüche dieses bösen Propheten verherrlichten das Kommen des Herrn Jesus.
Etwas von dieser Art gibt es jetzt in der Christenheit. Manchmal können die bösartigsten Menschen beredt predigen, und was auch außergewöhnlich ist, Gott hat oft die Worte unbekehrter Menschen für die Bekehrung anderer benutzt. Ich habe keinen Zweifel daran, dass dies in der heutigen Zeit der Fall ist, und es war schon immer so. Natürlich ist es nur eine der Begleiterscheinungen des Verderbens. Die normale Art und Weise ist, dass die, die gerettet werden, die Boten der Errettung für andere sind.
Der Irrtum Bileams bestand darin, dass er das willige Werkzeug des Teufels war, um Israel zu verderben, und da er sie nicht verfluchen konnte, gab er es nicht auf, obwohl es ein vergeblicher Versuch war. Der Herr verwandelte den Versuch in Segen. Bileam dachte daran, die Frauen von Moab zu benutzen, um die Israeliten zum Götzendienst zu verführen. Er konnte den Herrn nicht von Israel abbringen, also versuchte er, Israel vom Herrn abzubringen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass sehr viele Menschen in der ganzen Christenheit durch diese Äußerungen Bileams bekehrt worden sind. Bileams Augen waren auf Israel gerichtet – er wollte ihnen schaden; sie waren das Volk, das er hasste, sie waren die Personen, die er zu Fall bringen wollte, sie waren die Personen, die er mit aller Macht verleumdete und falsch darstellte, aber er wusste nicht, dass sie das Volk des Herrn waren. Aber Gott wusste es.
Der Widerspruch Korahs
Dann in Bezug auf Mose und Aaron: Mose vertrat Gott, und Aaron vertrat die Fürbitte der Gnade Gottes; aber Korah wollte sich nicht einen Augenblick lang so etwas gefallen lassen (4Mo 16). Im Fall Korahs ist es umso abscheulicher, dass er einen sehr ehrenvollen Platz hatte; er gehörte zu den Führern der Leviten, zu jenem geehrten Teil der Leviten, zu dem auch Mose gehörte. Mose hatte zuerst den Ruf Gottes, der ihn erhob, über jeden Zweifel erhaben; aber Korah gehörte zu der geehrtesten der drei Familien der Leviten, die Diener des Heiligtums waren, und, wie ich gesagt habe, gehörte Korah zu den Führern der Leviten; aber nichts befriedigte ihn. Und warum? Weil er es hasste, dass Mose einen Platz hatte, der ihm mehr als allen anderen gehörte. Der Satan verblendete seine Augen, was er immer tut, damit die Menschen sich so fühlen können. Korahs Ziel war es, das zu erreichen, was nur Mose und Aaron zustand.
Es gibt immer viele gute Gründe für schlechte Dinge, und die Gründe klingen gut, aber sie sind Worte, die Gott und Christus angreifen. Nicht nur Korah wurde bestraft, sondern auch seine Familie, auch andere Leviten und alle ihre Familien. Die Erde öffnete ihren Mund und verschlang sie in einer Weise, wie es seit Beginn der Welt noch nie geschehen war. Es mag etwas Ähnliches gegeben haben, wie im Fall von Sodom und Gomorra, wo Feuer und Schwefel regnete und die Bösen verschlang, aber hier war das Gegenteil der Fall. Die Erde tat sich auf und verschlang sie. Wir finden außerdem etwas sehr Bemerkenswertes: Die Kinder Korahs wurden nicht verzehrt. Korah war der Anführer der Rebellion gegen den Herrn, aber Gott zeigte inmitten seines Gerichts Gnade mit den Söhnen. Sie kamen nicht durch die Plage um, die danach über die Gemeinde hereinbrach.
Auf diese Söhne Korahs wird in den Psalmen Bezug genommen, denn dort ist die Tatsache aufgezeichnet, dass es „die Söhne Korahs“ gibt, und das waren die richtigen Personen, solche Psalmen zu singen. Nun, alle diese Dinge gehen zugrunde, die nicht von der Gnade Gottes abhängen – Dinge wie der Irrtum Korahs, Dinge, die gegen Gott kämpfen, die all diese Aufstände der Falschheit verursachen. Ich denke, dass all diese Dinge, wie zum Beispiel die Oxford-Bewegung, falsch sind. Ich meine nicht nur die ritualistische Bewegung, die extrem anstößig ist. Aber was ist der Fehler der Oxford-Bewegung? Es ist fast derselbe Fehler wie der von Korah. Er wollte sowohl Priester als auch Führer sein. Das ist es, was die Menschen jetzt tun, die behaupten, sie seien opfernde Priester. Es ist wahr, dass das Opfer eine vollkommene Absurdität ist: Das Opfer sind das Brot und der Wein. Wie kann das ein Opfer sein? Wenn sie es ein Opfer nennen würden, wäre das ein besserer Begriff; aber sie nennen es nicht nur ein Opfer, sondern sie glauben fest daran, dass Christus persönlich im Brot und Wein anwesend ist. Deshalb sind sie verpflichtet, die Elemente, wie sie es nennen, anzubeten.
Eine solche Vorstellung ist niedriger als das Heidentum, denn die Heiden essen niemals ihren Gott. Diese Männer frömmeln und sind überaus hingebungsvoll zu den Armen. Ja, und sie sind höchst eifrig im Besuch ihrer Kirchen und in der Pflege ihrer monströsen Entwicklungen. Das ist von demselben Charakter wie das, was in Bezug auf Korah mitgeteilt wird. Aber der einzige Sinn, in dem diese Männer predigen sollten, ist, wenn sie wirklich Kinder Gottes, erlöste Christen werden, denn das ist der einzige Sinn, in dem sie empfangen werden; aber diese ganze falsche Lehre der Oxford-Schule leugnet, dass alle Christen Priester sind, und verletzt und stürzt das wirkliche Werk Christi und ersetzt dieses beständige Opfer, das eine Sünde ist. Kein Wunder also, dass Judas sagt: „Wehe ihnen! Denn sie sind den Weg Kains gegangen und haben sich für Lohn dem Irrtum Bileams hingegeben, und in dem Widerspruch Korahs sind sie umgekommen“ (V. 11)
Beachte auch die bedeutungsvollen Worte, die folgen: „Diese sind die Flecken bei euren Liebesmahlen“ (V. 12a). Bedenke das. Solche Männer gab es zu jener Zeit in der Versammlung. Deshalb sollten wir uns niemals über irgendetwas Böses wundern, das in der Welt ausbricht; das Einzige ist, dass die Gläubigen den guten Kampf des Glaubens kämpfen. Es gibt noch eine andere Wiedergabe: „Klippen bei euren Liebesmahlen, indem sie ohne Furcht Festessen mit euch halten und sich selbst weiden“ (V. 12b). „Wolken“ sind sie, und das „ohne Wasser“, ohne das wirkliche Werk des Geistes Gottes, die reiche Erfrischung desselben – „von Winden hingetrieben“. Wie ich schon sagte, will ich nicht leugnen, dass Gott jeden Menschen in einer ernsten Weise gebrauchen kann, was als ein gutes Stück Ehre im Priesteramt angesehen wird, aber es ist tödliche Arbeit für sie selbst, die predigen. „Spätherbstliche Bäume, fruchtleer, zweimal erstorben, entwurzelt; wilde Meereswogen, die ihre eigenen Schändlichkeiten ausschäumen; Irrsterne, denen das Dunkel der Finsternis in Ewigkeit aufbewahrt ist“ (V. 12c.13).
Möge Gott seine Heiligen bewahren, und mögen wir durch Wachsamkeit und Gebet sicher durch solche Gefahren wie diese getragen werden.