Wie Sodom und Gomorra und die umliegenden Städte, die sich, ebenso wie jene, der Hurerei ergaben und anderem Fleisch nachgingen, als ein Beispiel vorliegen, indem sie die Strafe des ewigen Feuers erleiden (V. 7).
Es fällt auf, dass Judas dieses Verhalten und diesen schrecklichen Gegensatz zu allen Grenzsteinen, die Engel und Menschen voneinander trennen, mit Sodom und Gomorra vergleicht. Wir wissen, dass die Ungeheuerlichkeit dieser Bosheit sogar die aller bösen Menschen übertraf. Deshalb werden sie hier mit ihrer Sünde in eine Reihe mit Sodom und Gomorra gestellt.
Wenn wir zu Petrus zurückkommen und sehen, was er zu diesem Thema zu sagen hat, dann ist es: „Denn wenn Gott Engel, die gesündigt hatten, nicht verschonte“ (2Pet 2,4). Petrus geht nicht weiter als das. Natürlich wissen wir, wie sie gesündigt haben – das ist es, was Judas untersucht. Aber hier bei Petrus ist es allgemein – „Engel, die gesündigt hatten“. Er warf sie hinab in den tiefsten Abgrund und die Finsternis, aber diese Beschreibung trifft nicht auf Satan und seine Heerscharen zu. Daher scheint es zwei verschiedene Stürze von Engeln gegeben zu haben; der eine, Satan und seine Anhänger, die sich im Stolz ihres Herzens zu Gott erhoben, der andere, diese Engel, die in der Bosheit ihres Herzens zu den Menschen herabsanken, zu den Menschen in einem wirklich sehr niedrigen Zustand.
Der Unterschied ist also sehr deutlich. Dort heißt es, dass Gott sie in „Ketten der Finsternis überlieferte, damit sie aufbewahrt werden für das Gericht; und wenn er die alte Welt nicht verschonte“ (2Pet 2,4.5). Es besteht ein Zusammenhang zwischen den beiden Erzählungen, da es sich um dieselbe Zeit handelt. Petrus hebt genau diesen Punkt hervor und stellt ihn in Zusammenhang mit Gottes Handeln mit den Engeln. Dies wird jedoch von Judas völlig ausgelassen. Petrus sagt: „und wenn er die alte Welt nicht verschonte, sondern nur Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, als achten erhielt, als er die Flut über die Welt der Gottlosen brachte“ (2Pet 2,5).
Wie wird Noah beschrieben? Als der „Prediger der Gerechtigkeit“. Noah war kein Prediger der Gnade. Die große Wahrheit, die Noah verkündete, war, dass Gott die Welt durch die Sintflut zerstören würde. Das war genau die richtige Botschaft. Ich denke nicht, dass wir das Recht haben zu sagen, dass er nichts mehr sagte, aber das Merkmal Noahs war, dass er der „Prediger der Gerechtigkeit“ war. Genau das geschieht bei Petrus; er bringt die Gnade Gottes in seinem Kapitel überhaupt nicht zur Geltung. Er donnert über die Ungerechtigkeit. Er gibt mit dieser Trompete der Gerechtigkeit einen sehr klaren Ton von sich. Er verkündet offensichtlich in sehr dunklen und ernsten Worten die Zerstörung, die die Gottlosen bei der großen Veränderung erwarten wird; und er zeigt, dass dasselbe schon einmal geschehen ist und beginnt, was den Menschen betrifft, nicht mit Israel, das von Gott aus Ägypten gerettet wurde, sondern er sieht die ganze Welt zerstört. Er schaut auf die Universalität der Ungerechtigkeit und nicht auf den allmählichen Weggang des Volkes, das zuerst gerettet wurde und danach verlorenging. Er rettete Noah und ließ die Flut über die Welt der Gottlosen hereinbrechen. Petrus betrachtet dann die Städte der Ebene – insbesondere Sodom und Gomorra. Er sagt nichts über die besondere Ungerechtigkeit, sondern betrachtet sie ganz allgemein. „... und wenn er die Städte Sodom und Gomorra einäscherte und zur Zerstörung verurteilte und sie denen, die gottlos leben würden, als Beispiel hinstellte; und wenn er den gerechten Lot rettete, der von dem ausschweifenden Wandel der Frevler gequält wurde (denn der unter ihnen wohnende Gerechte quälte durch das, was er sah und hörte, Tag für Tag seine gerechte Seele mit ihren gesetzlosen Werken)“ (2Pet 2,6-8).
Diese beiden Briefe sind nicht gleich; sie sind nicht eine bloße Kopie des anderen und eine plumpe Nachahmung, sondern zeichnen sich beide durch höchst eigenartige, unterschiedliche Merkmale aus. Und das ist es, was manche Menschen mit ihrer ganzen Kritik in die Irre führt, und die ganze Lehre vom Wirken des Verstandes und die Argumentation des Rationalismus ist völlig daneben. Der Verstand des Menschen sieht gewisse Dinge ganz allgemein von außen und begründet sie und schmeichelt sich damit, dass er etwas Wunderbares tut und dass er Licht bringt, wenn er nur Nebel über das kostbare Wort Gottes ausbreitet, nichts als Nebel und Finsternis. So dass der allgemeine Unterschied zwischen den beiden Briefen in der Tat sehr deutlich ist.
Damit kommen wir nun zu der Bedeutung der Worte des Petrus für die heutige Zeit: „so weiß der Herr die Gottseligen aus der Versuchung zu retten, die Ungerechten aber aufzubewahren auf den Tag des Gerichts, damit sie bestraft werden“. Das ist das praktische Zeugnis, das daraus hervorgeht. „Besonders aber die, die in der Begierde der Befleckung dem Fleisch nachwandeln und die Herrschaft verachten“. Es ist nicht nur die Verderbtheit, wie du siehst. Nein, es ist die größere Sichtweise, die betrachtet wird. Was für den Islam gilt, gilt für das Judentum, für das Heidentum und auch für die Christenheit. Die Ähnlichkeit ist, dass diese besondere Form des Bösen eine besondere Form des Gerichts erfordert, und dass die Welt nicht durch Wasser, sondern durch Feuer von Gott im Himmel zerstört wird. Das ist es, was meiner Meinung nach mit der „Zerstörung“ gemeint ist, und der Grund dafür; „während Engel, die an Stärke und Macht größer sind, nicht ein lästerndes Urteil gegen sie bei dem Herrn vorbringen“ (2Pet 2,9-11).
Aber wenn wir zu Judas kommen, ist es noch viel näher als all dies. Was er sagt, ist: „Doch ebenso beflecken auch diese Träumer das Fleisch“ (V. 8). Ich kenne keinen Grund für die Einfügung des Wortes „schmutzig“. Du siehst, dass das Wort kursiv geschrieben ist. Es gibt sehr viel Schlechtes, wo das Wort nichts Schlechtes ist. Es ist nur in der Vorstellung, es mag nichts Anstößiges sein, aber es untergräbt und untergräbt alles, was wertvoll ist in diesen Menschen, die in der Vorstellung ihres eigenen Herzens leben, anstatt sich vom Wort Gottes leiten zu lassen. Und warum? Weil das Wort Gottes ein Ausdruck der Autorität Gottes ist, und sein Wille das Einzige ist, was uns und die ganze Menschheit leiten sollte. Wenn das schon für den Menschen gilt, weil er ein Geschöpf Gottes ist, wie viel mehr gilt es für die, die Er durch das Wort der Wahrheit gezeugt hat! Diese Letzteren sind daher besonders aufgefordert, das Wort Gottes zu beherzigen und kennenzulernen.
Ich kenne nichts von größerer praktischer Bedeutung als das. Wenn ich mit einem Wort sagen sollte, worin das ganze praktische Christentum besteht, so würde ich sagen – in Gehorsam; und dieser Gehorsam ist ganz und gar ein Gehorsam des Glaubens, nicht des Gesetzes. Er wird von Petrus ganz anders charakterisiert: „Gehorsam Jesu Christi“ (1Pet 1,2), nicht Gehorsam Adams. Adams Gehorsam bestand darin, dass er von diesem bestimmten Baum nicht essen sollte, aber jetzt, da Gott seinen Willen offenbart hat, sind wir an diesen offenbarten Willen gebunden. „Wer weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde“ (Jak 4,17). Es geht nicht nur darum, dass man nichts Falsches tun darf, bei all den Verhaltensweisen der Menschen, die zeigen, wie weit ihr Herz von Gott entfernt ist, sondern: „Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde.“ Was Jakobus betrifft: Gehorsam ist seine eigentliche Gnade. Er ist es, der über „das Gesetz der Freiheit“ spricht.
Das Gesetz Moses war das Gesetz der Knechtschaft; es war dazu da, den Menschen von der Sünde zu überführen, die er in seiner Natur hatte, um alle Selbstgerechtigkeit aus ihm hervorzubringen. Wovon Jakobus dagegen spricht, ist die Ausübung eines neuen Lebens, das uns Gottes Gnade schenkt, und der Liebe, die Christus offenbart hat, damit wir dem Vorbild Christi entsprechen. Was war der Unterschied zwischen dem Gehorsam Christi und dem Gehorsam der Israeliten? Der des Israeliten war: Du sollst dies oder jenes nicht tun. Aber das ist nicht das, was Christus sagt. Natürlich hat Christus nie etwas getan, was falsch war. Er war Gott wohlgefällig in jeder Handlung seines Lebens, in jedem Empfinden seiner Seele, in allem, was den Wandel mit Gott hier auf der Erde ausmacht. Das ist genau das, wozu wir hier auffordert sind. Das ist es, was Petrus meint, wenn er sagt: „auserwählt nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters, durch Heiligung [oder: kraft der Heiligung] des Geistes, zum Gehorsam und zur Blutbesprengung Jesu Christi“ (1Pet 1,1.2).
Die Besprengung ist die Besprengung mit dem Blut Jesu, und der Hinweis ist auf 2. Mose 24, wo Mose das Buch des Gesetzes nimmt und es mit Blut besprengt, und er besprengt auch das Volk mit Blut; alles wird so unter den Tod gebracht. Es war das große Zeichen, dass der Tod herrschte. Das Buch und das Volk wurden mit dem vergossenen Blut besprengt, was den Tod für jeden bedeutete, der diesem Buch nicht gehorchen würde. Nun steht der Christ in gewisser Weise in völligem Gegensatz dazu. Wenn er sich bekehrt hat, ist sein erster Wunsch, den Willen Gottes zu tun. Als Saulus von Tarsus zu Boden geworfen wurde, waren seine ersten Worte als bekehrter Mensch: „Ws soll ich tun, Herr?“ (Apg 22,10).
Das ist es, was geschieht, noch bevor wir Frieden bekommen. Es ist so bei jedem bekehrten Menschen. Sein erster Wunsch ist es, den Willen Gottes zu tun. Er kennt sich selbst noch sehr wenig. Er weiß nicht, wie schwach er ist. Er hat eine schlechte Natur, die ihm entgegenwirkt, aber er muss zuerst lernen, wie die neue Natur, die in ihm ist, funktioniert. Wie kommt diese neue Natur zustande? Indem er das Wort der offenbarten Gnade empfängt. Ich sage nicht das Werk Christi, des Erlösers, denn Saulus wusste sehr wohl, dass er nichts wusste; aber Barmherzigkeit und Güte warfen ihn zu Boden und gaben ihm eine neue Natur, gegen die er einst wetterte. Paulus wusste, dass Christus ihn rettete, aber er wusste nicht, dass wir nicht nur das Wort Gottes kennenlernen müssen, sondern auch den Weg der Erfahrung, um zum empfinden, was wir brauchen. Es ist nicht nur der Heiland, den wir wollen, sondern das mächtige Werk, das alle unsere Sünden vergibt und uns in vollkommenen Frieden und Freiheit zu Gott bringt durch die Erlösung des Herrn Jesus. Es ist nicht nur, dass ich wiedergeboren bin und ich nach und nach gerettet werde, sondern jetzt gerettet bin.
Das ist die eigentliche Bedeutung der christlichen Haushaltung, die dieses Verlangen hervorruft, noch bevor ich weiß, dass das Blut Christi mich vollständig beschützt. Ich will gehorchen, wie Christus gehorcht hat, nicht nur, um etwas zu tun wie der Jude, sondern ich tue es jetzt, weil diese Natur in mir mich dazu drängt, es zu tun. Es ist der Instinkt des neuen Menschen. Wir haben viel über unsere völlige Schwäche zu lernen, und folglich über die Notwendigkeit der Befreiung. So sind wir auserwählt zum Gehorsam Christi und werden mit dem Blut Jesu besprengt. Das gibt uns die Gewissheit unserer Annahme, dass wir von unseren Sünden gereinigt sind. Daher ist der Unterschied sehr deutlich.