Behandelter Abschnitt 2Pet 2,17-20
Die empörte Schmährede des Apostels ist noch nicht erschöpft. Die Formen der heuchlerischen Ungerechtigkeit sind so vielfältig, dass er die Gläubigen umfassend informiert und will, dass sie sich in Acht nehmen.
Diese sind Quellen ohne Wasser, und Nebel, vom Sturmwind getrieben, denen das Dunkel der Finsternis aufbewahrt ist [in Ewigkeit]. Denn indem sie stolze, nichtige Reden führen, locken sie mit fleischlichen Begierden durch Ausschweifungen die an, die eben entflohen sind denen, die im Irrtum wandeln; ihnen Freiheit versprechend, während sie selbst Sklaven des Verderbens sind; denn von wem jemand überwältigt ist, diesem ist er [auch] als Sklave unterworfen. Denn wenn sie, entflohen den Befleckungen der Welt durch die Erkenntnis des Herrn und Heilandes Jesus Christus, aber wieder in diese verwickelt, überwältigt werden, so ist für sie das Letzte schlimmer als das Erste (2,17–20).
Es ist nicht mehr der Gegensatz zu den Engeln oder der Vergleich mit Bileam, sondern das schlimmste Bild der geistlichen Wertlosigkeit mit dem Siegel der ewigen Finsternis, bevor das Gericht sie dazu verurteilt. Es ist das Vorrecht jedes Christen, nicht nur von Gott gezeugt zu sein, sondern den Geist seines Sohnes empfangen zu haben, damit Er in ihm eine Quelle des Wassers wird, das ins ewige Leben quillt. Ja, der Herr fügt an anderer Stelle hinzu: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Joh 7,38), und dass diese große Gabe nicht vergehen würde wie die jüdischen Wohltaten, sondern ewig bleiben würde. Und sicherlich hat der christliche Lehrer noch mehr, nicht nur die Gabe (δωρεα) zu genießen, sondern seine besondere Gnadengabe (χάρισμα), um sie bekanntzumachen und zu schätzen und anzuwenden. Aber diese Lehrer der Christenheit, gewiss nicht von Christus, „sind Quellen ohne Wasser“ (sie hatten nie welche) und „vom Nebel, vom Sturmwind getrieben“, statt vom Heiligen Geist gegebene Erleuchtungen; sie drücken eine leere und gefallene Natur aus und stehen unter den Stürmen des Gefühls, wenn nicht der Macht des Feindes. Und das Ende ist nicht nur der Tod, sondern der göttliche Zorn für immer, entsprechend der Finsternis, die sie liebten, weil ihre Taten böse waren.
Denn wie lauten die Äußerungen derer, die auf der kirchlichen Bühne Unheil stiften? „Denn indem sie stolze, nichtige Reden führen, locken sie mit fleischlichen Begierden durch Ausschweifungen die an, die eben entflohen sind denen, die im Irrtum wandeln“ (V. 18). Nehmen wir drei eindeutige Beispiele für falsche Lehren, die direkt dazu führen, das Niveau der Heiligkeit zu senken und den Begierden des Fleisches Vorschub zu leisten:
Sünde ist nicht „die Übertretung des Gesetzes“ (wie in der A. V. von 1Joh 3,4), sondern „Gesetzlosigkeit“, die jede Unterordnung unter Gott ablehnt, und gilt sowohl für Heiden, die das Gesetz nicht kannten, als auch für Juden, die es kannten, und für die Gottlosen, die das Evangelium hörten, aber nicht gehorchten. Wie viel Böses in der Christenheit wird durch die Zehn Gebote nicht bloßgestellt!
Welcher Freibrief für böse Taten wird nicht durch „damit ihr nicht tun könnt, was ihr wollt“ in Galater 5,17 abgedeckt? Die eigentliche Bedeutung ist eine ganz andere: „dass ihr nicht tut, was ihr wollt“ oder begehrt. Der Irrtum wird zur Religion oder zumindest zur Praxis der Verzweiflung, die so weit von christlicher Heiligkeit entfernt ist, wie es nur geht.
Es gibt auch den dogmatischen Irrtum in der falschen Auslegung von Römer 7,6, wo die allzu vertrauensselige Öffentlichkeit gelehrt wurde, dass das Gesetz tot sei, anstatt dass die Gläubigen dem Gesetz gestorben seien, so dass sie in der Neuheit des Geistes dienen sollten und nicht im Alten des Buchstabens, die leider immer der Fluch des bloßen Bekenntnisses gewesen ist. Es war traurig, dass gute Menschen blind waren für das, wovor sich ihr geistliches Empfinden hätte empören müssen; aber wer kann den ungeheuren Einfluss einer solchen dreifachen Schnur zur Entstellung des Wortes Gottes ermessen, besonders in den Händen skrupelloser, falscher Lehrer, die sich an den Verirrungen weiden, die auf diese Weise ihr böses Leben und Wirken besiegeln?
Liebe, Demut, Reinheit sind wesentliche Merkmale der neuen Natur und kennzeichnen daher den Christen so, dass, wenn er in einem dieser Punkte versagt, die Schwachen straucheln und die Starken um des Herrn willen betrübt sind. Wenn aber hochmütige Ausdünstungen wie in Vers 18 an die Stelle der Wahrheit, wie sie in Jesus ist, tritt, braucht man sich nicht zu wundern, dass sie darunter in fleischlichen Begierden durch Wollust diejenigen anlockt, die gerade noch mit knapper Not denen entkommen, die im Irrtum wandeln. Denn die Jugend ist besonders anfällig für die Gefahr dieser verführerischen Wege bei solchen, denen sie in Bezug auf Lehre und Beispiel vertraut. Die Verheißung der Freiheit hat einen schönen Klang in ihren Ohren. Aber der Apostel zeigt mit dem Finger auf den verhängnisvollen Punkt, der weder jetzt noch jemals der der Kinder Gottes ist: Sie sind wahrhaftig Knechte des Verderbens. Keine Schönfärberei kann das Böse verbergen oder entschuldigen oder dem einfachsten Gläubigen den Feind, der am Werk ist, wirksam verschleiern. „Denn von wem jemand überwältigt ist, diesem ist er auch als Sklave unterworfen“ (V. 19).
Gerade das Kind in Christus, das gerade erst entkommen ist, empfindelt die Schlechtigkeit und wendet sich ab, während die Alten durch Theorien, die den Irrtum oder das Böse entschuldigen, betäubt und abgestumpft werden. Kein Vorwand ist heimtückischer und erfolgreicher als die Einheit, die dort wertvoll ist, wo Christus ihr Mittelpunkt ist; wo sie aber nicht wirklich vorhanden ist, ist sie der vergoldete Köder des Seelenzerstörers. „Denn wenn sie, entflohen den Befleckungen der Welt durch die Erkenntnis des Herrn und Heilandes Jesus Christus, aber wieder in diese verwickelt, überwältigt werden, so ist für sie das Letzte schlimmer als das Erste“ (V. 20).
Wie anschaulich und eindringlich und ernst schildert der Apostel das Verderben der Seele! Und das nach dem Werk Gottes am Kreuz Christi, dieser Gabe des vom Himmel gesandten Geistes und seiner vollen Offenbarung an den Menschen. Doch das Kreuz hatte bereits die Feindschaft, die Schuld und das Verderben des Menschen gezeigt, mit der Macht Satans über ihn. Doch, Gott sei Dank, hat es auch den Menschen in Christus gezeigt, der vollkommen für Gott ist, für Sünder, die gerettet werden sollen, für Gläubige, die bewahrt, geführt und gesegnet werden sollen, damit Satan völlig besiegt wird.
Aber nirgends wird der göttliche Wert des Kreuzes mehr missachtet als dort, wo es zu einem äußeren Götzen gemacht wird, zum Rivalen der Mondsichel, die die Nacht beherrscht, oder der Sonne, die den Tag beherrscht. In all diesen Fällen wird nicht gesehen, dass die Sünde bereits durch den Glauben zur Ehre Gottes beseitigt worden ist, sondern der Mensch nutzt den Unglauben, um sie auf eine Weise zu bezahlen, die den Umständen entspricht, die seinem eigenen Willen zum Wohlgefallen Satans entsprechen.