Behandelter Abschnitt 2Pet 2,9-11
Aber der Apostel bezeugt hier wie zuvor sowohl die göttliche Barmherzigkeit als auch das Gericht. Denn wie Er zuvor Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, und sieben andere, die mit ihm die Arche teilten, bewahrte, so rettete Er jetzt den gerechten Lot, „der von dem ausschweifenden Wandel der Frevler gequält wurde“ (V. 7). Petrus hat die Gerechtigkeit und die Ungerechtigkeit im Blick, Judas den Abfall von einem gottgewollten Platz. Beides war früher wahr und wird wieder wahr sein bei denen, die die Prophezeiung hassen und leugnen, aber ihre Wahrheit wird sich im Verderben derer erweisen, die sie verführen. Und werden sie entkommen, die dem Ziel Satans dienten und Gottes Wort verachteten, weil sie vor jenem Tag sterben, auf den alle Propheten hinweisen, obwohl sie ihn für einen Irrtum hielten? Lot war nicht wie Abraham, dem der Herr das Geheimnis außerhalb der Szene kundtat. Aber er war kein Spötter, auch kein Zweifler; „denn der unter ihnen wohnende Gerechte quälte durch das, was er sah und hörte, Tag für Tag seine gerechte Seele mit ihren gesetzlosen Werken“ (V. 8). Wer hat je von solchem Ernst bei einem stümperhaften höheren Kritiker gehört? Lot hatte nicht das gesegnetere Teil Abrahams, aber er war wirklich betrübt um des Herrn willen. Und so wird es mit einem gerechten Überrest sein, wenn die Juden in ihrer letzten Drangsal sind und die Masse wieder Götzen und auch den Antichrist annimmt, wie die Psalmen und die Propheten reichlich beweisen.
Daraufhin geht der Apostel dazu über, die göttliche Herrschaft allgemeiner darzustellen, sowohl in Bezug auf das Gute als auch auf das Böse. so weiß der Herr die Gottseligen aus der Versuchung zu retten, die Ungerechten aber aufzubewahren auf den Tag des Gerichts, damit sie bestraft werden; besonders aber die, die in der Begierde der Befleckung dem Fleisch nachwandeln und die Herrschaft verachten, Verwegene, Eigenmächtige; sie erzittern nicht, Herrlichkeiten zu lästern, während Engel, die an Stärke und Macht größer sind, nicht ein lästerndes Urteil gegen sie bei dem Herrn vorbringen (2,9–11).
Obwohl es noch der böse Tag ist und der Feind noch nicht von seinem Platz in den Himmeln gestürzt ist (Eph 6), ist das Auge des Herrn vor der Prüfung der Gottesfürchtigen ebenso wenig verschlossen wie vor den Wegen der Ungerechten. Er ist ständig bemüht, die Menschen aus der Versuchung zu erretten, während Er die Ungerechten für einen anderen Tag aufbewahrt, an dem das Gericht über sie hereinbrechen wird. Das aber wird der Herrn Jesus ausführen, den die Welt verachtet und verworfen hat. Er ist es, der von Gott zum Richter der Lebenden und der Toten bestimmt worden ist. „Denn der Vater richtet niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren“ (Joh 5,22). Er, der Sohn, ist also der Prüfstein. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat. Und da die Selbstentäußerung und Erniedrigung des Sohnes, indem Er Mensch wurde und am Kreuz starb, Anlass zu Unglauben und Verachtung statt zu Liebe und Unterwerfung gab, wird der Herr die Menschheit als Sohn des Menschen richten. Solche, die an den Sohn Gottes glauben, erhalten in Ihm das ewige Leben; solche, die Ihn verachten und Ihm nicht gehorchen, als wären sie nur Menschen, müssen von dem verherrlichten Sohn des Menschen gerichtet werden; und sein Gericht auf dem großen weißen Thron (Off 20,12) wird so ewig sein wie sein Leben, das Er den Gläubigen gibt. Es wird kein Entrinnen vor dem Gericht für ungerechte Menschen geben, auch wenn ein Tag des Gerichts sie in diesem Leben bei seinem Erscheinen bestrafen wird.
Das Evangelium hat die, die glauben, für den Himmel gerettet, aber es hat die Erde nicht von der Ungerechtigkeit gereinigt. Das wird in dem kommenden Zeitalter geschehen, wenn der Herr über die ganze Erde regiert. Es ist nicht das, was Gott jetzt tut, noch wird das geschehen, bis Er in Herrlichkeit erscheint. Das Unkraut würde mit dem Weizen in der Welt wachsen. Seine Diener waren durchaus bereit, es auszureißen; aber sein Wort lautet: „Lasst beides zusammen wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen …“ (Mt 13,30). Dann wird Er seine Engel aussenden; denn auch dann wird es ihr Werk sein, nicht das unsere. Wir müssen die Gnade bezeugen. Dann wird ein König in Gerechtigkeit regieren; und als Ergebnis der Vergeltung, die an den Bösen vollzogen wird, wird nicht nur das gerechte Volk eintreten, das Treue bewahrt, sondern „wenn deine Gerichte die Erde treffen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit“ (Jes 26,9). „Besonders aber die, die in der Begierde der Befleckung dem Fleisch nachwandeln und die Herrschaft verachten“ (V. 10), werden den göttlichen Zorn auf sich ziehen. Dazu wird die Gnade, die Gott jetzt im Evangelium erweist, beitragen, denn der Unglaube verleitet dazu, dem Bösen umso mehr zu frönen. Denn wenn dem Gottlosen Gnade erwiesen wird, so lernt er nicht Gerechtigkeit, sondern er macht sich mit der Sünde eins und hofft, ungestraft zu leben, wie es ihm gefällt; oder wie es in Prediger 8,11 geschrieben steht: „Weil das Urteil über böse Taten nicht schnell vollzogen wird, darum ist das Herz der Menschenkinder in ihnen voll, Böses zu tun.“ Es ist nicht nur die unreine Begierde, die Gott besonders beleidigt und von der missbrauchten Gnade des Evangeliums genährt wird, sondern auch die Verachtung der Herrschaft. Denn Gott hat in seiner Vorsehung die Kontrolle der Obrigkeit gegen das Böse errichtet; und was untergräbt diese mehr als der Eigenwille des Menschen in diesen letzten Tagen, der sich auf die Freiheit gegen das Gesetz beruft, um sich der Zügellosigkeit und Rebellion hinzugeben? Das war im Judentum schlimm; im Christentum ist es noch schlimmer, wie dieser Brief und der entsprechende Brief des Judas vorwegnehmen. Wie sehr ist dieser trotzige Hochmut heute verbreitet! Und er wird sich zu noch mehr Gottlosigkeit steigern, je näher das Ende des Zeitalters kommt.
In den Versen 10 und 11 wird der gottlose Geist noch deutlicher beschrieben. „Verwegene, Eigenmächtige; sie erzittern nicht, Herrlichkeiten zu lästern, während Engel, die an Stärke und Macht größer sind, nicht ein lästerndes Urteil gegen sie bei dem Herrn (oder: dem Herrn) vorbringen.“ Die Zunge ist, wie der Jakobusbrief zeigt, ein hervorragender Indikator für die Empfindungen, das Ziel und den Charakter des inneren Menschen. Er kann nicht immer tun, was er will; aber seine Lippen drücken aus, was er an Kühnheit und Eigenwilligkeit besitzt. Die Tatsache, dass einige in der Autorität über anderen stehen, reicht aus, um Hass und revolutionäre Begierden zu wecken, um zu erniedrigen und zu zerstören. Die Menschen zögern nicht, schimpfend über Würden zu sprechen. Ein entwürdigtes Christentum trägt dazu bei, wo die Wahrheit nicht herrscht, um Selbstgericht hervorzurufen, aber doch hinreichend bekannt ist, um die Anmaßungen und den weltlichen Ruhm des Menschen gering zu achten. Solcher Anmaßung der Getauften stellt der Apostel die Demut und Ehrfurcht der Engel gegenüber, die, obwohl sie an Macht und Kraft überlegen sind, ein solches Empfinden der Ehrfurcht vor Gott haben, dass sie ihre Rede vor Ihm zurückhalten, was auch immer die Übel sein mögen, die ihren Abscheu hervorrufen.