Aber auch hier lässt Petrus aus, was uns alle drei Synoptiker sagen, das für ihre Zwecke so wichtige „ihn hört“, nicht aber für die ihm von Gott zugewiesene Aufgabe. Christus hatte durch seine extreme Erniedrigung bis hin zum Kreuz nichts von seiner ewigen Herrlichkeit verloren. Im Gegenteil, so wie Er auf diese Weise Gott sowohl als Vater als auch als Gott verherrlicht hatte, war Er der Gegenstand, den Gott, der Vater, verherrlichen würde; und dies im Hinblick auf sein kommendes Reich, das in sich selbst und in dem, der seinen vollen Charakter und seine Macht entfalten würde, unvergleichlich herrlicher sein würde, als ein Rabbi es sich je vorgestellt hatte. Ihre Hoffnungen und Erwartungen reichten nicht an Ihn selbst heran, den wahren Messias und den geliebten Sohn Gottes.
Wenn der Apostel noch einmal auf die Stimme des Vaters zurückgreift, sollten auch wir ihm folgen.
Und diese Stimme hörten wir vom Himmel her ergehen, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren (1,18).
Die drei Apostel waren wahrhaftig Augenzeugen der Majestät des Herrn, die umso wunderbarer war, als es sich um seine Macht handelte und Er für einen kurzen Augenblick inmitten seiner Erniedrigung in Gnade zu Gottes Ehre erschien. Jeder Teil der Begebenheit, die sich vor ihren Augen abspielte, war ein großartiges Zeugnis für das zukünftige Reich des Sohnes des Menschen, das in kleinem Maßstab zu sehen war, bevor der Herr kommen würde, um es in seiner sichtbaren Größe und zu seiner bestimmten Zeit vor dem Universum aufzurichten. Aber die Betonung liegt eindeutig auf „diese Stimme hörten wir“, die aus dem Himmel kam, als wir mit Ihm auf dem heiligen Berg waren.
Die Stimme des Vaters war bereits in denselben Worten gehört worden wie die jetzt aufgezeichneten, mit Ausnahme der bedeutungsvollen Konstruktion von εἰς ὃν für ἐν ὧ im Evangelium, die bei der Übersetzung keinen Unterschied macht. Aber soweit wir wissen, hörte niemand sie das erste Mal außer dem Herrn selbst und dem Täufer, obwohl der Herr es als eines der vier Zeugnisse seiner persönlichen Herrlichkeit anführte, die die Juden als durch und durch ungläubig erwiesen (Mt 3): Johannes der Täufer, sein vorhergesagter Herold; dann das größere Zeugnis, das der Vater Ihm zur Vollendung gegeben hat; dann, dass der Vater, der Ihn gesandt hat, selbst durch seine Stimme Zeugnis von Ihm abgelegt hat; und schließlich die Schrift, der Er einen sehr großen Platz einräumt (Joh 5). Aber der Wille des Menschen kann sich allem widersetzen, wie die Juden damals zu ihrem Verderben feststellten, und Er wird es an einem anderen Tag und in anderer Form tun, wie Er sie damals warnte.
Auch der Anlass war ein ganz anderer. Denn die Gnade des Herrn Jesus führte Ihn dazu, seinen Platz bei dem schwachen Überrest der Juden einzunehmen, die dem Ruf des Johannes zur Umkehr folgten und zum Jordan kamen, um sich wie sie taufen zu lassen. Heilig, unschuldig, unbefleckt, gesellte Er sich zu denen, die nichts als Sünden hatten; doch als sie diese bekannten, das erste Zeichen eines erwachten Gewissens, wenn sie sich dem Ruf Gottes beugten, wollte Er nicht abseitsstehen, obwohl Er nicht das geringste Übel zu bekennen hatte. Es war die Vollkommenheit der Stellung des Menschen in der bescheidenen, tätigen Liebe; und so korrigierte Er, der Gerechte, das Zögern des Johannes mit den gnädigen Worten: So steht es uns (euch und mir) zu, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. „Als Jesus aber getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser herauf; und siehe, die Himmel wurden ihm aufgetan, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herniederfahren und auf ihn kommen. Und siehe, eine Stimme ergeht aus den Himmeln, die spricht: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,16.17). Der sich für Ihn öffnende Himmel, das Herabkommen des Heiligen Geistes als Taube auf Ihn, die Stimme des Vaters, die sein Wohlgefallen zum Ausdruck brachte, zeugten von dem göttlichen Wohlgefallen an Ihm und niemals so sehr wie bei dieser Handlung der Erniedrigung in Gnade.
Doch auf dem Berg der Verklärung war der unmittelbare Anlass für die Stimme, die erneut und von den auserwählten Zeugen gehört wurde, der Versuch des Petrus, seinen Meister auf die höchste Weise zu ehren, die er damals vorschlagen konnte. Aber es würde dem Vater nicht gefallen, Ihn auf eine Stufe mit den Obersten des Gesetzes und den Propheten zu stellen: „Dieser ist mein geliebter Sohn; an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; ihn hört“ (Mt 17,5). Und die erschrockenen Jünger fielen auf ihr Angesicht; aber durch die Berührung und die tröstenden Worte ihres Meisters aufgerichtet, sahen sie niemanden außer Jesus, allein mit sich selbst. Er sollte gehört werden, Er an erster Stelle, Er die Wahrheit. Andere waren bestenfalls seine Wegbereiter.
Wie bereits bemerkt, wurde Petrus hier nicht dazu veranlasst, diesen letzten Teil der in allen synoptischen Evangelien überlieferten Äußerung in Erinnerung zu rufen. Sein Ziel war es, die Aufmerksamkeit auf Jesus als das Zentrum der göttlichen Zuneigung und Herrlichkeit zu lenken; ihr Ziel war es auch, Ihn als die vollständige Fülle und der Offenbarer der ganzen Wahrheit zu bezeugen. Matthäus gibt die Stimme des Vaters ungeschmälert wieder: Sein Anliegen war es, die volle Konsequenz des verworfenen Messias zu zeigen, seine größere Herrlichkeit als der Sohn des Menschen und noch höher als geliebter Sohn Gottes, der Fels, auf dem die Versammlung gebaut werden sollte. Markus und Lukas lassen hier den Ausdruck des Wohlgefallens Gottes an Ihm weg, um die Betonung darauf zu legen, ihn zu hören; der erste als den Sohn, der Diener im Evangelium ist, der zweite als der Sohn Gottes, der doch ganz Mensch ist. Unser Apostel lässt den Satz, den sie sorgfältig aufzeichnen, nicht deshalb aus, weil er ihn vergessen könnte oder wollte, sondern um das Wohlgefallen, das der Vater an Ihm als seinem geliebten Sohn hatte, umso deutlicher zu machen.