Behandelter Abschnitt Jos 11,6-9
Ich verwende diese Tatsache deshalb umso bereitwilliger, weil mancher einfache Gläubige denken könnte, was für eine entlastende Sache es wäre, wenn der Herr jetzt sagen würde: Geh morgen hinauf, und ich werde dir den Sieg geben. Aber, geliebte Brüder, vergesst nicht, dass, obwohl es dem Gefühl, der Natur, vielleicht nicht so direkt und ausdrücklich einleuchtet, der Besitz des Wortes Gottes, das wir abwägen und betrachten und darüber beten und immer wieder vor Gott bringen können, seinen Sinn und Willen nicht nur mit Gewissheit, sondern auch mit Beständigkeit denen vermittelt, die durch Unachtsamkeit dazu neigen, seine Kraft zu verlieren. Wer weiß nicht, dass ein Wort oder ein Buchstabe einen sehr wichtigen Unterschied bewirken kann, der leicht durch nachlässige Augen und Gedanken verlorengeht? Gott hat in seinem geschriebenen Wort dagegen vorgesorgt. Ob es nun das Gebet ist, in dem sie ermutigt werden, den Herrn um Rat zu fragen, oder ob es der Herr selbst ist, der ihre Bedürfnisse voraussieht, beides ist wahr; aber es ist nicht nur für sie wahr, sondern auch für uns, und, wie wir gesehen haben, sogar noch vollständiger und entschiedener für uns. Lasst uns nicht klagen, als hätten wir keinen Gott, mit dem wir rechnen können, dass Er uns durch sein Wort leitet; und umso weniger, als Er uns seinen Geist gegeben hat, durch den wir alle Dinge, sogar seine Tiefen, erforschen (1Kor 2,10).
Hier also sagt Er zu Josua:
Fürchte dich nicht vor ihnen, denn morgen um diese Zeit will ich sie allesamt erschlagen vor Israel hingeben: Ihre Pferde sollst du lähmen und ihre Wagen mit Feuer verbrennen. Und Josua, und alles Kriegsvolk mit ihm, kam plötzlich über sie am Wasser Merom, und sie überfielen sie. Und der Herr gab sie in die Hand Israels, und sie schlugen sie und jagten ihnen nach bis Sidon, der großen Stadt, und bis Misrephot-Majim, und bis in die Talebene von Mizpe im Osten; und sie schlugen sie, bis ihnen kein Entronnener übrigblieb. Und Josua tat ihnen, so wie der Herr ihm gesagt hatte: Ihre Pferde lähmte er, und ihre Wagen verbrannte er mit Feuer (11,6–9).
Es ist bekannt, dass nicht wenige eine Schwierigkeit in diesen extremen Maßnahmen Josuas als Ausdruck des Willens des Herrn gefunden haben. Die vernichtende Strenge, mit der das Werk im Land Kanaan betrieben wurde, schockiert sie. Aber sie vergessen oder wissen nicht, dass diese Kanaaniter die dreistesten Feinde gegen Gott, die offenkundigsten Verderbten und Schamlosesten auf der Erde waren; nicht nur moralisch die Gröbsten, sondern dies vor allem mit Götzendienst der verdorbensten Art verbunden. Sie waren die Hauptverursacher und Förderer von unnatürlichen Verbrechen, die in ihrer Mitte so üblich wie möglich waren. Wenn also Gott beabsichtigte, dass die Nachkommen Abrahams sein Volk im Land sein sollten, wie konnten dann die dort geduldet werden, die in ihren moralischen und götzendienerischen Vergehen am ansteckendsten für Israel sein mussten? Ich wiederhole: Sie hätten anderswohin fliehen können, wenn sie ihre Missetaten bereut hätten. Es war schon lange offenbart worden, dass Gott sein Volk nach Kanaan bringen wollte. Es war also ihr rebellischer Unglaube, wenn sie nicht danach Ausschau hielten; denn Gott hatte es schon vor langer Zeit klar und deutlich gesagt. Aber damals war das Maß der Amoriter noch nicht voll, wie uns im ersten Buch Mose berichtet wird (Kap. 15,16). Während Gott darauf wartete, dass sein Volk durch die notwendige Erziehung in Knechtschaft und durch Leid gehen würde, arbeitete Satan die ganze Zeit daran, die Amoriter zu ihren abscheulichen Exzessen des Bösen zu erziehen. Das Maß ihrer Schuld war voll, als das göttliche Handeln mit Israel reif genug war, sein Volk hineinzuführen.
Wiederum ist es offensichtlich, dass es Gott zu verschiedenen Zeiten gefallen hat, die Welt zu richten, wie insbesondere und in größtem Ausmaß zur Zeit der Sintflut. Wenn es mit Gott selbst vereinbar war, mit einer verdorbenen Erde zu handeln, dann stand es Ihm sicher ebenso frei, die Israeliten später als seine Werkzeuge für das Land einzusetzen, das Er ihnen gab.
Außerdem gewöhnte dieses Handeln Israel daran, durch dieses schamlose Beispiel zu empfinden, was Ungerechtigkeit, Verderbnis, Götzendienst und Rebellion gegen Gott waren. Dass sie es tun mussten, war von moralischer Bedeutung für sie und ihre Wege: Das war eine strenge Erziehung; aber was ist mit der Ursache? Wenn Gott die Kanaaniter so richtete, würde Er Israel verschonen? Das war die Überlegung, die auf ihr Gewissen einwirken sollte. Und Gott war, wie wir wissen, weitaus zögerlicher im Umgang mit seinem eigenen Volk, wenn es sich einer dieser Ungeheuerlichkeiten hingab. Tatsächlich war ihr eigener Untergang größtenteils darauf zurückzuführen, dass die Kinder Israels es versäumten, den Willen des Herrn in Bezug auf die Kanaaniter auszuführen, vielleicht aus Trägheit und Feigheit, in einigen Fällen aus Nachsicht, aber, daran zweifle ich nicht, viel häufiger, weil sie in dieser Angelegenheit nicht wirklich nach seinem Willen handelten. So verschonten sie sich selbst weit mehr als die Amoriter, und sie vergaßen Gott.
In dem Moment, wo du den Willen des Herrn kennst, überlasse alle Äußerlichkeiten Ihm, der sich um dich kümmern wird. Hab keine Angst, seinen Willen zu tun. Man mag dir Härte vorwerfen; man mag dir nachsagen, dass du keine Liebe hast. Kümmere dich nicht darum; mach weiter mit dem, von dem du weißt, dass es der Wille Gottes ist. Er wird sich dafür rechtfertigen, dass du seinen Willen tust, auch wenn es nicht sofort geschieht. Der Glaube muss geprüft werden, und das Ausharren muss sein vollkommenes Werk tun.