Behandelter Abschnitt Jos 4 „Und es geschah, als die ganze Nation vollends über den Jordan gezogen war, da sprach der Herr zu Josua und sagte: Nehmt euch aus dem Volk zwölf Männer, je einen Mann aus einem Stamm, und gebietet ihnen und sprecht: Hebt euch von hier zwölf Steine auf, aus der Mitte des Jordan, von dem Standort, wo die Füße der Priester festgestanden haben; und bringt sie mit euch hinüber und legt sie im Nachtlager nieder, wo ihr diese Nacht übernachten werdet (V. 1‒3). Zwölf Steine wurden in den Jordan gelegt, wo die Füße der Priester standen, und zwölf Steine wurden aus dem Jordan mitgenommen. Das waren, wie man sieht, die Gedenksteine, die einen besonders für den Tod, als sie in den Fluss genommen wurden, die anderen für die Auferstehung, als sie aus dem Wasser mitgenommen wurden. Sie waren die Zeichen nicht nur für den Tod und die Auferstehung Christi, sondern auch für die Verbindung des Volkes mit Christus darin. Das Leben Adams kann Kanaan nicht genießen und muss in den Tod hinabsteigen. Jenseits des Jordans ist die Kraft eines besseren Leben erforderlich. Genau aus diesem Grund waren es auch zwölf. Überall, wo der Mensch im Vordergrund steht – wo auch immer die Verwaltung des Menschen in der Heiligen Schrift zu finden ist –, wird die Zahl Zwölf üblicherweise verwendet. Es ist die reguläre Zahl für die Vollständigkeit in dieser Hinsicht, das heißt, wenn das menschliche Handeln besonders vor Augen steht. Obwohl dies eine bekannte Wahrheit ist, scheint es doch gut zu sein, sie nebenbei zu bemerken.
Das ist also der Grund, warum wir bei dieser Gelegenheit zwölf Steine finden. Sie war das Zeichen dafür, dass das Volk dort gewesen war, aber nachdem es durch den Tod gegangen war, war es auf die andere Seite hervorgekommen. Es war die Verbindung des Volkes mit dem auferstandenen Christus selbst. Daher haben wir an dieser Stelle das besondere Zeichen der Herrlichkeit der Person Christi, soweit ein Vorbild es vermitteln konnte. Es gab keines, das vollständiger war als die Lade. Hier lesen wir nichts von einem Stab, der über das Wasser gestreckt wurde. Der Stab wurde am Roten Meer verwendet, denn er war das Zeichen der richterlichen Autorität, und so erscheint der Stab bei dieser Gelegenheit passend. Das Gericht fiel auf Christus, damit wir erlöst würden. Beim Auszug aus Ägypten ging es um die Macht Gottes, die auf seinem gerechten Urteil beruhte. Seine richterliche Autorität griff dort ein, wie wir es bei der Vernichtung des Pharaos und seiner Heerscharen sehen. Aber war Israel nicht sowohl schuldig als auch verdorben? Waren wir es nicht auch? Christus trug das Gericht vollständig für uns, Er wurde „unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt“ (Röm 4,25).
Aber am Fluss Jordan gibt es neue Erfordernisse. Die gerichtliche Autorität hat ihren Lauf genommen. Es geht nicht nur darum, dass Christus uns vom Gericht Gottes befreit, indem Er es selbst trägt, sondern um das, wozu Christus, der in den Tod hinabgestiegen ist, uns nach den Rechten seines Werkes und der Herrlichkeit seiner Person berechtigt. Der tote und auferstandene Christus, der Gott am Kreuz vollkommen verherrlicht hat, konnte nicht genug verherrlicht werden, um die himmlische Herrlichkeit zu erreichen. Geboren als Sohn Davids, nannte Er sich selbst immer den Sohn des Menschen. Zweifelsohne hatte Er daher einen Anspruch sowohl auf das Reich Gottes in Israel als auch auf das noch umfassendere Reich über alle Nationen und Stämme und Sprachen. Aber ist das das volle Ausmaß? Nicht ganz. Es kann kein Maß geben. Dies sind die grenzenlosen Wege, wie Gott Christus verherrlicht, nicht nur in den höchsten Sitzen des Himmels, sondern, soweit ein Geschöpf Zeuge davon sein kann, in der ganzen Schöpfung, die Ihm unterstellt ist. Es ist derselbe Geist, den wir hier mit dem Symbol seiner Person in Tod und Auferstehung finden, als Eintritt zu jenem Ort, der allein zu jemandem, der so herrlich ist, passt. Wo ist Er? Der Himmel allein reicht aus. Gibt es einen Teil der Schöpfung Gottes, der höher ist als ein anderer? Das muss der Ort für Christus sein. Wenn es eine Sphäre gibt, die mehr Erhabenheit zeigt als eine andere, muss Christus dorthin gesetzt werden. Aber Christus wird, wenn Er dorthin kommt, nicht von uns getrennt werden.
Das ist es also, was die Lade repräsentiert. Sie ist das umfassendste Zeugnis der Herrlichkeit Christi, das in Israel als Vorbild gefunden werden konnte. Dies ist also die Art und Weise, in der Er gesehen wird. Ich wiederhole: Es ist geht nicht nur um Gerechtigkeit, sondern um Herrlichkeit. Es ist nicht das Eingehen in den Tod, um uns aus dem, was sündig war, herauszuholen, sondern das Eingehen in den Tod und die Auferstehung als Anspruch, um auch uns zu allem zu bringen, was gut und herrlich ist. In diese Beziehungen, meine Brüder, werden wir jetzt gebracht. Der Zweck, den Gott damit verfolgt, ist, uns von der falschen Herrlichkeit der Welt zu befreien, damit alles, was vom Menschen ist, alles, was sein Herz in Beschlag nimmt oder was hier ein Gegenstand sein könnte, hinter uns gelassen werden soll. Und wie? Durch eigene Anstrengung? Nein, ausschließlich durch den Glauben an die Wahrheit – indem wir Christus empfangen und erkannt haben – durch die anziehende Kraft der Gnade und Macht Gottes, die, indem sie Christus verherrlichte, Ihn auferweckte und erhöhte, uns für immer mit Ihm verbunden hat und uns jetzt mit Ihm immer enger verbindet. Das ist es also, und ich werde versuchen, das noch klarer vorzustellen, wenn wir das Buch weiter betrachten.
Lass mich jetzt noch einige Worte dazu sagen. Es ist dem Fleisch nicht angenehm, zu sterben; aber darin ist das Leben des Geistes. Für den Menschen ist es ein Ding der Unmöglichkeit, aber bei Gott sind alle Dinge möglich. Alle Israeliten gingen auf dem Trockenen hinüber. „Denn Ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott“, sagt der Apostel an die Kolosser in Bezug auf alle Christen (Kap. 3,3). Wir werden sehen, dass die Aufmerksamkeit des Volkes besonders auf dieses Ereignis gelenkt wird: „An diesem Tag machte der Herr Josua groß in den Augen von ganz Israel; und sie fürchteten ihn, wie sie Mose gefürchtet hatten, alle Tage seines Lebens. Und der Herr sprach zu Josua und sagte: Gebiete den Priestern, die die Lade des Zeugnisses tragen, dass sie aus dem Jordan heraufsteigen. Und Josua gebot den Priestern und sprach: Steigt aus dem Jordan herauf! Und es geschah, als die Priester, die die Lade des Bundes des Herrn trugen, aus der Mitte des Jordan heraufstiegen, als die Fußsohlen der Priester das Trockene betraten, da kehrten die Wasser des Jordan an ihren Ort zurück, und sie flossen wie früher über alle seine Ufer. Und das Volk stieg aus dem Jordan herauf am Zehnten des ersten Monats; und sie lagerten in Gilgal an der Ostgrenze Jerichos. Und jene zwölf Steine, die sie aus dem Jordan genommen hatten, richtete Josua in Gilgal auf. Und er sprach zu den Kindern Israel und sagte: Wenn eure Kinder künftig ihre Väter fragen und sprechen: Was bedeuten diese Steine? So sollt ihr es euren Kindern kundtun und sprechen: Auf trockenem Boden ist Israel durch diesen Jordan gezogen. Denn der Herr, euer Gott, hat die Wasser des Jordan vor euch ausgetrocknet, bis ihr hinübergezogen wart, so wie der Herr, euer Gott, mit dem Schilfmeer tat, das er vor uns austrocknete, bis wir hinübergezogen waren: damit alle Völker der Erde die Hand des Herrn erkennen, dass sie stark ist; damit ihr den Herrn, euren Gott, fürchtet alle Tage (V. 14–24). Es geht jetzt nicht um Gericht. Es geht nicht darum, den Pharao oder seine Heere zu vernichten. Es geht nicht um den Umgang mit dem Bösen, sondern um die Kraft der Auferstehung Christi, die uns in das Herrliche und Himmlische bringt. Und ganz sicher brauchen wir beides, und zwar in dieser Reihenfolge. Ein Mensch, der Christus nur als den sieht, der ihn in das Gute hineinbringt, steht in der Gefahr, ständig das Schlechte zuzulassen. Es ist nicht nur das Geschenk des Guten, das den Sünder befreit. Es muss das ernste Empfinden in uns vorhanden sein, dass wir selbst böse sind und wegen unserer sündigen Wege dem Gericht Gottes anheimfallen; und nichts könnte uns erlösen, wenn nicht Christus selbst das Gericht getragen, sich damit eingemacht hat und es für uns ertragen hätte. Nur so konnten wir in den Augen Gottes Ihm entsprechend gerettet werden.
Deshalb ging es damals um die Errettung Israels; aber hier ist es Gott, der seine eigene Liebe zu seinem Volk nach seinem Ratschluss zu seiner eigenen Herrlichkeit verherrlicht. Es ist Gott, der im Angesicht Satans und seiner Heere den großartigen Beweis dafür gibt, was Er für sein Volk ist. Wenn ich mich nicht dafür interessiere, bin ich nur mit meiner persönlichen Errettung und meinem eigenen Segen beschäftigt. Das ist am Anfang in Ordnung: Alles andere ist dann nur Theorie. Aber nachdem ich das Empfinden meiner Schuld und meines Verderbens und meiner Befreiung in Christus von beidem durchlebt habe, bin ich im Geist frei, in die Szene der Herrlichkeit einzutreten, bevor ich tatsächlich dorthin komme; denn der gepriesene Erlöser hat mich schon jetzt in seine Dinge gebracht und mich nicht nur von mir selbst befreit, von dem, was vom ersten Menschen ist.
Dies ist also die doppelte Wahrheit. Das ist es, was Christus für uns gewesen ist und was Gott uns in Ihm gegeben hat. Mögen wir Ihn überall wertschätzen und uns an allem erfreuen, was die Gnade uns im Wort gegeben hat! Derselbe Israelit konnte nicht gleichzeitig ein Fremder in der Wüste und gegen die kanaanitischen Feinde im Land sein. Aber wir sollten beides zusammen kennen; denn in Wahrheit gehört uns alles, und wir sitzen jetzt in himmlischen Örtern in Christus und sind dort im Kampf mit der geistlichen Bosheit, während wir mit Ausharren durch die Wüste wandern (Eph 2 und 6).