Behandelter Abschnitt Jak 2,18-19
Wir haben nun eine weitere Aussage, um die Realität zu verdeutlichen, wie wir sie in den Versen 14 und 16 finden. Im ersten Brief des Johannes sehen wir den Gegensatz noch deutlicher dargelegt.
Aber es wird jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke; zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich werde dir meinen Glauben aus meinen Werken zeigen. Du glaubst, dass Gott einer ist, du tust recht; auch die Dämonen glauben und zittern (2,18.19).
Die Tatsache im geistlichen Bereich, die der hier behandelten Frage zugrundeliegt, haben wir mit der größten Einfachheit und Klarheit in Kapitel 1,18. Es ist der Besitz eines neuen Lebens, das allen gegeben wird, die durch das Wort der Wahrheit gezeugt sind. Kein intellektueller Prozess kann einen solchen Segen bewirken, obwohl ein geistliches Verständnis, das nie zuvor vorhanden war, damit verbunden ist, da auch neue Zuneigungen dazu gehören. Wir können leicht begreifen, wie widerwärtig eine solche Lehre für die sein musste, die dem alten System von Ritual und Gesetz für eine als Ganzes auserwählte Nation anhingen, wie auch der noch weiter reichenden Schlinge des Aufbäumens menschlicher Mächte, ohne angemessenen Sinn für Gott und sein Reich auf der einen Seite und für die Sünde und das Verderben des Menschen auf der anderen. Es war daher dringend nötig, dass alle durch göttliche Autorität lernten, dass im Christentum eine bloße Handlung, wie mächtig sie auch immer auf die Fähigkeiten eines Menschen einwirken mag, ganz und gar nicht der Wahrheit entspricht. Denn in Christus wird ihm ein Leben mitgeteilt, das er vorher nicht besaß, und der Heilige Geist wohnt fortan in ihm in Kraft, die Gabe der Gnade Gottes, so dass er die Dinge Gottes und die offenbarten Wahrheiten erkennen kann, wie die alte Natur die Dinge des Menschen und der ihm unterworfenen alten Schöpfung erkennen konnte.
Diese neue Natur, die mit der Familie Gottes und natürlich mit jedem ihrer Glieder verbunden ist, bringt mit einer solchen Beziehung die Verantwortung eines entsprechenden Wandels sowie einer inneren Gemeinschaft mit der Quelle und dem Geber ihrer Glückseligkeit mit sich. Es war die aufgetragene und angemessene Aufgabe des Jakobus, diese überaus wichtige Wahrheit und ihre praktischen Konsequenzen für die, an die er sich wendet, vorzustellen, und indirekt, aber nicht weniger wirklich für alle, die den Glauben unseres Herrn Jesus Christus haben. Hier wehrt er sich gegen einen Missbrauch, der leicht zu verstehen und ebenso gefährlich wie böse ist. Er tadelt und verwirft ein bloßes Lehrschema ohne Leben, und daher ohne die Werke, die das Vorhandensein einer neuen Natur aus Gott bezeugen. Johannes, dem gegeben wurde, die Herrlichkeit der Person Christi über alle anderen der inspirierten Schreiber hinaus darzustellen, zeigt uns das Leben in Christus, das der Gläubige schon jetzt hat, und die Gabe des Geistes, den anderen Sachwalter. Aber hier wird dieselbe Wahrheit der göttlichen Natur, deren wir teilhaftig werden, nicht weniger wahrhaftig offenbart, die Grundlage aller für Gott wohlgefälligen Werke und Praxis in Wort, Tat oder Gefühl. „Aber es wird jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke“ (V. 18a). Das ist eine Annahme, die trennt, was Gott untrennbar verbindet, ein offensichtlicher Kampf gegen sein Wort und seine Natur, wie auch seinen Willen. Denn hatte Er nicht im Geist behauptet, dass Gott, der Vater der Lichter, uns nach seinem Vorsatz gezeugt hat durch das Wort der Wahrheit? Täter des Wortes zu sein und nicht nur Hörer, die nicht so gezeugt sind, ist unser beständiger und gesegneter Platz, ein vollkommenes Gesetz der Freiheit, in dem wir aus Gnade fortfahren, weil unsere neue Natur Ihn und sein Wort liebt. Die, die das Werk vom Glauben trennen, haben keine lebendige Verbindung mit Gott und betrügen sich nur selbst.
Daher die Widerlegung in den nächsten Worten: „zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich werde dir meinen Glauben aus meinen Werken zeigen“ (V. 18b). Es ist eine in ihren beiden Teilen schlüssige Antwort. Der Glaube ist gleichsam die Seele und braucht die Werke als ihren Körper, um sich kundzutun. Den Glauben getrennt von den Werken zu zeigen ist daher ein Ding der Unmöglichkeit. Wer durch den Heiligen Geist glaubt, der zeigt seinen Glauben durch seine Werke, wie der, der widerspricht, das Gegenteil zeigt.
Gerade dieses Wort zeigen, wie es dem großen Ziel des Briefes entspricht, ist der Schlüssel zu der Schwierigkeit, die von früher her bis jetzt so viele nicht belehrte und nicht gegründete Menschen beim Vergleich der Lehre des Paulus und des Jakobus gefunden haben.
Insofern beide inspiriert waren, kann es keinen Grund dafür geben. Der Anschein ist allein auf die Unwissenheit des Unglaubens zurückzuführen. Der eine beschäftigt sich mit der Wurzel, mit dem, was „vor Gott“ ist (Röm 4,2); der andere mit der Frucht, und deshalb zeige mir“ vor den Menschen. Beide stimmen darin überein, dass dort, wo Gott den Glauben gegeben hat und die Menschen durch das Wort der Wahrheit gezeugt werden, die guten Werke die Frucht und das äußere Zeugnis des Glaubens sind. In der Tat gibt es nichts zu versöhnen, denn es gibt keinen wirklichen Widerspruch. Der eine besteht darauf, dass ein Mensch durch den Glauben gerechtfertigt wird, unabhängig von den Werken des Gesetzes; der andere, dass der, der behauptet, den Glauben zu haben, verpflichtet ist, ihn durch seine Werke zu beweisen. Bei dem einen ist die Frage, wie ein Sünder aus Gnade gerechtfertigt werden kann; bei dem anderen, was Gott von dem erwartet, der sich zum Glauben bekennt.
Aber die Widerlegung geht noch weiter. „Du glaubst, dass Gott einer ist, du tust recht; auch die Dämonen glauben und zittern“ (V. 19). Es war gut, die Einheit Gottes anzuerkennen, und böse, eine Vielzahl von Göttern zu haben, die nicht besser waren als die Dämonen. Sogar diese waren nicht so unempfindlich wie jene, die sich ihres Glaubens rühmten, aber keine entsprechenden Werke vorzuweisen hatten. Denn die Dämonen zitterten, wie wir in den synoptischen Evangelien sehen. Der bloße Bekenner des Glaubens mag nicht so viel Empfinden haben, obwohl Gottes Wort ernstlich warnt, dass solche kein Erbe im Reich Christi und Gottes haben.