Behandelter Abschnitt Jak 2,8-9
Durch den Reichtum hat der Feind ein leichtes Mittel, die Gesinnung der Welt gegen Christus und seine Armen aufrechtzuerhalten. Doch hier steht die schuldhafte Tendenz jedes Christen im Vordergrund, und besonders der Armen, den „ungerechten Mammon“ zu ehren, und die, die nichts anderes haben, um sich zu rühmen. Freundschaft mit der Welt ist Feindschaft gegen Gott. Die Schrift ist strikt dagegen, ihre Güter zu begehren, oder noch mehr, ihnen Unrecht zu tun. Weder dieser Brief noch ein anderer heißt Gleichmacherei gut. Der Glaube gibt den einzigen Jubel von Wert im geistlichen Bereich; und das ist gewiss die Versammlung, oder sie ist schlimmer als nichts, wie Salz, das seinen Geschmack verloren hat, und weder für das Land noch für den Mist tauglich ist. Wer Ohren hat zu hören, der höre.
Der Ausdruck „königliches Gesetz“ ist charakteristisch für diesen Brief; er ist jedoch nicht die einzige eigentümliche Formulierung, die angemessen gebraucht wird. Wir haben bereits „das vollkommene Gesetz der Freiheit“ in Kapitel 1,25 gefunden, und wir finden auch das „Gesetz der Freiheit“ in Kapitel 2,12.
Wenn ihr wirklich das königliche Gesetz erfüllt nach der Schrift: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, so tut ihr recht. Wenn ihr aber die Person anseht, so begeht ihr Sünde und werdet von dem Gesetz als Übertreter überführt (2,8.9).
Dies ist bewundernswürdig. Die schwachen Gläubigen der Beschneidung, von denen die meisten arm waren, hatten den früheren Eifer des Glaubens so sehr vergessen, dass sie vor den Reichen zurückschreckten, und das sogar in ihren Versammlungen, wenn ein reicher Mann dort hineinkam. Doch waren die Ärmsten unter ihnen nicht reich im Glauben? Waren sie nicht Erben des Reiches, das Er, der sie auserwählt hat, denen verheißen hat, die Ihn lieben? Welch eine Ungereimtheit, sich den Anschein zu geben, ein wenig Geld zu schätzen, das Auge des Glaubens vor ihren eigenen Hoffnungen auf die Herrlichkeit zu verschließen, obwohl die geringste Erinnerung an den Herrn der Herrlichkeit diese natürlichen Gedanken zerstreute und die Verheißung zurückbrachte, die den falschen Glanz der Welt, wie sie ist, aufdeckt.
Das dritte Buch Mose hatte von Anfang an dieses große moralische Prinzip für Israel vorgestellt, doch wo war das Herz, das es zu schätzen wusste? Wo war die Natur, die fähig war, es unbeirrt auszuführen? Sicherlich nicht in der Gesinnung des Fleisches, die Feindschaft gegen Gott ist und eigentlich für den Menschen nicht besser ist. „Denn die Liebe ist aus Gott; und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist Liebe“ (1Joh 4,7.8). Es gibt nichts Wahreres und Treffenderes. Die Fülle und ihre Offenbarung sind in Christus, der in die Welt gesandt wurde, damit wir durch Ihn leben könnten. Das können wir nicht tun, bis wir Ihn von Gott empfangen und an seinen Namen glauben. Dann leben wir erst, und so leben wir für Gott; denn wer an ihn glaubt, hat das ewige Leben. Es gibt keinen anderen Weg. „Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das Zeugnis in sich selbst; wer Gott nicht glaubt, hat ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht an das Zeugnis geglaubt hat, das Gott bezeugt hat über seinen Sohn. Und dies ist das Zeugnis: dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht“ (1Joh 5,10-12).
Der Gläubige hat also allein dieses Leben und liebt Christus entsprechend, der, als Er herausgefordert wurde, an die erste Stelle die Liebe zu Gott setzte, aber auch an die nächste Stelle die Liebe zum Nächsten betonte. In dieser Welt der Not und des Elends hatte sich sogar der Gesetzeslehrer nicht daran gehalten und fragte: „Und wer ist mein Nächster?“ Für den Herrn war das alles klar genug. Er kam in Liebe, um die Verlorenen zu suchen und zu retten, koste es, was es wolle. Jetzt, wo Er in der Höhe ist, wirkt seine Liebe in den Seinen, und nur in ihnen. Denn wie der Apostel in Römer 8 zeigt, wandeln die, die in Christus sind, nach dem Geist, nicht nach dem Fleisch, das gesetzlos und selbstsüchtig ist, das genaue Gegenteil von Liebe oder jedem anderen Gut. Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus ist es, das den Gläubigen von dem Gesetz der Sünde und des Todes befreit hat. Die Sünde ist kein Gesetz mehr, die Macht des Todes wurde durch den aus den Toten auferstandenen Christus gebrochen, und Er ist unser Leben. Das ist ein Grund, warum es für die, die in Christus sind, keine Verdammnis gibt (Röm 8,1). Gott kann das Leben, das jetzt in Ihm ist, nicht verdammen. Aber was ist dann mit unserer bösen Natur, dem Fleisch? So heißt es weiter: „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde [d. h. als Sündopfer] sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte, damit die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt würde in uns, die nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln“ (Röm 8,3.4). Denn nur der Gläubige, der das neue Leben und die Wirksamkeit des Todes Christi in der Aufhebung seiner bösen Natur hat, wandelt nach dem Geist, indem er Gott über alles liebt und den Menschen so sehr liebt, dass er für sein Wohl leiden oder sogar sterben würde.
Es ist nicht so, dass Jakobus das vorstellt, was der Apostel der Unbeschnittenheit weggelassen hat. Aber er charakterisiert diesen großen moralischen Anspruch Gottes gegenüber dem Nächsten als ein „königliches Gesetz“. Vor Ihm ist das Ansehen von Personen zum Tode verurteilt. Das Gebot der Nächstenliebe steht über allen vergänglichen oder künstlichen Unterscheidungen unter den Menschen. Wer oder was sind die Reichen, die es zu ihren Gunsten außer Kraft setzen wollen? Und was bedeuten die Reichen im Glauben unter den Armen, wenn sie es ignorieren? Es ist ein königliches Gesetz, sagt unser Brief. Wer die Augen seines Herzens auf unseren Herrn Jesus richtet, wird nicht darin versagen, es zu erfüllen. Es wäre ein trauriger Abstieg, von Ihm in der Herrlichkeit, wie Er dort ist, wegzuschauen zu dem Mann mit goldenen Ringen des Reichtums. Sogar Jakob, bevor der Herr Jesus kam, machte es besser, als er in die Gegenwart des Pharaos, des Königs von Ägypten, gebracht wurde. Er wurde nicht geblendet, ebenso wenig wie er für seine Familie flehte. Und „Jakob segnete den Pharao“ (1Mo 47,10). „Ohne allen Widerspruch aber“, heißt es, „wird das Geringere von dem Besseren gesegnet“ (Heb 7,7). Möge der Ärmste der Heiligen gestärkt werden, das Bewusstsein seiner Glückseligkeit und die Hoffnung auf die Herrlichkeit, wo der Herr ist und wohin er selbst geht, unvermindert zu bewahren!
Das Ansehen der Person ist ein Verstoß gegen die Liebe und eine Übertretung des Gesetzes, das auf der Liebe besteht, wie im folgenden Vers hinzugefügt wird. Wenn ein Gläubiger arm ist, gibt es keinen Grund, warum er der Weltlichkeit nachgeben, seine armen Brüder verachten, die Wohlhabenden aufblähen und den Herrn der Herrlichkeit entehren sollte, der uns das klare Gegenteil gezeigt hat. „Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet“ (2Kor 8,9). „Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war“ (siehe Phil 2,5-9). Wie unser Brief erklärt, ist das Ansehen der Person ein Werk der Sünde und wird vom Gesetz als Übertretung verurteilt; wie der Brief an die Römer sagt: „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe die Summe des Gesetzes“ (13,10).