Behandelter Abschnitt Heb 11,39-40
Daher waren sie oft Ausgestoßene, die in Wüsten und Gebirgen, Höhlen und Klüften der Erde umherirrten. Wie sich dies in den heidnischen und päpstlichen Verfolgungen seit der Abfassung des Briefes wiederholte, bedarf hier keines Beweises. In den Augen der Welt waren sie unerbittlich und unausführbar. Nichts gewann sie, Reichtum, Bequemlichkeit oder Ehre; nichts bezwang sie, Verleumdung, Hass, Gefängnis oder Tod. Sie lehnen die gegenwärtige Herrlichkeit ab, sie erinnern sich daran, wer gekreuzigt wurde und von wem; sie warten auf seinen Tag und sehen ihn nahen.
Und diese alle, die durch den Glauben Zeugnis erlangten, haben die Verheißung nicht empfangen, da Gott für uns etwas Besseres vorgesehen hat, damit sie nicht ohne uns vollkommen gemacht würden (V. 39.40).
Was auch immer die unterschiedlichen Umstände, Feinde oder Leiden dieser Gläubigen sein möchten, dies gilt für sie alle. Wie sehr sie auch durch ihren Glauben bestätigt wurden und Verheißungen erhielten, die sie unterstützen sollten, so haben sie doch nicht die Verheißung erfüllt bekommen, auf die alle warten. Denn Gott hatte in der Zwischenzeit etwas Neues und Besseres für uns vorgesehen, während Christus, der verworfen worden war, zur Rechten Gottes in der Höhe ist. Obwohl also der Grund für alle Segnungen gelegt wurde, als Christus das erste Mal kam, wartet die Erfüllung von allem auf sein Wiederkommen; und wenn Gottes Versorgung für uns vollständig ist, werden sie vollendet sein, nicht vorher.
Die Verse 39 und 40 sind umso bemerkenswerter, als sie den Abschluss eines Kapitels bilden, in dem der Geist Gottes den Glauben der Zeugen Gottes vom Anfang des Alten Testaments an würdigt. Abel, Henoch und Noah nehmen jeweils einen leuchtenden Platz in der guten Aufzählung ein. Am Ende wird noch mehr darauf geachtet, den hebräischen Gläubigen die besonderen Vorrechte einzuprägen, die den Christen eigen sind. Der Geist selbst zeigt durchweg, dass sie diese noch nicht richtig eingeschätzt hatten; und sogar die, die sie einmal gekannt hatten, neigen unter dem Druck der Prüfung und des Kleinglaubens dazu, sie zu vergessen oder gar zu vernachlässigen. Wo diese neuen Segnungen nie durch die göttliche Lehre verstanden worden sind, hört man häufig die Frage: „Willst du damit sagen, dass solche wie du gesegneter sind als die treuen Abraham, Isaak und Jakob? Ist dein Anteil reicher als der von Mose oder Josua? Von Samuel oder David? Von Jesaja, Jeremia oder Daniel? Solche Gedanken übersehen die unermessliche Veränderung, die durch die Verwerfung des Christus, des Sohnes Gottes, durch die Erlösung, die Er für die Gläubigen vollbracht hat, nämlich durch seine Verherrlichung zur Rechten Gottes, die das Unterpfand der unseren ist, durch den Heiligen Geist, der inzwischen herabgesandt wurde, um als Salbung, Siegel und Unterpfand in uns zu wohnen, bewirkt wurde.
Der Apostel geht hier übrigens nicht auf die Einzelheiten ein, aber er spielt auf den unvergleichlichen Reichtum der Gnade an, der uns jetzt durch das Kreuz Christi zuteilgeworden ist und sich in dem auferstandenen und im Himmel sitzenden Christus zeigt. Diese werden von den Widersprechenden in dem Unglauben ignoriert, der alles auf ein totes Niveau reduzieren würde und keinen Raum für das Wirken der souveränen Gnade zum Lob des gekreuzigten Herrn der Herrlichkeit und für die persönliche, innewohnende Gegenwart des Geistes zur Offenbarung der zuvor verborgenen göttlichen Ratschlüsse lässt. Dass „Gott für uns etwas Besseres vorgesehen hat“ im Vergleich zu all dem, was in der Vergangenheit durch den Glauben bezeugt wurde, wird so kurz zusammengefasst. Es gibt noch andere Briefe, die unsere himmlische Stellung in Christus noch stärker beschreiben als dieser an die Hebräer.
Aber was hätte ein Gläubiger des Alten Testaments aus einer solchen Sprache machen können, wie wir sie hier durchgehend finden? Er hat die Reinigung von den Sünden bewirkt, sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe“ (Heb 1,3). „Denn sowohl der, der heiligt, als auch die, die geheiligt werden, sind alle von einem“ (Heb 2,11). „Christus aber als Sohn über sein Haus, dessen Haus wir sind, wenn wir nämlich die Freimütigkeit und den Ruhm der Hoffnung [bis zum Ende standhaft] festhalten“ (Heb 3,6). „Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten“ (Heb 4,14); „obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte; und, vollendet worden, ist er allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden“ (Heb 5,8.9); „die wir als einen sicheren und festen Anker der Seele haben, der auch in das Innere des Vorhangs hineingeht, wohin Jesus als Vorläufer für uns hineingegangen ist, der Hoherpriester geworden ist in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks“ (Heb 6,19.20). „Denn ein solcher Hoherpriester geziemte uns auch: heilig, unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden“ (Heb 7,26). „Jetzt aber hat er einen vortrefflicheren Dienst erlangt, insofern er auch Mittler eines besseren Bundes ist, der aufgrund besserer Verheißungen gestiftet ist“ (Heb 8,6). Er ist mit seinem eigenen Blut – „ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte“ (Heb 9,12).
Diese wundersamen Tatsachen seines Sühnungswerks und seines priesterlichen Amtes bringen entsprechende Segnungen für die mit sich, denen sie jetzt bekanntgemacht werden. Nehmen wir dieses Beispiel aus Hebräer 10,2: „weil die den Gottesdienst Ausübenden, einmal gereinigt, kein Gewissen von Sünden mehr gehabt hätten?“ Wie hätte sich ein Gläubiger vor der Erlösung eine solche Wohltat vorstellen können? Die Schwierigkeit besteht darin, seit den Tagen der Apostel jemanden zu finden, der sich die Wahrheit, die dem natürlichen Denken so entgegengesetzt ist, wirklich zu eigen macht. Eine weitere Stelle desselben Kapitels mag genügen: „Da wir nun, Brüder, Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu, auf dem neuen und lebendigen Weg, den er uns eingeweiht hat durch den Vorhang hin, das ist sein Fleisch, und einen großen Priester haben über das Haus Gottes, so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewissheit des Glaubens, die Herzen besprengt und so gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser“ (10,19–22). Wahrlich, wenn diese bekannten Segnungen alles gewesen wären, hat Gott „etwas Besseres für uns vorgesehen“, was der einsichtsvollste Gläubige, bevor das Werk Christi vollbracht und der Heilige Geist gegeben war, nicht einmal hätte begreifen können.
Aber es gefiel Gott zu seiner eigenen Ehre und zur Ehre seines gekreuzigten und erhöhten Sohnes, die Gläubigen jetzt so zu segnen, wie es die früheren Gläubigen nicht waren und nicht sein konnten. Inzwischen werden seine Erben und die Miterben Christi nach dem Vorsatz berufen, bevor der Herr kommt, wenn wir und alle Gläubigen des Alten Testaments nach dem Bild seines Leibes der Herrlichkeit vollendet werden und Ihm in der Höhe entgegengehen.